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2119 - Der letzte Sturm

Titel: 2119 - Der letzte Sturm
Autoren: Unbekannt
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„Jetzt brauchen wir nur noch einen Weg hinab ins Tal. Aber ich fürchte, wir müssen klettern."
    Sie begann damit. Ihre Stiefel gruben sich in steinigen Morast. Sie hielt sich an steil aufragenden Felsen fest und kletterte, wo es nicht anders ging, auf allen vieren den Berg hinunter. Norman folgte ihr mühselig. Seine Füße waren für solche Partien nicht gerade geschaffen. Aber er wußte immer, wo sie war.
    Wahrscheinlich orientierte er sich an den Geräuschen, die sie verursachte.
    Die Terranerin merkte plötzlich, dass sie die Orientierung verlor. Sie sah das Tal unter und die RIGO über sich. Aber es war, als lege sich ein dichter Nebel um sie. Sie sah plötzlich nichts mehr, nur graue Schwaden. Tess stieß einen erstickten Schrei aus und hielt sich an einem Felsen fest. Ihre Stiefelsohlen rutschten im Geröll aus.
    „Norman!", rief sie. „Norman, bist du noch hier?"
    Sie sah den kleinen Elefanten nicht. Für einen Moment lichteten sich die Nebel, und Tess erblickte eine ganz andere Landschaft unter sich. Ein grünes Tal ohne Gebäudekomplexe, ohne Becken. Palmen und riesige Schachtelhalme bildeten einen wahren Wald, ohne einen Hauch von Wind.
    „Was geht jetzt vor?", fragte sich die Terranerin. „Es ist eine neue Pararealität!"
    Sie klammerte sich an dem Felsen fest und warf den Kopf in den Nacken. Ihr Blick ging hinauf, zur gestrandeten RIGO. Die Nebel waren verschwunden, aber sie sah das Luftschiff nicht. Einige Meter vor dem Gipfel endeten ihre Wahrnehmungen.
    Sie schrie in ihr Funkgerät, wider besseres Wissen. Natürlich meldete sich niemand. Es war, als habe es die RIGO nie gegeben.
    Tess zitterte, ihr Herz klopfte wild. Sie schrie nach Ailey und nach Norman. Unter ihr war ein gähnender Abgrund, um sie herum wurden schwarze Wolken gewirbelt. Dann sah sie endlich Norman, und der Zwergelefant streckte ihr seinen Rüssel entgegen.
    Tess griff danach wie nach dem rettenden Strohhalm. Sie konnte ihn packen. Norman stemmte sich mit allen vier Beinen gegen den Fels und zog sie hinauf, zog ...
    Tess kam auf ebenem Geröllboden zu liegen. Sie hielt Normans Rüssel umklammert, und der kleine Elefant zog sie so sanft wie möglich mit sich. Er schien genau zu wissen, wohin er zu marschieren hatte.
    Tess richtete sich auf und folgte ihm, taumelnd und stolpernd.
    Wie Blitze zuckten vor ihr verschiedene Bilder der Umgebung auf. Sie war total verloren, obwohl sie diesen Weg schon einmal gegangen war. Die verschiedenen Realitäten überlappten einander. Sie musste sich übergeben, raffte sich wieder auf und folgte Norman, ihrem einzigen Führer in dieser unwirklichen Welt.
    Jetzt zahlte es sich aus, dass sie den kleinen Elefanten als instinktbegabtes Wesen mit auf ihre Mission genommen hatten. Norman schienen die Pararealitäten nichts auszumachen. Er zog Tess den Gipfel hinauf und zur RICO, die plötzlich wieder an Ort und Stelle stand.
    Tess Qumisha desaktivierte das Deflektorfeld erst wieder, als sie sicher an Bord war. Ailey fuhr heftig zusammen, als er ihre Gestalt scheinbar aus dem Nichts auftauchen sah. Norman drängte sich in der Enge der Gondel zwischen ihn und Tess und streckte den Rüssel gierig nach einem der letzten vier Brocken Sumbai aus.
    „Das darf nicht wahr sein", sagte die Terranerin lachend. „Sag nur, dass du hierher zurückgefunden hast, weil du so gierig nach dem Zeug bist!"
    Natürlich konnte ihr Norman nicht antworten, aber der treuherzige Blick, den er ihr zuwarf, sprach Bände. Jedenfalls war das Bedürfnis der Terranerin nach Ausflügen gestillt. Sie bedankte sich bei dem Zwergelefanten.
    Plötzlich stöhnte Eshmatay Amgen auf und öffnete alle vier Augen weit. Seine Stachelhaare vollführten einen wilden Tanz. Zum ersten Mal seit dreieinhalb Tagen erhob sich der alte Kapitän und stemmte sich auf den Kartentisch. Seine vier Augen rollten und suchten, bis sie sich auf einen bestimmten Punkt richteten.
    Tess hörte Ailey schreien und Norman schrecklich falsch trompeten. Sie selbst fühlte den furchtbaren mentalen Schlag, der durch den Kontinent Sikma lief, als starken körperlichen Schmerz. Für Sekunden drehte sich alles um sie; es blitzte und flackerte vor ihren Augen. Sie hatte das Gefühl, unter Starkstrom zu stehen.
    Dann war alles vorbei, so plötzlich, wie es gekommen war. Eshmatay Amgen fiel in seinen Sessel zurück, und Tess blickte in Benjameens geöffnete Augen.
    Sie wollte zu ihrem Lebensgefährten stürzen, als sie Aileys Ausruf hörte. Der Maschinist winkte ihr heftig,
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