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2063 - Zikanders Körper

Titel: 2063 - Zikanders Körper
Autoren: Unbekannt
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hatte.
    Und wie als Untermalung, als lautlose Symphonie des Grauens, sah er die stakkatoartigen Blinkanzeigen des Funkempfängers über Yorommos' Kommandositz, die das pausenlose Eintreffen von unendlich vielen Funksignalen signalisierten. Hilferufe von Wesen in höchster Not, welche die über ihnen schwebenden Legionsschiffe als einzige Rettung sahen. Aber ihre Hilferufe blieben ungehört.
    Eine Squetsch bleibt eine Squetsch und kennt kein Mitleid. „Kann man denn nicht helfen?" fragte Sig-Zikander. Yorommos sah ihn nur befremdet an.
    Aber er fuhr unbeirrbar fort: „Ich meine, wo wir doch so früh eingetroffen sind und die Seuche sich scheinbar wie eine Woge über den Planeten fortpflanzt, müsste es doch Orte geben, an denen man noch gesunde Sonolghar vorfindet ..."
    „Nein!" sagte Yorommos zornig, sie schrie es fast. „Aber wäre es nicht einen Versuch..."
    „Nein, unmöglich", herrschte ihn die Verbandskommandeurin an. „Du machst mir keine Gewissensbisse, Sig! Da unten sind alle verseucht, auch wenn die tödliche Saat noch nicht aufgegangen ist."
    Sig-Zikander schwieg betroffen; er wollte sich von den Schreckensbildern abwenden, die in die Kommandozentrale projiziert wurden, schaffte es aber nicht. Er musste die Bilder in sich aufnehmen, zusehen, wie sich lebende Wesen verwandelten, wie sie auf grässliche Weise starben ... Und dann herrschte nur noch die Stille des Todes über dem Clusterzentrum Sono'Olghain. Jetzt wurde Yorommos aktiv. Sie ließ die YOS Fahrt aufnehmen und in einer spiralförmigen Bahn über dem Portalgelände kreisen. Bald schon schlug das Spürgerät zum erstenmal an. Yorommos lokalisierte die Quelle der schwachen Lebensimpulse und aktivierte den Traktorstrahl, der sich wie das weiß grelle Licht eines Scheinwerfers suchend über die Leichenberge tastete, bis der gewünschte Kontakt hergestellt war und der Traktorstrahl ein formloses Fleischbündel empor holte, in das verschieden geformte Chitinsplitter eingebettet waren.
    Der Vorgang wiederholte sich einige Male, bevor Yorommos ihr Einsatzgebiet abgeflogen hatte. Sig-Zikander hielt es in der Kommandozentrale nicht mehr aus. Er suchte nach Oisiffa und fand ihn hinter einem Zugangsschott hingestreckt. Er zeigte keine Lebenszeichen mehr. Der Kamerad hatte es wohl nichtverkraftet, das Massensterben mit ansehen zu müssen. Sig-Zikander beneidete ihn um diese Gunst des Schicksals. Er suchte die unteren Bereiche des Bugsektors auf, wo die eingeholten Seuchenopfer erstversorgt wurden. Sechs von ihnen waren von den Doppelstabrobotern bereits in Überlebenstanks untergebracht worden. Um zwei weitere kümmerten sich Druiden; sie hatten sich über die zuckenden Kadaver gebeugt und ihnen ihre Traenii angesetzt.
    Einer der bei den Druiden war Dolmor Sing Me'Karolni. Er erblickte Sig-Zikander, ließ von dem verunstalteten Wesen ab und gab den Doppelstabrobotern ein Zeichen. Diese warfen das Seuchenopfer einfach aus einer Bodenluke. „Ich fürchte, ich bin schon zu alt, um noch Heilkräfte mobilisieren zu können", sagte Dolmor müde. „Ich fühle mein Ende nahen."
    „Und ich habe gedacht, ich könnte dich um einen Gefallen bitten", sagte Sig-Zikander, der seine urplötzlich wiedererwachte Todessehnsucht auf einmal unerfüllbar sah. Dann kam ihm eine Idee. „Aber wir könnten den letzten Weg gemeinsam gehen, Dolmor. Helfen wir uns gegenseitig. Das sind wir einander schuldig."
    „So darfst du nicht reden, Sig", sagte der Druide; es war das erstemal, dass er diese vertrauliche Anrede wählte. „In dir ist die Kraft, alle Hürden zu nehmen und alle Prüfungen zu bestehen. Und du solltest dieses Potential in den Dienst der Legion stellen. Das musst du mir versprechen!" Und Sig-Zikander versprach es. Darauf sagte Dolmor: „Jetzt kann ich auf meine Weise abtreten."
    Als die Doppelstabroboter ein weiteres Seuchenopfer einholten, kümmerte sich Dolmor augenblicklich darum. Sig-Zikander zog sich zurück, wollte aber nicht in die Kommandozentrale. Er hatte geglaubt, die Vergangenheit überwunden zu haben und ein gefühlloser Squetsch geworden zu sein, den nichts mehr erschüttern konnte. Aber die Geschehnisse von Sono'Olghain hatten ihn belehrt. Sie hatten die Erinnerung an sein früheres Leben und verloren geglaubte Sehnsüchte geweckt... Er durchwanderte die YOS auf der Suche nach einer Möglichkeit, endgültig aus diesem unwerten Leben zu scheiden. Aber er fand tausend Gründe, es nicht zu tun - und sein Hauptargument war, dass er Dolmor ein
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