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2207 - Der letzte Gesang

Titel: 2207 - Der letzte Gesang
Autoren: Unbekannt
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sollten, dass eine solche Aussprache aber unweigerlich in einem Streit enden würde, den beide nicht wollten. Sie mussten zusammenhalten, wollten sie auf Baikhal Cain bestehen.
    In einer Art stillschweigendem Vertrag beschränkten sie sich deshalb auf unverfängliche Themen: die Mahlzeit aus verschiedenen Beeren und Gemüsen, die sie aßen; den merkwürdigen, gleichzeitig süßen und salzigen Geschmack der Soße; die Schwierigkeiten, die die Motana bei der Beschaffung ihrer Nahrung haben mussten, verbot die Bedrohung durch die Kybb-Cranar doch sicherlich Felder von mehr als wenigen Fußbreit Größe.
    Rhodan war froh, als schließlich Zephyda auf dem kommunalen Platz des Nests auftauchte und ihrem qualvollen Reden um den heißen Brei herum ein Ende machte. „Da seid ihr ja!", rief die Motana und setzte sich neben die Männer. Ihre Hand wollte sich auf Atlans Oberschenkel legen, aber im letzten Moment zog Zephyda sie zurück. Offenbar war es nicht schicklich für die Wegweiserin, ihre Nähe zu Atlan so öffentlich zu zeigen. „Es wird Zeit, dass wir zu üben anfangen - in drei Tagen ist das Fleischfest!", verkündete sie.
    Ihre grünen Katzenaugen ruhten auf Atlan. Rhodan hatte ihr Blick nur gestreift, um der Höflichkeit Genüge zu tun. „Und was gibt es da zu üben?"
    „Was schon? Dein Lied natürlich!"
    „Mein Lied? Was meinst du damit?"
    Zephyda strich ihre Löwenmähne zurück. „Nun, ihr seid unsere Gäste. Und unter uns Motana ist es Brauch, dass die Gäste ihren Gastgebern ein Lied singen.
    Und ich will nicht, dass du dich blamierst ..." ... Schatz. Rhodan konnte nicht umhin, den Satz in Gedanken zu beenden.
    Ihm war klar, dass Zephydas Sorgen und Mühen allein Atlan galten. „Komm!" Sie nahm seine Hand und wollte den Arkoniden wegziehen. „Und was ist mit Perry?", wandte Atlan ein. „Perry ...?" Sie stockte, überrascht von dem Einwurf. „Ach, er ist so ein erfahrener Mann. Ich bin sicher, er kommt allein klar!"
    Diesmal verweigerte sich Atlan nicht, als Zephyda ihn mit sich ziehen wollte.
    Augenblicke später waren die beiden im Gewimmel des Nests verschwunden.
    Rhodan blieb verblüfft sitzen, in einer Hand eine der kleinen, flachen Schüsseln, die die Motana anstelle von Löffeln benutzten. Zephydas Entführung war einfach zu unvermittelt gekommen, um darauf reagieren zu können.
    Und außerdem: ein Lied? Das konnte doch nicht... „Da hat dich dein Freund schön in der Patsche sitzen lassen, was?"
    Ein quäkige Stimme riss den Terraner aus seinen Gedanken. Er wandte den Kopf und sah ein Mädchen. Nach terranischen Begriffen mochte sie elf oder zwölf Jahre alt sein. Sie hatte eine winzige, frech nach oben gereckte Stupsnase, ihre Haare standen trotz ihrer Kürze wirr ab. „Was glotzt du mich so an?", herrschte sie Rhodan an. „Sag bloß, du hast schon vergessen, wer ich bin."
    „Natürlich nicht. Wieso sollte ich?"
    „Du lügst! Du hast es ..."
    „Du bist Lesyde", sagte Rhodan. „Mann! Das hätte ich nicht ..." Das Mädchen streckte die Brust heraus und holte demonstrativ Luft. Dann ließ es sie prustend wieder entweichen und winkte betont lässig ab. „Auf der anderen Seite ... ist ja keine große Leistung, so, wie wir uns kennen gelernt haben."
    Lesyde, Zephydas kleine Schwester, hatte sich vor einigen Tagen in Rhodans Bett versteckt, um mehr über die geheimnisvollen Fremden herauszufinden.
    Dabei hatte sie den Terraner genau in dem Moment überrascht, als er glaubte, nach Wochen endlich wieder einen Augenblick für sich allein zu haben: als er nackt aus der Dusche trat. „Und was führt dich heute zu mir?", fragte Rhodan. „Hast du noch nicht genug gesehen?"
    Lesyde lachte glucksend. „Doch, doch, mehr, als ich eigentlich erhofft hatte - aber noch nicht gehört! Es heißt, du und Atlan seid wunderbare Erzähler.
    Aber so kleine Würmer wie ich stehen immer in der letzten Reihe, wo man nichts mehr richtig hört und sieht. Überall in der Residenz erzählt man sich die Geschichten, die ihr der Majestät und den Wegweiserinnen dargebracht habt. Nur, ich höre sie nur aus dem vierten oder fünften Mund. Wenn ich Glück habe!"
    Das Mädchen schnappte nach einer für den Nachtisch bestimmten Frucht, steckte sie sich in den Mund und fuhr kauend fort: „Ich will sie aber so hören, wie ihr sie erzählt. Ich will wissen, wie es da draußen wirklich aussieht!" Lesyde spuckte einen Kern aus. „Und da dein Freund für absehbare Zeit, na ja, nicht zur Verfügung steht, dachte ich, du könntest
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