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1975 - Sonnenecho

Titel: 1975 - Sonnenecho
Autoren: Unbekannt
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für meinen Bericht."
    Drei legte sich kommentarlos auf die gepolsterte Liege, die sich seiner Körperform anpaßte. Die Liege glitt daraufhin in das dicke Rohr des Scanners. Arnulf und Samantha zogen sich zur Schaltwand zurück.
    Zwischen ihnen und dem Scanner errichtete sich ein energetischer Schutzschild, der alle störenden Einflüsse von außen abschirmen sollte.
    Arnulf schaltete den Scanner ein. Die Durchleuchtung des Androiden begann. Zuerst lief eine Ganzkörperaufnahme im Infrarotbereich ab. Die verschiedenen Organe, das Gehirn und der Blutkreislauf waren als Wärmequellen zu sehen, die in verschiedenen Rotabstufungen leuchteten. Danach wurden die verschiedenen Organe gezoomt und in Großaufnahme gezeigt: Herz, Lunge, Leber. Es handelte sich ausschließlich um künstliche Organe auf biologischer Basis, die aus den Labors von Camelot stammten. Sie waren von menschlichen nicht zu unterscheiden, nur eben dadurch, daß sie völlig makellos und absolut funktionsfähig waren.
    Arnulf hätte das von den seinen nicht behaupten können. Er war Raucher, er hing am guten alten, dem „echten" und nikotinhaltigen, dem dadurch zugleich köstlichen und zerstörerischen Tabak.
    Auch das Skelett von Drei wirkte selbst in der Durchleuchtung absolut menschlich, doch bestand es überhaupt nicht aus Knochen- oder Mark- und anderen Zellen, sondern aus einem besonders elastischen, leichten und widerstandsfähigen Kunststoff.
    „Erster Durchlauf abgeschlossen", meldete Arnulf. „Alles okay"
    „Sagte ich’s doch", maulte Drei. „Das dauert aber... Kannst du nicht schneller machen?"
    „Es geht schon weiter", sagte Arnulf über die Kommunikationsverbindung und schaltete diese gleich wieder ab, um nicht von Drei in ein Gespräch verwickelt werden zu können.
    Auch wenn ihm bewußt war, daß der Androide nicht wirklich und selbstbestimmt dachte, störte ihn in solchen Fällen dessen Fragerei. Ich darf mich davon nicht beeinflussen lassen, redete er sich ein.
    „Du machst aber auch wirklich langsam", flüsterte Samantha Arnulf zu. „Dabei hat uns Myles Kantor besondere Eile aufgetragen."
    „Dann mach doch du weiter!" schnauzte Arnulf sie an.
    Der Biomechaniker wußte selbst nicht so genau, warum er gereizt war. Doch, eigentlich wußte er es schon, aber der Grund dafür war eigentlich nicht einzusehen. Drei war lediglich ein Androide ohne eigene Persönlichkeit, mit einem organischen Gehirn, das keine eigenen Lebenserinnerungen besaß, nur mit Allgemeinwissen aus dem Hypnoschuler. Dennoch ging es ihm gegen den Strich, dieses Wunderwerk zu verstümmeln. Es war eine Schande.
    „Wie du dich gebärdest, wärst du besser Seelsorger geworden", sagte Samantha und nahm die Überprüfung der Gehirnfunktionen vor.
    Das organische Gehirn des Avataras war über einen Bioponblock sowohl mit einem Pikosyn wie auch mit einer Mikropositronik verbunden, die in der Magengegend untergebracht waren. Die Bioponverbindung funktionierte, wie nicht anders zu erwarten, ausgezeichnet, die Rechenleistung beider Troniken war optimal.
    Samantha beendete diesen entscheidenden Test mit einem Seufzer und kündigte Drei den dritten Durchlauf an. Dabei ging es um allgemeine technische Belange, die Überprüfung des Schirmfeldgenerators zum Aufbau eines Individualschutzschirmes, der ebenfalls in der Magengrube eingebettet war, und die verschiedenen Zusatzmodule, die wahlweise in die Avataras eingebaut werden konnten.
    Drei war im Besitz eines Mikrogravitators, den er als Rückenplatte trug, eines Lähmstrahlers, der in der linken Handfläche eingebaut war und auf Gedankenbefehl ausgefahren werden konnte, und eines miniaturisierten Kombistrahlers in seiner rechten Handfläche.
    Es gab noch eine Reihe weiterer Zusatzmodule, die kompatibel zu den Avataras waren. Doch dabei handelte es sich mehr oder weniger um technische Spielereien, für deren Anwendung es keinen Bedarf gegeben hatte.
    Die Avataras waren vor allem für Rettungseinsätze konzipiert worden, etwa um den intakten Gehirnen von Unfallopfern einen Körper bieten zu können, und sei es nur vorübergehend, bis ihre eigenen Körper wieder zusammengeflickt worden waren. War die Wiederherstellung des eigenen Körpers nicht mehr möglich, konnte das Gehirn im Avatara ein ständiges Zuhause finden.
    Das erschien menschlicher und für das Gehirn erträglicher, als es in einen Überlebenstank oder einen Robotkörper zu stecken. Rohmer wußte aus dem Trivid-System, daß es früher, also vor über zwei
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