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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages
Autoren: Sergej Lukianenko
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angestrengt. Sie macht, was er sagt, bedauert ihn, lässt sich im Bett was einfallen ... Du hast einen guten Mann gehabt, um so einen reißt sich jede. Möchtest du ihn zurückhaben? Trotz allem?«
    Natascha biss sich auf die Lippen. »Ja.«
    »Zurückhaben kannst du ihn«, meinte die Kräuterfrau seufzend. »Das ja.« Ihr Ton hatte sich plötzlich auf kaum zu fassende Weise verändert, klang jetzt schwer, drückend. »Nur dass es schwierig wird«, fuhr sie fort. »Ihn zurückzuholen ist kein Problem. Aber ihn zu halten, wird nicht einfach!«
    »Trotzdem will ich es.«
    »In jeder von uns, mein Töchterchen, steckt eine eigene Magie.« Darja beugte sich über den Tisch. Ihre Augen schienen sich förmlich in Natascha zu bohren. »Einfache, ursprüngliche, weibliche Magie. Das hast du mit deinem Ehrgeiz völlig vergessen. Aber das darfst du nicht! Deshalb helfe ich dir. Aber wir müssen das Ganze in drei Etappen bewerkstelligen.« Sie schlug leicht mit der Faust auf den Tisch. »Erstens: Ich gebe dir einen Trank. Das ist keine große Sünde ... Der Trank wird dir deinen Mann wiederbringen. Das ja, aber dass er bleibt, bewirkt der Trank nicht.«
    Natascha nickte unsicher. Die Einteilung des Ganzen in »drei Etappen« wirkte irgendwie unangemessen - vor allem bei dieser Frau und in dieser Wohnung.
    »Zweitens ... Die Geliebte darf das Kind nicht zur Welt bringen. Wenn das passiert, wirst du deinen Mann nie halten können. Hier müssen wir eine große Sünde begehen und die unschuldige Leibesfrucht vergiften...«
    »Was reden Sie denn da!«, empörte Natascha sich. »Ich habe nicht die Absicht, vor Gericht zu landen!«
    »Gift ist dabei nicht im Spiel, Nataschenka. Ich wedel mit den Händen ...« Die Kräuterfrau demonstrierte es gleich. «... dann klatsche ich ... Und das war's, das war die ganze Sünde. Wie willst du denn dafür vor Gericht kommen?«
    Natascha schwieg.
    »Aber diese Sünde will ich nicht auf mich nehmen.« Darja bekreuzigte sich in aller Form. »Wenn du willst, helfe ich dir, aber vor Gott verantworten musst du dich dafür!«
    Offenbar fasste Darja das beredte Schweigen als Zustimmung auf. »Drittens«, fuhr sie fort. »Du bringst selbst ein Kind zur Welt. Dabei helfe ich dir auch. Du kriegst eine Tochter, eine schöne und schlaue Tochter, dir zur Hilfe und deinem Mann zur Freude. Dann hat all dein Leid ein Ende.«
    »Ist das Ihr Ernst?«, fragte Natascha leise. »Können Sie das alles...«
    »Also pass auf.« Darja erhob sich. »Wenn du ja sagst, fangen wir an. Dann kommt morgen dein Mann zurück, und übermorgen verliert seine Geliebte ihren Bastard. Geld nehme ich dir erst ab, wenn du selber schwanger bist. Aber das wird kein Pappenstiel sein, das sage ich dir gleich, bei Gott dem Allmächtigen.«
    »Und wenn ich Sie betrüge und Ihnen das Geld nicht bringe?« Natascha setzte ein schiefes Lächeln auf. »Schließlich ist dann ja schon alles erledigt...«
    Sie verstummte. Die Kräuterfrau schaute sie streng und schweigend an. Mit leichtem Mitgefühl, wie eine Mutter ihre dumme Tochter. »Du wirst mich nicht betrügen, Nataschenka. Wenn du darüber nachdenkst, kommst du selbst dahinter, dass du mich besser nicht betrügst.«
    Natascha schluckte den Kloß herunter, der ihr im Hals steckte. »Das heißt ein Erfolgshonorar?«, versuchte sie zu scherzen.
    »Was für eine tüchtige Geschäftsfrau du doch bist«, sagte Darja ironisch. »Wer soll denn so eine scharf kalkulierende und schlaue Frau lieben? Ein Weib muss immer auch dumm sein ... ach... Also nach Erfolg. Drei Erfolgen.«
    »Wie viel?«
    »Fünf.«
    »Wieso fünf?«, setzte Natascha an und stockte. »Ich dachte, es würde viel billiger werden!«
    »Wenn du nur deinen Mann zurückwillst, wird es billiger. Nur dass er dann nach einer gewissen Zeit wieder weg ist. Ich biete dir aber richtige Hilfe an, ein sicheres Mittel.«
    »Einverstanden.« Natascha nickte. Irgendwie kam ihr das Ganze leicht irreal vor. Ein Händeklatschen - und das ungeborene Kind sollte nicht mehr da sein? Ein weiteres Händeklatschen - und sie würde dem geliebten Dummkopf selbst eine Tochter schenken?
    »Nimmst du die Sünde auf dich?«, fragte die Kräuterfrau nachdrücklich.
    »Was soll denn das schon für eine Sünde sein«, entgegnete Natascha, in der jetzt Ärger hochstieg. »Diese Sünde hat doch wohl jede Frau schon mindestens einmal begangen! Außerdem ist sie vielleicht gar nicht schwanger!«
    Die Kräuterfrau versank in Gedanken, schien auf etwas zu lauschen. »Doch
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