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212 - Das Skelett (German Edition)

212 - Das Skelett (German Edition)

Titel: 212 - Das Skelett (German Edition)
Autoren: Thomas Graser
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eine Liste von drei jungen Frauen, alle zwischen achtzehn und fünfundzwanzig Jahren aus Kiel, Bremen und Hannover gab, bekam ich fast einen Herzanfall.
    Alle drei so groß wie Charlotte, mit ähnlichem Körperbau und Alter. Es würde passen, sie wurden gezielt aus irgendwelchen Datenbanken herausgepickt. Artjom hatte unvorstellbare Möglichkeiten, die er immer wieder unter Beweis stellte.
    Ich sollte methodisch vorgehen, letztlich eine überfallen und ihr den Oberarm vom Schulterblatt abtrennen.
    Ich müsste sie ja nicht töten, sondern nur verstümmeln und zum Krüppel machen – nett! Es belustigte ihn, darüber zu reden, dabei mein Gesicht zu beobachten und meinen Ekel aufzusaugen.
    Wie viel geisteskranke und kriminelle Energie muss man verinnerlichen, um solch eine Tat auszuführen? Ich hatte sie nie, auch nicht heute, nicht nach allem.
    Meine Vorstellungskraft gaukelte mir vor, dass ich meine Skrupel würde überwinden können. Nein, dem war nicht so, nur unter massivem Zwang oder unter Vortäuschung falscher Tatsachen. Ich hatte schon viel zu viele Grenzen überschritten, nun war Schluss.
     
     
    Gott sei Dank hatte ich es in der Hand, dies würde auch der mächtige Artjom nicht verhindern können.
    Und es würde ihn sicherlich verärgern , den Mann, der wahrscheinlich neunundvierzig Prozent der ganzen Welt besaß!
    Der Mann, der nichts dem Zufall überließ und jedes noch so kleine Detail bedachte.
    Ich glaube nicht, dass er solch einen Schlusspunkt je erwogen hat, weil er mich für schwach hält und zu lebensbejahend kennengelernt hatte. Einen in sich selbst verliebten, vom Luxus verwöhnten Mann traute man solch eine Tat nicht zu. Wer würde kurz vorm Gipfel Selbstmord verüben? Ich dachte darüber nach, ob ich solch eine Nachricht schon einmal gelesen hatte. Meist taten es doch nur völlig Verzweifelte wegen einer verschmähten Liebe, wegen extremer Traumen und Depressionen oder weil sie allen materiellen Besitz und ihre Macht verloren hatten. Ich bekam alles und noch viel mehr, wovon Millionen Menschen nur träumen und wollte es nicht mehr. Gleichgültig, welche Beweggründe bei jedem Einzelnen auch jemals vorgelegen haben mussten, ich verstand sie nun alle. Bei mir war es nicht von allem ein bisschen. Seltsam, ein Seelenklempner hätte mir wahrscheinlich massiv widersprochen.
    Die Tatsache, dass ich meine Selbstbestimmung verloren ha be und sie nie wieder zurückerlangen würde, war einzig und allein mein Beweggrund, meinen Freitod zu wählen. Fakt!

Kapitel 2 8
     
    Meine letzten Stunden.
     
    Ein ganz normaler Tag, der vierzehnte Januar, er strahlte nicht. Das Wetter in Hamburg am Morgen war miserabel wie meine Stimmung. Es war nasskalt, um die null Grad, und es nieselte leicht. Das Autofahren fiel mir nicht leicht, weil meine zugeführten Aufputschpillen auf nüchternen Magen einfach zu zahlreich waren. Hyper, hyper! Ich hörte beim Fahren noch ein wenig Technomusik, heute störte es mich, also stellte ich das Radio aus. Leise und besinnlich fuhr ich zu einem Postamt und gab mehrere Pakete auf. Mein Schatten parkte mit wenig Abstand hinter mir, er fragte sich wahrscheinlich, warum verschickt der Mitte Januar so viele kleine Pakete, die Weihnachtszeit ist doch längst vorbei?
    Meine letzte gute Tat, kleine Geschenke erhalten die Freundschaft .
    Sicherlich werden keine Freunde übrig bleiben, ich denke , alle, die mich kannten, werden mich schnell aus ihrem Gedächtnis verbannen.
    Ja, die schönste Zeit des vergangenen Jahres war vorbei und meine ebenso. Zielstrebig verließ ich die Postfiliale und fuhr in die Klinik. Der ganz normale Alltagswahnsinn hatte schon wieder Einzug gehalten, das neue Jahr konnte durchstarten. Ich begrüßte freundlich meine Angestellten, und niemand bemerkte irgendeine Veränderung an meiner Person. Ich begab mich in mein Büro, ließ mir von Regina, meinem Frettchen, einen Kaffee bringen und überreichte ihr ein kleines Geschenk, nachträglich.
    Auch sie bedachte ich großzügig, für all die launigen Tage, welche sie mich ertragen musst e. Ich war ja nicht einmal bei der jährlichen Weihnachtsfeier anwesend gewesen und entschuldigte mich bei ihr.
    Alles würde bald wieder besser werden.
    Sie bedankte sich mit einem Kuss auf meine Wange, solch einen Gefühlsausbruch hat te ich bei ihr noch nie erlebt.
     
    Ich dachte erst, sie hätte hellseherische Fähigkeiten, aber es lag wohl nur an der Verpackung meines kleinen Geschenks – von einem bekannten Juwelier unserer
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