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1887 - Unsichtbare Siganesen

Titel: 1887 - Unsichtbare Siganesen
Autoren: Unbekannt
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abrupt ab, weil sie erschrocken feststellte, daß sie ihre eigene Unsicherheit damit kaschierte.
    „Hoffentlich habe ich nichts versäumt", erklang vom Zentraleschott her eine markante Stimme. „Warum hatten wir den Hyperraum kurzfristig verlassen?"
    „Der schöneren Aussicht wegen", bemerkte Rosa spitz.
    Arno Wosken kam grinsend näher. „Ich verstehe", sagte er. „Störe ich?"
    „Nein", grollte Ross. „Wie kommst du darauf?"
    „Das frage ich mich auch", seufzte Rosa.
     
    *
     
    Schweiß perlte auf der Stirn des LFT-Kommissars, als er die Nachricht las, die ihm ein Servorobot übergeben hatte. Seine Lippen bebten, er knüllte die Folie zusammen und warf sie in den Abfallvernichter.
    Die Nacht hing über Terrania City. Nie hatte Cistolo Khan die Metropole anders denn als gleißendes Lichtermeer erlebt aber dieses trübe Halbdunkel, in dem sogar einige Sterne zu sehen waren, erschreckte.
    Fast zum Greifen nahe war das undefinierbare Glimmen des Faktorelements. Dahinter lauerte eine Gefahr, die jeder sträflich unterschätzt hatte. Inzwischen war es längst zu spät, mit allen verfügbaren Mitteln zurückzuschlagen. Die Dscherro zu vernichten hätte gleichzeitig bedeutet, Millionen Menschen und einige zehntausend andere Galaktiker dem sicheren Tod preiszugeben und die Stadt, die seit den Tagen der Dritten Macht Symbol für den Aufstieg Terras war, endgültig in eine Ruinenlandschaft zu verwandeln.
    „Sie sind tot..." Abrupt wandte Cistolo Khan sich zu Atlan um, der schweigend vor der großen Panoramawand stand und nichts anderes tat, als ihn zu beobachten.
    Es gefiel ihm nicht, daß der Unsterbliche hier war; was auf Terra geschah, ging niemanden etwas an, das waren innere Angelegenheiten. Aber für Geheimhaltung war es längst zu spät. Katie Joannes Filmaufnahmen hatten in der Galaxis neue Betroffenheit ausgelöst. Und wohl auch heimliche Genugtuung. Egal, das Ansehen der Erde stand auf dem Spiel.
    Die Terraner schaffen es nicht, ein paar Barbaren aus ihrer Hauptstadt zu vertreiben. Khan hörte schon die Spottreden der Gataser, Arkoniden, Antis und anderer Völker. Insgeheim hatten viele doch nur darauf gewartet, daß der alte Rivale um Wirtschaft und Handel und die Vormacht in der Milchstraße eine Schlappe erlitt. Nichts war mehr wie früher.
    „Wer ist tot?" fragte Atlan leise. Die letzten Tage hatte der Arkonide beim Faktorelement Kalkutta verbracht, jetzt war er im Zentrum der LFT-Macht.
    Khan blickte ihn aus tief in den Höhlen liegenden Augen an. Vermißte und Tote, das war seit der TolkanderInvasion entsetzliches Tagesgeschehen, und irgendwann stumpfte jeder innerlich ab, wollte er nicht den Verstand verlieren. Er ballte die Hände, öffnete sie wieder, verkrampfte die Hände erneut. Schmerzhaft schnitten die Nägel in die Handballen ein. Er stand selbst noch unter dem Schock des Erlebten, ertappte sich zeitweise dabei, daß er anders reagierte, als er es von sich erwartet hätte. Die Wunden, die die Tolkander gerissen hatten, würden nur langsam heilen. Obwohl rein statistisch die Zahl der Verluste der Galaktiker lediglich im Promillebereich auszudrücken war.
    Verdammter Zwang, immer nur in Zahlen zu denken. Statistiken und Schicksale sind Gegensätze, wie sie größer nicht sein können.
    „Wer ...?" wiederholte der LFT-Kommissar sinnend. Er starrte hinaus in das Halbdunkel der Nacht; blutrot, als riesige zernarbte Fratze, stieg der Mond über den Horizont herauf. „Wir haben fünf unserer besten Liga-Agenten verloren. Wie es aussieht, haben sie es nicht einmal geschafft, weit in das Faktorelement einzudringen.": „Davon war mir nichts bekannt, Cistolo."
    Um Khans Mundwinkel zuckte es verhalten. Atlans unterschwelliger Vorwurf, der sich im Tonfall des Arkoniden ausdrückte, gefiel ihm nicht.
    „Fünf Agenten, Freiwillige und ausgestattet mit der perfektesten Ausrüstung, die wir ihnen bieten konnten. Die Dscherro haben sie uns vor zehn Minuten zurückgebracht, vor die Füße geworfen wie Abfall: nackt, aufgeschlitzt ..." Die Stimme des LFT-Kommissars versagte. Er schluckte krampfhaft, wischte sich mit dem Handrücken über die Augenwinkel. „Mein Neffe war einer von ihnen. Der einzige Sohn meiner Schwester.
    Sie selbst starb im Glauben an Goedda - so ein Wahnsinn. Warum? Ich frage dich, warum das alles?"
    „Falls du dein Herz ausschütten willst, Cistolo ..."
    Cistolo Khan versteifte sich prompt. „Nein, Atlan", sagte er hart, „das ist allein meine Sache. Ich muß damit fertig werden
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