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213 - Aruulas Grab

213 - Aruulas Grab

Titel: 213 - Aruulas Grab
Autoren: Christian Schwarz
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Reiter.
    Hadban tätschelte den Hals seines schwankenden Untersatzes. »Braves Kamshaa«, flüsterte er, »du Liebling der Götter, lauf schön weiter, ja? Ich werde dich, wenn wir an unserem Ziel anlangen, reichlich dafür belohnen.«
    Das Kamshaa drehte den Kopf wieder nach vorne und konzentrierte sich auf das vor ihm trottende Tier. Es war das dreiundzwanzigste von siebenundzwanzig Kamshaas, die in einer langen Reihe durch die Wüste trotteten. Heute Nacht hatte die Handelskarawane unter der Führung des finster aussehenden Kriegers Mubrak El Kahira verlassen. Zwanzig Kamshaas waren mit wertvollen Waren beladen, die in großen Transportkörben über den Rücken der Tiere hingen.
    Wahrscheinlich handelte es sich um feine egeetische Gewürze, für die in El Assud, dem Ziel der Reise, ein kleines Vermögen bezahlt wurde. Auch Gewänder aus wertvoller tuurkscher Seide waren begehrte Handelsobjekte in der weit im Süden gelegenen Freihandelsmetropole.
    Sieben der Kamshaas taten als reine Reittiere ihren Dienst.
    Vor Hadban ritt Aruula auf einem, wie er fand, wesentlich ruhigeren Exemplar als dem seinen, denn nur so konnte die fremde Kriegerin den Höllenritt in stoischer Ruhe ertragen.
    Schade, dass sie in einen dicken Burnus gehüllt war, um Rahu am Himmel zu trotzen, der seine Kinder heute mit ganz besonders heißen Strahlen peinigte. In ihrer bevorzugten Tracht, die wenig verhüllte und vor allem ihre wunderbaren, schweren Brüste frei ließ, gefiel sie ihm wesentlich besser. Sie erinnerten ihn an die vollen, reifen Melonen aus dem Lande Yizrael, die an Schönheit und Anmut ihresgleichen suchten und süß wie die Früchte des Paradieses schmeckten.
    Hinter ihm teilten sich Daa’tan und dieser seltsame Grao, dessen voluminöser Bart sich nie im Wind zu bewegen schien, ein Kamshaa. Sie ertrugen die Qualen der Reise ebenfalls wesentlich besser als er, was ihn ziemlich ärgerte. Hadban schaute durch die flirrende Luft hinüber zu den Pyramiden von Gizeeh, die von hier aus klein wie Spielzeuge aussahen. Ein vorausgehender Kometenschauer und die Druckwelle des Kometeneinschlags hatten ihnen die eine oder andere Ecke aus dem mehrtausendjährigen Kleid geschlagen. Trotz ihrer schweren Wunden wirkten sie nach wie vor unangreifbar und erhaben. Zwischen der Karawane und den Pyramiden erstreckten sich nichts als Sand und schroffe Felsen, gleichzusetzen mit der Dschenna, der Hölle. Nur ein Stück hinter den Bauten der Ewigkeit allerdings floss der Nil mit seinem herrlich kühlen Wasser und seinen begrünten Ufern.
    Mubrak, der Karawanenführer, ritt auf seinem weißen, tänzelnden Arba-Hengst die Karawane ab. Das Pferd war von edelstem Geblüt und viele Pjaster wert, auch wenn es sich mit den legendären schwarzen Zaraks der Berba nicht messen konnte. Mubrak trug einen langen weißen Burnus, einen ebenfalls weißen Turban und einen Gesichtsschleier, der nur die Augen frei ließ. Zwei Schwerter und vier Dolche hingen an seinem Gürtel, vor sich auf dem Sattel hatte er ein Feuerrohr liegen, dessen Kolben reich mit Silberbeschlägen verziert war.
    Mubrak stammte, wie seine zehn ebenfalls schwer bewaffneten Karawanenwachen, aus Arba, wie er immer wieder gerne betonte.
    »Auf ein Wort, Effendi«, sagte Hadban, als Mubrak direkt neben ihm war. Der Arba zügelte seinen Hengst. Sand wirbelte auf, als das Tier vorne hochstieg und mit den Hufen in die Luft trommelte. »Und?«
    »Ich möchte mich beschweren, Effendi«, legte der Händler los, der erschrocken den Kopf eingezogen hatte. »Ich habe viele Pjaster springen lassen, um mit dieser Karawane sicher und sorgenfrei, vor allen Dingen aber bequem nach El Assud zu kommen. Wie kann es da sein, dass ich auf diesem grässlichen Vieh mitten durch die Wüste reiten muss, während sich der Vater aller Flüsse in Rufweite durch wunderbar grüne Auen schlängelt? Und wie kann es sein, dass wir bei Tag im Angesicht Rahus reisen müssen, während die Nacht meinem gequälten Leib doch Kühle und Schatten spenden würde?«
    Der Effendi, wie die Karawanenführer genannt wurden, kniff die Augen zusammen. Gleichzeitig drehte sich Aruula auf ihrem Kamshaa. Eine Zornesfalte zog sich über ihre Nasenwurzel. Sie nahm Mubrak, der ohnehin nicht gerne redete, die Antwort ab.
    »Jetzt reiß dich mal zusammen, Hadban. Mubrak hat es uns doch heute Nacht erklärt: Wir reiten über freies Land, damit sich Berba oder Mossari nicht unbemerkt nähern und uns überraschen können. Deswegen ist es direkt am Nil viel
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