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2235 - Todesspiele

Titel: 2235 - Todesspiele
Autoren: Unbekannt
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Protuberanzen. Die Sonne Bart Spurr schien den gesamten Weltraum auszufüllen, und fast glaubte Sgarde ihre Hitze spüren zu können. So nah, dachte sie, so schrecklich, tödlich nah ...
    Vor ihr tauchte ein Quergang auf, der aus dem Gamma-Sektor der Raumstation zur Kommandospindel führte, und Sgarde Norte spürte neue Hoffnung.
    Dies war ihre Chance.
    Sie bog in den Gang und stieß keuchend hervor: „Siebzehn."
    Die Audiosensoren von Maske und Anzug registrierten den verbalen Befehl und reagierten binnen einer Mikrosekunde. Sgardes zernarbtes, hässliches Männergesicht zerfloss, die Wangen fielen ein, die Nase trat hakenförmig hervor, der Teint nahm eine fahle Blässe an. Die hohe Stirn dehnte sich weiter und wuchs zu dem haarlosen, eiförmigen Schädel eines Aras heran. Gleichzeitig verwandelte sich der schmutzige, graublaue Crew-Overall in einen blütenweißen, an den Revers schwarz abgesetzten Maßanzug mit eingearbeiteten Glitzerelementen, wie sie in dieser Saison auf Aralon Mode waren.
    Sgarde hütete ihr Geheimnis schon sehr lange; seine Offenlegung würde ihr zu schnell den Tod bringen. In den Anfangstagen ihrer Karriere war ihr die multimimetische Maske in die Finger gefallen, ein Prototyp der Whistler-Werke. Sie hatte eigentlich einen Datenkristall stehlen sollen, auf dem sich „gewisse Daten" des Projektentwicklers einer neuen Serie von Haushaltsrobotern befanden, die ihn leicht den Job kosten konnten. Über die Maske war sie nur durch Zufall gestolpert und hatte sie als Teil eines Täuschungsmanövers mitgenommen.
    Das hatte besser geklappt als geahnt: Für die Whistler Inc. war es eine mittlere Katastrophe gewesen, dass ihr Prototyp verschwunden war, ebenso wie alle Unterlagen des „Projektes Argyris". Niemandem war aufgefallen, dass auch noch ein Datenspeicher mit vergleichsweise uninteressantem Inhalt plötzlich nicht mehr auffindbar war.
    Sgarde hatte erst erfahren, was für einen Schatz sie da in Händen hielt, als ein Kopfgeld auf den Dieb der Maske ausgesetzt worden war. 2,5 Milliarden Galax bewogen sie dazu, den Geheimnissen ihrer offensichtlich wertvollen Beute auf die Spur zu kommen. Und als sie begriffen hatte, was sie in Händen hielt, war ihr klar geworden, dass sie sich niemals wieder davon trennen würde. Die gesamte Metamorphose hatte nur wenige Sekunden gedauert. Wo sich soeben noch das narbengesichtige Crew-Mitglied befunden hatte, stand jetzt ein blasiert dreinschauender, reicher Ära. Allein an ihrer Größe war Sgarde Norte noch zu identifizieren, aber sie war überzeugt, dass der Gurrad in der Hitze des Gefechts nicht darauf achten würde.
    Sie straffte sich, machte kehrt und trat mit beschwingten Schritten in den Korridor, wo der Gurrad bereits heranstürmte.
    Er prallte gegen sie, stolperte einen Schritt zurück und riss mit einem gutturalen Aufschrei seinen Thermostrahler hoch. Sgarde hielt den Atem an. Das ledrig wirkende Raubtiergesicht des Löwenmenschen war schweißüberströmt, in seinen gelben, geschlitzten Augen blitzten Wut und Hass. Wild sah er an der Diebin vorbei in die Tiefe des Quergangs und stieß einen grollenden Fluch aus, als er niemand entdecken konnte. Er packte den vermeintlichen Ära am Revers und schüttelte ihn heftig. „Wo ist er hin?", knirschte der Gurrad. „Der Terraner, der soeben vorbeigekommen ist? Wo ist er hin? Rede, verdammt!"
    Sgarde musste sich nicht bemühen, Angst zu heucheln. Sie hatte Angst. Todesangst. Aber sie vertraute auf ihre Tarnung. Scheinbar eingeschüchtert wies sie auf das offene Schott am Ende des Ganges.
    „Er ... er ist durch das Schott verschwunden", sagte sie leise, mit verstellter Stimme, und sie hoffte, dass sie tief genug klang, um den Gurrad zu täuschen. „Im Durchgang zur Kommandospindel", fügte sie hinzu.
    Der Howalgoniumhändler murmelte etwas Unverständliches, vermutlich eine Verwünschung, und schob den vermeintlichen Ära mit einer groben Handbewegung zur Seite. Dann rannte er los und sprang mit schussbereitem Thermostrahler durch die Schottöffnung. Seine polternden Schritte entfernten sich schnell.
    Sgarde verschwendete keine Zeit. Wenn der Gurrad erkannte, dass er getäuscht worden war, würde er vielleicht zurückkehren, um seine Wut an dem „Ära" auszulassen. Sie lief weiter durch den Perimetergang und gab einen neuen kodierten Befehl: „Dreiundzwanzig." Wieder geriet die bioplastische Maske in Wallung, wieder veränderte der Chamäleonanzug seine Oberflächenstruktur. Als die Verwandlung Sekunden
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