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2 Heaven

2 Heaven

Titel: 2 Heaven
Autoren: Simon Rhys Beck
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berührten sich. Überrascht drehte Crispin sich zu ihr hin. Charlotte sah lange in seine dunkelblauen Augen. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass diese Augen sie nicht sehen konnten. Sie betrachtete seine hübschen, ausgeprägten Gesichtszüge, die klaren Linien, die winzigen Narben, die ihn kaum entstellten. Sie sehnte sich danach, Crispin näher kennen zu lernen. Er war ein so empfindsamer Mensch. Und gleichzeitig hatte er eine fast undurchdringliche Fassade um sich herum errichtet. Sie spürte, dass Crispin unruhig wurde, weil sie so lange nichts mehr gesagt hatte. Sanft legte sie eine Hand an seine Wange. Sie wagte es einfach. Berührte zärtlich sein Ohr, seinen Nacken. Dann zog sie ihn zu sich heran. Ganz langsam, näher, bis sich ihre Lippen berührten. Seine Lippen waren weich, gaben dem Drängen ihrer Zunge nach, und öffneten sich. Ihre Zungen berührten sich. Ein heißer Schauer lief über Charlottes Rücken. In ihr entstand der sehnliche Wunsch, mehr von ihm zu bekommen. Seinen zarten, manchmal zerbrechlich wirkenden Körper zu berühren, ihn zu spüren.
    Ihre Hand wanderte zu seiner Brust hinunter, zu seinem Bauch. Langsam schob sie den Pullover nach oben. Doch als sie die festen Bauchmuskeln berührte, die weiche Haut unter ihren Fingern spürte, da zog Crispin sich ruckartig zurück. Sein Rückzug brachte sie augenblicklich auf den Boden der Tatsachen zurück. Sie sah sein erschrockenes Gesicht. Was hatte sie falsch gemacht?
    Sie hörte sein schnelles Atmen, seine verkrampfte Körperhaltung verriet Abwehr. „Crispin?", fragte sie leise.
    „Entschuldige, Charlotte. Geh bitte." Crispin versuchte, seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Er war total durcheinander. Wie hatte er das zulassen können? Mein Gott ... Diese schrecklichen Bilder ... Er konnte nicht ... so kalt ...
    „Was ist los?"
    „Charlotte, geh - bitte. Ich kann das nicht. Es tut mir Leid." Charly versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen. „Kann ich jetzt irgendetwas für dich tun?" Sie spürte seine Seelenpein, seine innere Zerrissenheit. Sie wollte ihm helfen. Aber er ließ es nicht zu.
    „Geh, bitte. Lass mich allein. Ich bitte dich darum." Sie stand auf, langsam. Unschlüssig zog sie sich zurück. Was sollte sie bloß tun? Warum wusste sie keinen Ausweg aus dieser Situation? Sie hatte doch Psychologie studiert, warum versagte ihr Wissen in diesem wichtigen Moment? Warum ließ er sie nicht an sich heran?
    Sie startete einen letzten Versuch. „Möchtest du reden, Cris?" „Nein", sagte er heftig. „Warum gehst du nicht einfach?" Es fiel ihr schwer, nicht emotional darauf zu reagieren. Sie war so enttäuscht, aber sie wusste, dass sie ihm keinen Vorwurf machen durfte. Doch tief in ihrem Inneren da brodelte es. Sie hatte das Bedürfnis ihn anzuschreien. Damit er ihr endlich
    sagte, was mit ihm los war. Doch natürlich schrie sie ihn nicht an. Völlig beherrscht warf sie sich ihre Jacke über die Schultern und verließ ihn.
    Erst als sie im Auto saß, bemerkte sie die Tränen, die über ihre Wangen kullerten. Was war nur los mit ihm, dass er so heftig reagierte? Was hatte sie falsch gemacht? Warum sträubte er sich so gegen ihre Annäherung? Er schien sie doch zu mögen. Sie hatten sich geküsst - warum nur war er so erschrocken? Irritiert fuhr sie nach Hause.
    Auf ihrem Anrufbeantworter wurden sechs Nachrichten angezeigt. Lustlos ließ Charly sich auf den kleinen Hocker vor dem Gerät fallen und drückte die Taste, um die Nachrichten abzuhören. Sie hatte keine Lust, vielleicht Arthurs Stimme zu hören. Doch der Anrufer, der stets im Abstand von einer halben Stunde angerufen hatte, hatte keine Nachricht für sie hinterlassen. Sie hörte nur leises Atmen und dann das hohle Klacken, wenn er auflegte.
    Dämon kam erst spät in der Nacht nach Hause. Er sah, dass in Crispins Zimmer noch Licht brannte. Verwundert erklomm er die Stufen in die erste Etage und klopfte an die Zimmertür seines Bruders. Doch er erhielt keine Antwort. „Crispy?" Dämon öffnete die Tür und sah seinen Bruder auf seinem Sofa sitzen. Den Kopf vornüber hängend. Die Ellenbogen auf die Knie gestützt. Vor ihm eine angebrochene Flasche Whiskey und eine leere Flasche Rotwein. „Cris?" Er trat näher an ihn heran.
    „Ja?" Crispin hob den Kopf, seine Stimme war leise, schleppend.
    „Hast du die ganze Flasche Wein getrunken - und den Whiskey?"
    „Ja ... ich glaube. - Mir geht's ganz schlecht."
    Dämon starrte ihn an. „Wie schlecht? Musst du kotzen?"
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