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2244 - Bürgergarde Terrania

Titel: 2244 - Bürgergarde Terrania
Autoren: Unbekannt
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standen in kleinen Gruppen beieinander und unterhielten sich leise. Alle waren sichtbar aufgeregt. Sie schienen auf etwas zu warten. Niemand wagte laut zu reden. Es gab kein Gelächter, keine lauten Gefühlsäußerungen. Über dem Ganzen lag eine gespannte, schon beinahe düstere Atmosphäre ungeduldiger Erwartung.
    Insgesamt waren es an die zweihundert Menschen, gekleidet in vorwiegend dunkle Kombinationen und weite Mäntel, sodass Männer und Frauen manchmal nur schwer zu unterscheiden waren. Ebenso wenig Rückschlüsse ließen sich hierdurch über das Alter der Maskierten ziehen. Doch so uniform sie von weitem wirken mochten, so wenig waren sie es: Einige standen gebeugt, andere hoch aufgerichtet. Einzelne unterstrichen ihre Worte durch kräftige Gesten, andere sprachen schleppend, und wieder andere schwiegen ganz und rührten sich nicht.
    Immer noch betraten vereinzelte Maskierte die Halle, der eine oder andere legte neben dem Eingang eine einzelne Blume ab. Es war bereits ein ansehnlicher Haufen entstanden, der vor dem eingerahmten Bild einer jungen, schönen Frau lag: Sagha Eysbir. Sie standen für die Trauer um die den meisten hier gewiss persönlich Unbekannte, stellvertretend für alle, die ihr Leben und das ihrer Mitmenschen im Dienste des unseligen Kultes von Gon-Orbhon opferten.
    Jeder Neuankömmling suchte sich einen Platz, still und schnell. Es gab keine Tische und keine Stühle, nur ein Podest in der Mitte der Halle, zu dem drei breite Stufen hinaufführten. An den Rändern des Podests klebten zerstörte Positronikbausteine, mahnten an die Werte, die hier zerstört worden waren. Je mehr Zeit verging, desto unruhiger wurden die Versammelten. Die Atmosphäre wurde deutlich gespannter. Dann endlich ertönte aus mehreren Lautsprechern ein Gongschlag, unnatürlich laut und hallend an diesem Ort. Früher wären Akustikfelder beliebig platzierbar gewesen, heute mussten sie zu diesen einfachen Mitteln greifen. Doch das würde sich auch wieder ändern, das wussten sie alle.
    Das Gemurmel erstarb mit dem letzten Nachhallen des Gongschlages. Die Maskierten drehten sich zu dem Podest um und warteten auf das, was jetzt geschehen würde. Es dauerte noch zwei Minuten, bis einer aus ihrer Mitte auf das Podest zuging und die Stufen hinaufstieg. Die in einen dunklen Ledermantel gehüllte Gestalt war kräftig und hatte einen Dreitagebart, der ihrem Gesicht etwas Düsteres gab. Ihre Bewegungen wirkten entschlossen.
    Der Düstere sah sich um. Seine Augen blitzten hinter der schwarzen Maske. Dann endlich nickte er und hob die rechte Hand. „Ich danke für euer Kommen!", sagte er. Seine Stimme war ebenso kräftig wie seine Erscheinung, aber sie klang leicht metallisch, verzerrt, verfremdet. Keine Stimmidentifizierung.
    Es war so still im Gewölbe, als ob niemand zu atmen wagte. Der Redner nannte seinen Namen nicht, und niemand fragte danach. Keiner der hier Versammelten würde einen anderen so etwas fragen.
    Nicht hier. Sie trugen die Masken, weil Anonymität ihr Schild und ihr Schwert war - noch. Der Abend würde zeigen, ob sich das ändern würde. „Wir alle sind heute hier, um ein Gespenst zu verscheuchen - ein böses Gespenst, das seit nunmehr sieben Monaten sein Unwesen treibt, zuerst in der Hauptstadt, aber inzwischen auf der ganzen Erde.
    Das Gespenst hat einen Namen. Seine Jünger sehen in ihm einen Gott, den Gott Gon-Orbhon. In einem Atemzug damit muss der Name desjenigen genannt werden, der sein Kommen und sein künftiges Reich verkündet und das Gift der Verblendung in die Herzen und Seelen unserer Brüder und Schwestern und unserer Kinder trägt: Carlosch Imberlock!"
    „Der Teufel in Menschengestalt!", rief eine weibliche Stimme aus der Zuhörerschaft. „Er hat meine beiden Töchter auf dem Gewissen!"
    „Er gehört hingerichtet!", rief eine andere Stimme. „Öffentlich! Es ist nicht zu glauben, dass einer wie er frei seine Hetzereien verbreiten darf! Was- tut die Regierung?"
    „Nichts", antwortete der Maskenträger. „Deswegen sind wir hier - ausgewählte, aufrechte Bürger Terranias. Ihr alle habt die Einladung erhalten und bisher nur ihr. Ihr besitzt entweder eine ganz besondere Eignung oder verfügt über Einfluss, der für uns wichtig sein kann. Gemeinsam ist euch allen, dass ihr nicht mit dem einverstanden seid, was sich in diesen Tagen, Wochen und Monaten in Terrania tut. Ihr seid die Ersten, aber in wenigen Tagen könnten es Tausende sein, die sich zur Wehr setzen. Es kommt auf euch an, auf eure
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