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2004 - Im Bann der NACHT

Titel: 2004 - Im Bann der NACHT
Autoren: Unbekannt
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würde das Amt antreten, für das er auserwählt worden war. Er wußte nicht, wie lange der alte Lord-Eunuch noch lebte, aber es konnte nicht mehr als zwanzig Segaf dauern. Danach wollte er die Funktionstüchtigkeit der Planetoiden in jedem Fall erhalten.
    Er war damit nun selbst ein Optimist der Nacht.
     
    *
     
    In Nacht-Acht 4 studierte Crom die militärischen Anlagen, die den Eunuchen die Kontrolle über die NACHT gaben - und zwar hochwirksam. Sie reichten von hochkomplizierten Ortungsgeräten bis zu einer Bewaffnung, die er sich bisher nicht im Traum hatte vorstellen können.
    Er lernte die einzelnen Waffensysteme kennen und bedienen. Als er mit den Ortungssystemen vertraut gemacht wurde, konnte er sich nur wundern, daß er und Yessim bei ihren heimlichen Ausflügen nicht doch erwischt worden waren - oder war es so?
    Hatte der Lord-Eunuch das mit seinem Tatendurst gemeint? Wußte er von ihrer Landung auf der Säule der Nacht?
    Als er die Ausbildung in den ersten vier Planetoiden hinter sich gebracht hatte, entließen ihn die Eunuchen in seine Wohnwelt zurück. Er kam mit einem ganz besonderen Präsent, um Yessim damit zu überraschen, doch zu seiner Enttäuschung fand er ihn an diesem Abend nicht mehr in der gemeinsamen Wohnung vor.
    Statt dessen fand er ein Memo in seiner Anlage, das Yessim für ihn zurückgelassen hatte.
    Er lächelte ihn in dem Holo an, aber es war ein trauriges Lächeln. Dann sprach er die Worte, die er nie wieder vergessen würde: „Crom, mein geliebter Freund! Ich habe beschlossen, diesem unwürdigen Zustand zwischen uns zweien ein Ende zu bereiten. Wenn ich jetzt gehe, ist unser Kind in besten Händen bei einem guten Bekannten von mir. Frage nicht danach! Ich liebe dich und werde dich lieben bis zum Ende. Dein und deine Yessim."
    Crom ließ sich die Botschaft noch zweimal vorspielen. Dann desaktivierte er die Anlage und zog sich an. Er hatte plötzlich die schlimmsten Befürchtungen. Yessims Nachricht konnte nur eines bedeuten.
    Er nahm den Antigravschacht nach oben und verließ ihn auf der Ebene der Jetboothangars. Wie er erwartet hatte, fand er Yessims Boot nicht mehr an Ort und Stelle vor. Es war verschwunden - und Yessim mit ihm.
    „Nein!" schrie er und schlüpfte in seinen Schutzanzug. „Tu mir das nicht an, Yessim!"
    Ihm war egal, ob die Eunuchen ihn orteten und daß er vielleicht am anderen Morgen nicht zu den Instruktionseinheiten erschien. Jetzt ging es um Yessim, um Yessims Leben.
    Wohin konnte er geflogen sein? An die Finstergrenze? Das war gewiß der sicherste Ort, um sich umzubringen. Oder zur Säule der Nacht?
    Er wußte es nicht, er nahm instinktiv Kurs auf den Abschnitt der Finstergrenze, wo er mit Yessim und Tarnam gewesen waren. Die gesamte Grenze abzusuchen, rings um die NACHT herum, wäre illusorisch gewesen.
    Andauernd funkte er nach Yessim, aber erhielt keine Antwort. Nach der Überlichtetappe kam er kurz vor der Finstergrenze heraus und suchte vor dem Wogen und Wallen nach einem winzigen Punkt, der ihm Yessims Position verriet. Aber er fand nichts. Sosehr er auch nach ihm rief, Yessim meldete sich nicht mehr.
    Dann war er vielleicht tatsächlich auf der Säule der Nacht? In der Stadt, die so viele Rätsel aufgab?
    Wollte er vor seinem Tod einen letzten Sinn in sein Leben bringen und herausfinden, was Crom damals gesehen hatte - oder auch nicht?
    Crom setzte alles auf eine Karte und flog Richtung Säule. Eine Überlichtetappe brachte ihn heran. Das mächtige Bauwerk verstrahlte immer noch die gleiche Faszination wie beim erstenmal. Crom rief nach Yessim, mit dem gleichen Erfolg wie bisher. Er führte sein Boot auf den Pilzhut - und entdeckte Yessims Fahrzeug dort, wo sie damals gelandet waren.
    Vielleicht kam er noch nicht zu spät. Vielleicht konnte er den Freund noch vor einer Unbesonnenheit bewahren. In seinem jetzigen Zustand war Yessim wahrscheinlich zu allem fähig.
    Crom landete sein Jetboot gleich neben dem anderen und verankerte es. Er schnallte sich los und stieg aus dem Liegegestell. Dann erhob er sich sofort in die Luft und flog in die Straßenschlucht hinein, in der er durch das offene Fenster gesehen hatte.
    „Yessim!" rief er. „Ich weiß, daß du hier bist! Melde dich! Warum versteckst du dich vor mir?"
    Er erhielt keine Antwort. Lebte der Freund etwa schon nicht mehr? Croms Herz raste. Die Ungewißheit brachte ihn fast um den Verstand.
    Aber dann sah er ihn. Yessim stand vor dem bewußten Fenster und hämmerte mit den Fäusten
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