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2012 Keine Panik (German Edition)

2012 Keine Panik (German Edition)

Titel: 2012 Keine Panik (German Edition)
Autoren: Florian Freistetter
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Polarstern eben Polarstern, weil die Erdachse im Norden seit geraumer Zeit ziemlich genau auf einen bestimmten Stern zeigt. Deswegen war dieser Stern früher auch bei Seeleuten so beliebt: Man muss ihn nur am Himmel finden, und sofort weiß man, wo Norden ist.
    Vor zweitausend Jahren hätte dieser Trick allerdings nicht funktioniert. Damals zeigte die Erdachse auf einen Stern namens Kochab und nochmal zweitausend Jahre früher auf den Stern Thuban. Genau wie ein Spielzeugkreisel sich nicht nur um seine Achse dreht, sondern sich seine Achse selbst im Kreis bewegt, vollzieht auch die Erdachse eine langsame Kreisbewegung. Die Ursache für diese Kreiselbewegung sind die Gravitationskräfte von Sonne und Mond. In einem Zeitraum von etwa 25.800 Jahren beschreibt die Achse einen Kreis am Himmel (das bedeutet übrigens, dass wir 25.800 Jahren warten müssten, bis die Achse am Himmel wieder auf den aktuellen Polarstern zeigt). Diese Kreiselbewegung nennt man „Präzession“ und der Zeitraum von 25.800 Jahren wird oft auch als „platonisches Jahr“ bezeichnet. Anders als man vermuten könnte, war der erste, der dieses Phänomen entdeckte, aber nicht Platon, sondern der griechische Astronom Hipparch. Im ersten Jahrhundert v.u.Z. hatte er die Positionen der Sterne genauer als je zuvor vermessen, und er entdeckte dabei die Bewegung der Erdachse, die diese Sternpositionen scheinbar veränderte.
    Die Erdachse bewegt sich also tatsächlich, und auch der Zyklus von 25.800 Jahren existiert. Es stimmt allerdings nicht, dass die Erdachse gerade am 21. Dezember 2012 auf einen besonderen Punkt am Himmel zeigen wird. An diesem Tag zeigt die Erdachse ziemlich genau auf denselben Punkt, auf den sie auch jetzt schon weist, und auf den sie in den nächsten Jahren weisen wird (die jährlichen Änderungen der Achsenausrichtung sind ziemlich klein). Der 21. Dezember 2012 ist diesbezüglich kein besonderer Tag.
    Vor allem aber stimmt es nicht, dass die Erdachse auf das Zentrum der Milchstraße zeigen wird. Solche absurden Behauptungen offenbaren die Ahnungslosigkeit der Weltuntergangspropheten. Denn auch wenn sich die Achse bewegt, so ändert sich doch der Winkel von 23 Grad, um den sie aus der Senkrechten geneigt ist, nie. Das Zentrum der Milchstraße liegt von uns aus gesehen aber fast genau in der Bahnebene, in der sich die Erde um die Sonne bewegt. Wenn eine Person am Äquator steht, zeigt ihr Kopf also mit größerer Wahrscheinlichkeit in Richtung des Milchstraßenzentrum als es die Erdachse je tun wird. Damit die Achse auf das Zentrum der Milchstraße zeigen kann, müsste die Erde komplett „umkippen“. Die Erdachse müsste direkt parallel zur Bahnebene liegen, und die Erde würde gleichsam um die Sonne herum „rollen“. Um die Erdachse aber so dramatisch zu verschieben, bräuchte es ein absolut katastrophales Ereignis. Selbst die größten Erdbeben, die man bisher auf der Erde gemessen hat, haben die Erdachse nur um höchsten ein paar Zentimeter verschoben (was schon erstaunlich genug ist). Um die gesamte Erde umzukippen, müsste sie schon mit einem anderen Himmelskörper zusammenstoßen. Einem Himmelskörper, der in etwa so groß ist wie die Erde selbst! Das aber wird nicht passieren. Die bekannten Planeten im Sonnensystem stellen keine Gefahr dar. Sie sind weit genug von der Erde entfernt und bleiben das auch. Ihre Bahnen können sich nicht so dramatisch ändern, um plötzlich mit der Erde zu kollidieren (immerhin existieren Erde und die anderen Planeten schon seit 4,5 Milliarden in dieser Konfiguration). Und noch unbekannte Planeten, die sich uns im Jahr 2012 nähern werden, kann es nicht geben. Warum, das erkläre ich in Kapitel 3.
    Der Präzessionszyklus von 25.800 Jahren hat also nichts mit dem 21. Dezember 2012 zu tun. Schon gar nicht endet er an diesem Tag, wie manche selbsternannte Propheten behaupten. Eine kreisförmige Bewegung dieser Art hat ja eigentlich auch keinen Anfang und kein Ende. Die Erdachse zeigt auch nicht auf irgendwelche speziellen Punkte im All. Um zu verstehen, dass es auch keine besonderen Konjunktionen der Erde mit der Milchstraße geben wird – den Begriff Konjunktion erkläre ich weiter unten – brauchen wir nur die Beziehung zwischen Sonne und Milchstraße betrachten.
    Die Sterne sind nicht einfach wahllos im Universum verteilt. So wie die Planeten sich in Planetensystemen befinden und gemeinsam einen Stern umkreisen, haben sich auch die Sterne zu großen Strukturen zusammengefunden. Diese
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