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2160 - Terror auf Luna

Titel: 2160 - Terror auf Luna
Autoren: Unbekannt
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löste seinen Paralysator aus.
    Im selben Atemzug erstarb das hohe Schrillen. Die Psi-Materie verblich und brach in sich zusammen, und die Überschlagblitze erloschen, als hätte es sie nie gegeben. Das Gehirn war eindeutig bewusstlos.
    Prak-Noy stand die Konzentration ins Gesicht geschrieben. Seine dunkelroten Augen glühten mit einer fast besessenen Intensität. Seine Finger bewegten sich mit exakter Präzision, während er gleichzeitig, anscheinend völlig geistesabwesend, nüchtern beschrieb, was er gerade tat.
    Blo Rakane hatte den Eindruck, eher einer Autopsie denn einer Operation beizuwohnen. Doch er täuschte: Der Chefmediker der LEIF ERIKSSON bemühte sich nach Kräften, das Leben seines Patienten zu retten.
    Der Haluter hatte das Gehirn in das Flaggschiff des Residenten schaffen lassen. Hier waren die höchsten Sicherheitsstandards gegeben, und der eingespielten Besatzung traute er am ehesten zu, dass sie in einem Krisenfall ein mutantisch begabtes Fremdwesen unter Kontrolle halten konnte.
    Der Ara hatte das Gehirn soeben aus seiner Aquariumskugel geschnitten. Fasziniert beobachtete Rakane, wie die feingliedrigen Finger des haarlosen Aras schnell und geschickt arbeiteten. Ihre Haut war fast farblos, durchscheinend, so dass man genau die bläulichen Adern erkennen konnte.
    Ein Servoroboter tupfte dem Leiter der Bordklinik den Schweiß von dem zugespitzten Schädel. „Das Rückenmark des Gehirns ist mit dem silbernen Zylinder verbunden und wird von einem hochkomplexen Sensorgeflecht umgeben. Die Natur des Geflechts ist mir unbekannt; ich kann nicht einmal sagen, ob es künstlichen oder natürlichen Ursprungs ist. Ohne einer genauen Analyse vorgreifen zu wollen, stelle ich fest, dass das Geflecht in seiner Funktion in etwa einer SERT-Haube zu entsprechen scheint. Ich löse es jetzt heraus."
    Der sehr hagere Mediker trat einen Schritt zurück, als das Gehirn behutsamer, als jedes Lebewesen es vermocht hätte, von einem Fesselfeld umschlossen, hochgehoben und in einen medotechnischen Tank gelegt wurde. Medorobs schlossen es an ein Gespinst aus feinen Drähten und Schläuchen an, die seine Versorgung sicherten. „Ich beginne jetzt mit der eigentlichen Untersuchung." Prak-Noy rief zahlreiche Holos auf, die den Rudimentsoldaten aus jeder nur denkbaren Perspektive zeigten, und konzentrierte sich auf eine' dreidimensionale Schichtauf nahme mit einer Detailtreue von hundert Prozent. „Der Verdacht, den wir bereits aufgrund der Bilder aus der BASIS gewonnen haben, bestätigt sich. Das Gehirn verfügt über eine Zirbeldrüse, die eindeutig terranisch aussieht. Ich nehme eine genetische Analyse vor."
    Ein Medoroboter fuhr eine mit bloßem Auge kaum sichtbare Sonde aus und entnahm eine winzige Gewebeprobe.
    Während sie analysiert wurde, setzte Prak-Noy die Untersuchung fort. Er war Experte für Gentechnologie und Pharmazie. Rakane wusste, dass es sich bei ihm um einen Mediziner handelte, der mit fast besessenem Ehrgeiz um seine Patienten kämpfte, nie die Hoffnung aufgab und am Ende meist ein Ergebnis vorzuweisen hatte - ganz so, wie es der Kodex der Galaktischen Mediziner verlangte. „Das Gehirn ist schwer geschädigt", sagte er. „Man könnte sagen, dass es im Sterben liegt." Er verstummte, als sich vor ihm ein Datenholo bildete. „Die Genanalyse hat ergeben, dass das Gehirn des Rudimentsoldaten eindeutig terranischen Ursprungs ist."
    Blo Rakane hörte, wie Bré Tsinga neben ihm scharf die Luft einsog. Auch er benötigte eine geraume Weile, bis ihm die Tragweite dieser Erkenntnis vollends bewusst wurde.
    Das Gehirn des Rudimentsoldaten ... eindeutig terranischen Ursprungs ... Wie ist das möglich?, fragte er sich. „Es haben zweifellos diverse genetische Eingriffe stattgefunden", führte der Ara aus. „Etliche davon waren höchst massiv. Aber das Grundmaterial ist terranisch. Im genetischen Kode stimmen noch immer neunundneunzig Prozent aller Informationen mit denen eines Menschen überein!"
    Neu entstandene Holos umkreisten den Ara, drehten sich unablässig, zeigten immer neue Details des Gehirns. „Ich habe die Erkrankung, an der das Gehirn leidet, identifiziert", erklärte der Chefarzt der LEIF ERIKSSON schließlich. „Sie bestätigt meine Auffassung, dass das Gehirn terranischen Ursprungs sein muss. Es handelt sich um eine typische terranische Erkrankung."
    Gespannt wartete Rakane darauf, dass der Mediker fortfuhr. „Das Gehirn leidet unter einer besonders schweren Form jener Störung, die man auf Terra
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