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2294 - Kristallchaos

Titel: 2294 - Kristallchaos
Autoren: Unbekannt
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Nackenhärchen sträubten sich. Die Konsequenzen aus Tolots Äußerung bedeuteten Gefahr für sie, am meisten wahrscheinlich für den psisensiblen Gucky, am wenigstens für den Haluter, der notfalls auf sein unempfindlicheres Planhirn umschalten konnte. Vielleicht war es aber auch ihre Rettung, sofern die Psi-Materie mit dem Antipsi-Gefängnis reagierte und dieses auflöste – eine vage Hoffnung, aber die erste, die sich ihm seit Tagen bot.
    „Nimm den Kleinen auf die Arme", sagte der Terraner hastig. „Und sieh zu, daß du ihn so schnell wie möglich ins Freie bringst, falls wir hier herauskommen."
    Weg aus dem Stock-Relais und aus der Nähe des Vulkans.
    Bully hielt erneut nach Millitron Ausschau. Der Roboter mußte längst gemerkt haben, daß etwas nicht stimmte.
    Der reichhaltige Nahrungs- und Wasservorrat für drei Tage erhielt unter diesen Umständen eine völlig neue Bedeutung.
    Bully war jetzt überzeugt, daß Millitron und die Motoklone sich aus dem Staub gemacht hatten und schon lange vor ihnen Gon-Orbhon, der Schutzherr. Falls er noch lebte. Vielleicht war er unter dem Einfluß Satrugars inzwischen wahnsinnig geworden.
    Immer wenn Bully an die Anfänge dieser Geschichte um Gon-O dachte, überlief es ihn eiskalt. Ein Schutzherr des Ordens von Jamondi traf auf einen vor Not halb verrückten Nocturnenstock und versuchte ihn zu retten, indem er sein Bewußtsein mit ihm vereinigte. Doch statt eine Heilung zu erreichen, steuerte das neue Kollektiv in immer schlimmere Abgründe hinein. Satrugar lebte in dem Wahn, nur die Transformation in eine Superintelligenz könne Gon-Os Existenz endgültig garantieren und Heilung bringen.
    Bully entdeckte erste Blasen in der durchsichtigen Wand vor sich. Noch immer sprühte ihm die Psi Materie wie Nieselregen entgegen, ohne ihn zu erreichen. Es erinnerte ihn an die Deflagration von Paratau, ein gar nicht so weit hergeholter Vergleich. Die Kartanin hatten einst den von den Nocturnen erzeugten Paratau gesammelt, um ihre eigenen Psionten zu trainieren, die „Esper".
    „Es kann nicht mehr lange dauern", piepste Gucky ziemlich kleinlaut. „Ich sage schon mal tschüs bis später."
    „Kannst du etwas erkennen?", fragte Bully. „Die Gedanken des Schutzherrn, einen Fetzen davon? Den Aufenthaltsort Gon-Orbhons?"
    „Was willst du von dem Blaßgesicht?", flüsterte der Ilt unter Schmerzen.
    „Mit dem Kerl als Geisel und Führer haben wir vielleicht eine Chance, lebend aus diesem Psi-Hexenkessel herauszukommen !"
    „Nein!", klang es sehr matt zurück. „Ich ... spüre ihn nicht."
    „Unsere Chancen, Gon-Orbhon in unsere Gewalt zu bekommen, stehen jetzt ...", begann Tolot, doch Bully hob die Hand und gebot ihm zu schweigen.
    „Varg-Saft oder Vurguzz! Wir versuchen's. Halte dich bereit!"
    Sturm kam auf. Er peitschte den Regen durch den Container. Die Wand vor Bully begann sich aufzulösen. Vorsichtig streckte er einen Arm aus. Dort, wo die Finger das Material berührten, verwandelte es sich in eine schwarze, klebrige Melasse. Sie brannte auf der Haut und ließ sich nicht abstreifen.
    Realität oder Illusion? Bully vermochte es nicht zu entscheiden.
    Die Stimme des Haluters dröhnte durch das vermeintliche Chaos. „Ein absolut gleichmäßiger Vorgang mit kontinuierlichem Energieabbau."
    Tolot wollte damit wohl zum Ausdruck bringen, daß es sich um einen kontrollierten Prozeß handelte.
    Bullys Finger durchstießen endlich das Hindernis. Die klebrigen Fetzen verschwanden ebenso schnell wie der sichere und ebene Boden unter seinen Stiefeln. Mühsam kämpfte der Terraner um sein Gleichgewicht Der Container, ihr Aufenthalt seit der Gefangennahme auf Parrakh, löste sich tatsächlich unter dem Psi-Regen auf. Die letzten Tropfen verschwanden im Nichts. Gleichzeitig legte sich ein extrem starker Druck auf Bullys Bewußtsein, der ihn aufstöhnen ließ.
    „Kleiner!", keuchte er. „Kannst du jetzt irgendetwas erkennen?"
    Ein Seufzen kam als Antwort. „Es bringt mich um!"
    Aus geweiteten Augen verfolgte er, wie der Haluter einen Finger krümmte und sachte gegen den Kopf des Ilts klopfte. Die fast liebevolle Berührung reichte aus, Gucky bewußtlos werden zu lassen. Er erschlaffte in Tolots Armen.
    „Der Wahnsinn Satrugars ist zu stark", hörte Bully den Haluter sagen.
    Mit dem Verschwinden des bidirektionalen Schirms gab es für den empfindlichen Geist des Multimutanten keinen Schutz mehr vor der gefährlichen Ausstrahlung des Stock-Relais. Um ihn zu schonen, hatte Icho Tolot den
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