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2073 - Welt der Kralasenen

Titel: 2073 - Welt der Kralasenen
Autoren: Unbekannt
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Erhabenheit, Imperator Bostich I. da Arkon, ist tot!" rief der Bekümmerte Kucurrt verzweifelt. „Was gibt es dann noch für mich zu tun? Was für einen Sinn hat mein Leben noch? Wozu existiere ich? Ich war mit Seiner Millionenäugigen Erhabenheit so stark verbunden, als sei ich ein Teil von ihm ..."
    „Jetzt werde nicht anmaßend, Kucurrt!" wies Vogus ter Morgur den unscheinbaren Dryhanen scharf zurecht. „Du warst kein Vertrauter, sondern standest in einem Abhängigkeitsverhältnis zu Bostich I. Das war höchstgradige Hörigkeit, was dich an ihn band. Begreifst du?"
    „Ja, nichts anderes habe ich gemeint", beteuerte der Bekümmerte Kucurrt schuldbewußt. „Ich war Seiner Millionenäugigen Erhabenheit auf Gedeih und Verderben ausgeliefert."
    „Das klingt schon besser", sagte Vogus ter Morgur, ohne seiner Stimme etwas von der Schärfe zu nehmen. „Bostich I. ist bedauerlicherweise einem Attentat zum Opfer gefallen.
    Wir alle, das gesamte Kristallimperium, trauern um ihn. Aber zum Glück hat er einen Sohn hinterlassen, der seinen Platz einnehmen konnte. Du wirst ab nun Enzon da Bostich dienen, der als Bostich II. in die Fußstapfen seines Vaters tritt. Verstanden?"
    Der Bekümmerte Kucurrt nickte. Es schien, als ob er dazu etwas sagen wollte, es jedoch nicht auszusprechen wagte. „Was ist?" herrschte Thantan ter Morgur ihn an. „Was liegt dir auf der Zunge?"
    „Ich bin, so scheint es, durch Trauer zu einem Zweifler geworden", sagte der Bekümmerte entschuldigend. „Aber warum hat man zuvor noch nie von einem Sohn Seiner Millionenäugigen Erhabenheit namens Enzon gehört?"
    „Alter Narr!" rief Thantan ter Morgur zornig. „Enzon ist ein illegitimer Sohn des verstorbenen Imperators, was verständlich macht, daß seine Existenz nicht ausposaunt wurde.
    Nun hat der Sohn das Erbe des Vaters übernommen, und du hast Bostich II. gegenüber dieselben Verpflichtungen, wie du sie seinem Vater gelobt hast. Ist das klar?"
    So klar, wie es der Stellvertreter des Kommandanten darstellte, war das für den Bekümmerten Kucurrt keineswegs. Er sah jedoch ein, daß es keinen Sinn hatte, mit Vogus ter Morgur über seine Zweifel und Bedenken zu diskutieren. Der Thantan war ein Kralasene der härtesten Sorte, das Paradebeispiel eines Bluthundes, und in solchen Belangen, wie sie den Bekümmerten beschäftigten, kein Ansprechpartner. Da war der Festungskommandant Colteyn on Jartis zugänglicher.
    Der Bekümmerte Kucurrt schluckte alles hinunter. „Aber wie soll ich Bostich II. zu Diensten sein, wenn er nicht nach Trumschvaar kommt?" fragte er nur. „Das wird er noch, wenn die Zeit gekommen ist", behauptete Vogus ter Morgur überzeugt und in einem Tonfall, der grenzenlose Verehrung ausdrückte. „Übrigens solltest du dich daran gewöhnen, deinen neuen Tai Moas mit seinem vollen Titel anzuerkennen. Also?"
    Etwas an Vogus ter Morgurs Verhalten irritierte den Bekümmerten Kucurrt auf unerklärliche Weise. Er brauchte jedoch eine Atempause, um seine Gedanken ordnen zu können. „Mein neuer Tai Moas", rasselte der Bekümmerte Kucurrt wie auswendig gelernt herunter, während er fieberhaft überlegte und ganz anderen Gedanken nachhing, „ist Seine Millionenäugige Erhabenheit, Imperator Bostich II. da Arkon."
    „Sehr gut. Behalte das gefälligst! Ich denke, wir haben alles besprochen."
    Vogus ter Morgur war nach Colteyn on Jartis der zweitmächtigste Mann auf Trumschvaar.
    Der Thantan war hart und rücksichtslos zu allen, auch zu sich selbst, und wurde von einer Gefühlskälte beherrscht, als sei er eine seelenlose Maschine. Eine seelenlose Mordmaschine!
    Doch der Bekümmerte Kucurrt wußte es besser. Vogus ter Morgur hatte sehr wohl Empfindungen, das hatte der Bekümmerte Kucurrt erfahren, als er einmal mit seinem hochentwickelten Dryhanensinn in ihn gedrungen war und ihn ausgelotet hatte. Aber er hatte das nur ein einziges Mal getan, danach trachtete er, nicht mehr mit ihm in geistige Berührung zu kommen.
    Denn ter Morgurs Empfindungen - von Gefühlen zu reden, dazu konnte sich Kucurrt nicht überwinden - waren so abgrundtief widerwärtig, grausig und häßlich, abstoßend und lebensverachtend, daß ihm davon übel geworden war Vogus ter Morgur war erwiesenermaßen keine Maschine, er war auch nicht im Sinne des Wortes gefühlskalt, sondern eher gefühlskrank. Ein Geist, wie ihn Kucurrt noch bei keinem anderen Arkoniden entdeckt hatte.
    Aber nun hatte dieser Gefühlskranke eine Stimmung gezeigt, die so gar nicht zu ihm paßte.
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