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1994 - Der letzte General

Titel: 1994 - Der letzte General
Autoren: Unbekannt
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Angreifer waren gescheitert, und die Defensivkräfte hatten gewonnen. „So läuft so etwas in der Praxis ab, meine Damen und Herren", verkündete er laut. „Wenn ihr schon Offiziere ausbildet, dann solltet ihr es auch richtig machen." Katie Joanne bemerkte, dass Benneka Alluson versteckt lächelte. Schlagartig erkannte sie, dass sie sich gründlich getäuscht hatte. Nicht Jasmin Garque hatte für ihre Einladung gesorgt, damit sie die erwartete Blamage des Stellvertretenden LFT-Kommissars dokumentierte, sondern Zorn Jynthasso hatte sie eingeladen, damit dieser Auftritt öffentlich wurde. Nicht die Terranische Rätin für Verteidigung hatte ihm eine Falle gestellt, sondern Zorn Jynthasso hatte sie genau dorthin geführt, wohin er sie haben wollte.
    Mit unbewegtem Gesicht wandte der letzte General sich der Journalistin zu. Nachdem einige Sekunden verstrichen waren, ohne dass ein Wort fiel, blitzte es in seinen eisgrauen Augen auf. Sie meinte, sogar ein kleines Lächeln über seine schmalen Lippen huschen zu sehen. „Und nun zum Interview", sagte er und bat sie mit einer einladenden Handbewegung, die Halle zu verlassen, um ihn in eines der Büros zu begleiten. „Lange genug hast du ja darauf warten müssen."
    Sie konnte nicht umhin, den Taktiker in ihm zu bewundern, der seine Kritiker mit dieser kleinen Demonstration in ihre Schranken verwiesen hatte.
    Zugleich hatte er unterstrichen, dass er zu Recht der Stellvertreter Cistolo Khans geworden war, nachdem der LFT-Kommissar seine bisherigen Stellvertreter in direkter Reaktion auf die zurückliegenden Krisen in die wichtigsten LFT-Systeme beordert hatte, um kompetente, mit den Hintergründen der galaktischen Situation vertraute Persönlichkeiten vor Ort zu haben.
    „Dieser alte Fuchs", sagte Paola Daschmagan, als Jasmin Garque ihr von dem Auftritt Zorn Jynthassos im HQ-Hanse berichtete. Die beiden Frauen saßen in einem kleinen Restaurant am Rande eines Sees in einem Hochtal des Hindukusch, weitab von dem hektischen Geschehen in Terrania. Sie gönnten sich die Ruhepause, um Abstand zu gewinnen. „Ich halte ihn für einen gefährlichen Mann, einen Haudrauf", meinte die Terranische Rätin für Verteidigung, die sich gerne auch Ministerin für Abwehr und strategische Sicherheit nennen ließ. „Und ich finde es nach wie vor nicht gut, dass ein Mann wie er zum Stellvertreter Cistolos aufgerückt ist."
    „Er kann nicht viel Schaden anrichten", wie gelte die Erste Terranerin ab. „Eine unmittelbare Gefahr für das Solsystem, bei der ein Mann wie er gefordert wird, sehe ich nicht. Er wird in den nächsten Jahren keine Gelegenheit haben, irgendeinen militärischen Einsatz zu befehligen.
    Und danach tritt er ohnehin zurück. Er hat ja schon angekündigt, dass er nicht mehr länger als drei Jahre im Dienst bleiben will, um anschließend einige wissenschaftliche Expeditionen in die Tiefen der Milchstraße zu begleiten."
    „Ich wäre froh, wenn diese drei Jahre vorbei wären." Jasmin Garque zeigte eine sorgenvolle Miene. „Es tut mir leid, aber dieser Mann erfüllt mich mit Unbehagen. Ich bin der Meinung, Cistolo Khan hat eine falsche Entscheidung getroffen, als er sich für ihn entschied."
    „In drei Jahren spielt sie keine Rolle mehr."
    „Das ist allerdings richtig. Hoffen wir, dass dieser Eisenfuß und Haudrauf bis dahin keinen militärischen Großeinsatz mehr befehligen muss."
    Ein betont männlich gestalteter Roboter brachte die Speisen und Getränke, die sich aus erlesenen Delikatessen von verschiedenen Welten der Milchstraße zusammensetzten. Die beiden Frauen wandten sich den duftenden Köstlichkeiten zu. Für einige Zeit versiegte die Konversation, dann nahm Jasmin Garque den Faden wieder auf. „Es ist erstaunlich, wie manche Entscheidungen und Ereignisse den Lauf der Geschichte beeinflussen können."
    „Woran denkst du?" fragte die Erste Terranerin, während sie sich einen Krebs vom Planeten Sargauss auf der Zunge zergehen ließ. „Etwa an den Brand der Bücherei von Alexandria." Paola Daschmagan lächelte. „Das ist aber weit zurückgegriffen, meine Liebe. Es ist Jahrtausende her, dass die dort eingelagerten Schriftstücke in Flammen aufgingen."
    „Aber noch immer bemerkenswert. In der Bibliothek von Alexandria war das gesamte Wissen der damaligen Menschheit enthalten. Die Griechen der Antike wussten beispielsweise schon, dass die Erde eine Kugel ist. Dieses Wissen ging verloren, als die Brandstifter, vermutlich Römer, das Feuer in der Bibliothek
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