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2235 - Todesspiele

Titel: 2235 - Todesspiele
Autoren: Unbekannt
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später abgeschlossen war, sah die Diebin wie ein alter, grauhaariger Terraner in einem königsblauen Nadelstreifenanzug aus, mit silbernem Vollbart und runzligem Gesicht. Sie grinste unwillkürlich und verlangsamte ihre Schritte.
    In der Mikrosteuerung der multimimetischen Maske waren über einhundert verschiedene Formen gespeichert, die auf Kommando abrufbar waren. Genug Varianten, um jeden Verfolger abzuschütteln und an jedem Ort unterzutauchen. Natürlich, wenn die internen Sicherheits- und Überwachungssysteme der Raumstation noch funktionieren würden, hätte sie dem Gurrad nicht so schnell entkommen können. Sie hätte für die Metamorphose eine Stelle aufsuchen müssen, die nicht von den Kameras der Bordüberwachung und den wachsamen Augen der Stationspolizei kontrolliert wurde, um keinen Verdacht zu erregen.
    Aber die Kameras waren abgeschaltet, und die Stationspolizei hatte andere Sorgen als eine Diebin, die einem anderen Dieb die Beute abgejagt hatte.
    Plötzlich verflog Sgardes Euphorie. Die gelungene Flucht vor dem Gurrad war nur ein kurzlebiger Triumph. Sie dachte wieder an Traminer und die Bombe. Und an die rote Riesensonne, die bereits mit feurigen Protuberanzenarmen nach der Raumstation griff.
    Im CASINO UNIVERSO hatte der Tod viele Gesichter.
    Und sie brauchte mehr als ihr Handwerkszeug, um den Tod abzuschütteln.
    Mit müden, zögerlichen Schritten ging sie weiter, um Rogolov Traminer im Weißen Casino zu treffen und ihre Beute abzuliefern.
    Sie schwitzte unter der Maske. Das Biomolplast war atmungsaktiv, aber trotzdem rann der Schweiß in Strömen über ihr verborgenes wahres Gesicht. Erst jetzt fiel ihr auf, wie heiß es im Perimetergang war.
    Es mussten mindestens dreißig Grad sein, vielleicht sogar mehr. Und es würde noch heißer werden.
    Viel heißer.
     
    2.
     
    7. April 1332 NGZ, 10:51 Stationszeit
     
    „Statusbericht", sagte Kommandant Kellborn mit brüchiger Stimme. Er räusperte sich und straffte unwillkürlich seine hagere Gestalt.
    Immer Haltung bewahren, mahnte er sich. Ein Vorbild sein. Dem Druck nicht nachgeben. Auch wenn ich zum xten Mal Dinge abfrage, die ich seit langem weiß.
    „Hyperkon-Projektor?", fragte er laut.
    „Status negativ", meldete Allister Lake, der Leitende Ingenieur der Raumstation. Sein blasses, teigiges Gesicht, unnatürlich gerötet im trüben Licht der Notbeleuchtung, zeigte keine Regung.
    „Hyperkon-Antriebsspulen?"
    „Negativ."
    „Quintadim-Konverter?"
    „Negativ."
    „Antigravgenerator?"
    „Negativ."
    „Antigrav-Projektorkugel?"
    „Negativ."
    Kellborn unterdrückte einen Fluch. Er hatte nichts anderes erwartet – schließlich versuchten die Reparatur-Crews schon seit Monaten vergeblich, die Stationssysteme wieder funktionsbereit zu bekommen, aber dennoch ... die Hoffnung starb zuletzt. Und Hoffnung war alles, was sie noch hatten. Er spürte erneut die Depression, die wie eine schwere Last auf seine Schultern drückte, und schüttelte sie mit der Kraft seines Willens ab.
    Noch war es zu früh, um einfach aufzugeben.
    Noch bestand die Möglichkeit, dass sie gerettet wurden.
    Noch waren sie nicht tot...
    Er kniff die Lippen zusammen und zwang sich, das sinnentleerte Ritual der Statusabfrage fortzusetzen. Die Crew brauchte die vertraute Struktur des Bordbetriebs. Ein Gerüst, das den Männern und Frauen in dieser desolaten Lage Halt gab. Das verhinderte, dass sie zusammenbrachen. Durchdrehten.
    „Gravo-Jet?", fragte er.
    Die Antwort kam prompt, und sie überraschte ihn nicht. „Negativ."
    „Hypertropzapfer?"
    „Negativ."
    „Gravitrafspeicher?"
    „Speicher eins bis vier negativ", erwiderte Lake. Er sprach monoton, ausdruckslos, als hätte er jedes Interesse an seinem Job, seiner Lage, seinem Leben verloren. Doch die Schweißtropfen an seiner Stirn, unter dem schütteren Haaransatz, verrieten ihn. Er schwitzte nicht wegen der Hitze, auch wenn sie mit jeder Stunde zuzunehmen schien. Er hatte Angst. Nackte Angst. Wie sie alle.
    „Syntronik?"
    „Negativ.
    Kellborn zögerte. Keine Veränderung, dachte er. Obwohl die Reparaturteams unermüdlich an den Maschinen arbeiten. Er fröstelte trotz der Hitze in der Zentrale der Raumstation. Alles bricht zusammen, durchfuhr es ihn. Und wir sind hilflos. Trotz unserer wunderbaren, hochgezüchteten, unvergleichlichen Technik. Nein, wegen unserer Technik. Sie hat uns im Stich gelassen, und ohne sie sind wir nichts.
    Der Kommandant verdrängte die düsteren Gedanken.
    „Notfallfusionsreaktor?", fragte er
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