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2169 - Das Lichtvolk

Titel: 2169 - Das Lichtvolk
Autoren: Unbekannt
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produzieren nämlich viele unserer zellulären Prozesse eine spezielle Form von Biolumineszenz, die auf der permanenten Fluktuation von ParaStaub zwischen dem verstofflichten und dem freien hyperenergetischen Zustand beruht. Diese mikroskopisch kleinen Staubpartikel heißen in unserer Sprache Tymcal. Zum anderen besitzen wir zwar ein Gehirn, das - wie bei vielen anderen Humanoiden auch - im Kopf angesiedelt ist; doch werden zahlreiche bewusste und unbewusste Denkvorgänge in das so genannte Tymcal-Geflecht ausgelagert, das sich in feinsten Verästelungen durch den ganzen Körper zieht und am hellsten leuchtet.
    Auch Nervenreize werden vorzugsweise durch Lichtsignale weitergeleitet. Natürlich lässt sich ein einzelner solcher Mikroimpuls kaum erkennen. Die kumulative Aktivität indessen wird deutlich sichtbar. Nun begreifst du, nicht wahr? Ein Guyar, der nicht leuchtet, ist kein Guyar. Er gehört nicht zum Guyaam. Paniges Neugeborener bewegte sich wohl. Er zappelte unkontrolliert mit den blutigen Gliedmaßen. Er atmete, brüllte mit seinem dünnen, hohen Stimmchen, sobald Enguarti und der Hebamm die Nabelschnur durchtrennt hatten.
    Aber er leuchtete nicht. Dunkel wie die finstere mondlose Nacht erschien sein kleiner Leib. Als ihn der Hebamm in Paniges Arme legte, brach sie in lautes Schluchzen aus, und Enguarti, ihr treuer Eheling, weinte mit ihr. Ihr viertes Kind schien ein Kind ohne Geist und ohne Seele zu sein, wahrscheinlich gar nicht lebensfähig oder höchstens für wenige Gefrin. „Das Elend! Das Elend!"
    Waren es die heimlichen Untersuchungen durch die Genetiker von Kaaf, wird sich Panige in jenen schrecklichen Augenblicken gefragt haben, die dieses Unheil angerichtet haben? Oder ist der Grund möglicherweise in Enguartis relativ hohem Alter zu suchen? Ach Heilige Mutter VAIA, womit habe ich das verdient? War ich dir nicht immer eine gute, pflichtbewusste Ingenieurin, wie so viele Kulalins vor mir?
    Ihr Eheling beugte sich herab und umschlang mit einer unbeholfenen, linkisch wirkenden Bewegung Mutter und Sohn. Er rang nach Worten, brachte nichts heraus.
    Das war einerlei. Panige verstand auch so, was er ihr mitteilen wollte: Er würde immer zu ihr halten und zu diesem armen, missgestalteten Kind. Sie drückte ihren Eheling an sich, strich ihm zärtlich über die vorgewölbte Stirn, den Rachen, die bebenden Schultern.
    Da gab das Neugeborene zwischen ihnen ein lautes Stöhnen von sich. Enguarti fuhr auf. „Das Kind!", rief er erschrocken. Er riss das zierliche, dunkle Wesen hoch. Auch Panige griff nach ihrem jüngsten Sohn. Zusammen hielten sie ihn, während sich der kleine Körper verkrampfte, wie in einem letzten Aufbäumen des Todeskampfes.
    Dann geschah das Wunder. Vom Herzen her zuckte ein Blitz durch den plötzlich transparenten Leib, verästelte sich dutzendfach, hundertfach, bis in die Spitzen der winzigen Finger und Zehen.
    Und der junge Guyar begann zu strahlen. So hell leuchtete er so intensiv und farbenprächtig, wie man es selten zuvor bei einem Neugeborenen des Lichtvolks gesehen hatte. Welch eine Erleichterung! Welch eine Freude! Nicht nur die Eltern heulten vor Glück. Auch der alte Hebamm, der gewiss schon viel erlebt hatte, und seine Assistenten konnten sich lange Zeit nicht fassen. Hemmungslos ließen die Guyar in der Medostation ihren Gefühlen freien Lauf. Über sämtliche sichtbaren Körperteile im Raum spielten Feuerwerke von lichten, heiteren Farben.
    Am hellsten aber, so berichten einmütig alle, die damals dabei gewesen sind, leuchtete das Kind. Panige und Enguarti Kulalin gaben ihm - mir - den Namen „Lichtlos Geborener", was in unserer Sprache heißt: Anguela.
     
    2.
     
    Unter den Goldenen Kuppeln
    840. Burd 5513 Tha
     
    Ich muss nicht lange nachdenken, wenn ich dir das einschneidendste Erlebnis meiner frühen Kindheit nennen soll. Das war die Burdrin, an der ich hinaus in die Kälte ging.
    Doch gestatte mir bitte, dass ich etwas weiter aushole. Wir haben hier ja alle Zeit der Welt und zugleich keine mehr... Das Verhängnis lässt sich nicht aufhalten, die größte aller vorstellbaren Katastrophen nicht mehr ungeschehen machen. Nur ein wenig abschwächen, vielleicht, in ferner Zukunft. Und dafür könnte sich manche Information aus der Vergangenheit als nützlich erweisen, die auf den ersten Blick nebensächlich erscheint. Darum verspreche ich dir, gut Acht zu geben, damit ich nichts zu erzählen vergesse.
    Die ersten Eindrücke, an die ich mich bewusst erinnere, waren ...
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