Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2211 - PRAETORIA

Titel: 2211 - PRAETORIA
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
auf die Plattform. Summend entstanden die Prallfelder und hoben das Fahrzeug auf die kniehohen, gelblich schimmernden Polster, während ich murmelte: „Enttarnter Spion, Deflektor, müsste gleich hinter Tocco sein und ..."
    Tocco! Die Erkenntnis, dass sie zwischen die Fronten zu geraten drohte, trieb mir einen imaginären Eiszapfen durch das Herz. Das in einem Sekundenbruchteil in mir aufsteigende Gefühlschaos war ein wirres Gemisch aus Sorge, Angst, Beschützerinstinkt und – Liebe. „Los. Mit dem Truck dazwischen!"
    „Verstanden." Wenige Griffe – und der Truck schwebte in manueller Steuerung los, um schon nach wenigen Metern ins Schwanken und Schlingern zu geraten. Geschickt änderte Trebron die Prallfelddosierung, so dass es aussah, als fielen einige der Projektoren aus. Das Heck mit dem Container scherte aus. Ich hielt mich am Rahmen der Cockpittür fest und behielt Tocco im Blick. Sie sah uns entgegen, stoppte, als sie merkte, dass etwas nicht stimmte, und wich zur Seite. Die beiden TARAS waren noch fünfzig Meter entfernt, richteten ihre Waffen auf ein unsichtbares Ziel.
    Ich versuchte grob die Richtung und damit den Standort des Spions zu erfassen, während der Truck auf die Puffer krachte, sich unter Kreischen quer stellte und Funken sprühend weiter schrammte – übertönt vom Fluchen des Ingenieurs, der betont lautstark den erhöhten Hyperwiderstand und sämtliche Kosmokraten verwünschte. Irgendwo erklang ein unterdrückter Schrei, gefolgt von einem dumpfen Aufprall.
    Im nächsten Augenblick blitzten Energiestrahlen auf und flössen an den ellipsoiden Konturen eines hochgespannten Individualschirms entlang. Grelle Funkenkaskaden sprühten davon. Weitere Schreie mischten sich in Donnern und Fauchen. Glutflüssiger Bodenbelag brodelte entlang einer aufgerissenen Furche.
    Ich sprang mit einem mächtigen Satz der Positronik-Spezialistin entgegen, riss sie mit zu Boden und rollte mit ihr ab – während dicht über uns ein Thermostrahl durch die Luft raste und sie zum Kochen brachte. Nur den Bruchteil einer Sekunde später, und ...
    Kälte zog mir die Kopfhaut zusammen, während ich mich herumwarf, den Kombistrahler in Anschlag brachte und mehrere Schüsse abgab, ohne jedoch zu treffen. Längst waberte dunkler Qualm, die heiße Luft machte jeden Atemzug zur Qual. Abriegelnde Schutzfeldbarrieren entstanden, die TARA-Kampfroboter feuerten auf die nun sichtbare Gestalt, bis sie aus meinem Blickfeld verschwand, weil sich die Masse des Trucks dazwischen schob und uns Deckung gab.
    Trebron schaffte es, das Fahrzeug mit minimalem Prallfeldpolster in wenigen Zentimetern Höhe schweben zu lassen, sah zur Seite und warf sich aus dem Cockpit, das im nächsten Augenblick von einem irrlichternden Strahl zerfetzt wurde. Feurige Fetzen und Glassitsplitter wirbelten umher und prasselten zu Boden. Der Truck krachte endgültig auf die Puffer.
    Tocco und ich kamen auf die Beine, ich hielt ihre Taille umfasst und zog sie mit. Geduckt wichen wir zurück, während losspurtende Sicherheitskräfte an uns vorbeihuschten. Erneut fauchten Schüsse, sprühten Funken, glühten Schutzfelder auf. Der Ingenieur hechtete keuchend heran, passierte neben uns die Strukturlücke im Barrierenschirm und atmete erst auf, als sich hinter uns das Abwehrfeld wieder geschlossen hatte.
    Längst entwickelten schrille Alarmsignale eine bis ins Mark fahrende Geräuschkulisse. Ein Teil des Containers blitzte auf, verwandelte sich in einen expandierenden Glutball und wurde von Nachfolgedetonationen zerfetzt. Ausgekohlte Reste prallten gegen die aufleuchtenden Schutzfelder und wurden abrupt ihrer kinetischen Energie beraubt.
    „Alles in Ordnung?", rief Therbald, der nur kurz von seinem Pult aufsah.
    Tocco! Sie sah zu mir auf und nickte kaum merklich; ihre Unterlippe bebte leicht, die dunkelbraunen Mandelaugen wirkten unnatürlich groß und geweitet. „Ja", murmelte Trebron, wischte sich über das rußgeschwärzte Gesicht und nahm die Brille ab, um sie ausgiebig mit einem Tuch zu putzen. Dass nun seine Finger zu zittern begannen, kommentierte er mit einer unverständlichen Verwünschung.
    Auch ich fühlte, dass meine Knie plötzlich recht wacklig wurden, nahm mich aber zusammen – zumal sich plötzlich Arme um meinen Nacken schlangen und zwischen gehauchten Küssen ein „Danke!" an meine Ohren drang. Ich drückte sie an mich, sah nur noch sie, die Tränen in ihren Augen, fühlte den warmen Atem im Gesicht und versuchte erst gar nicht, des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher