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1850 - Traumtod

Titel: 1850 - Traumtod
Autoren: Unbekannt
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durchs Solsystem. Die Wachforts zogen aber weiterhin ihre Bahnen, als stumme, wie in Agonie liegende tödliche Werkzeuge einer einst starken galaktischen Macht.
    Das Solsystem war zu einem stillen Ort geworden. Zum Grab der Terraner.
    Aber Ruhe herrschte an diesem Grabmal nicht. Schon lange nicht mehr. Und das Solsystem war auch nicht tot. Überall, auf Terra wie auf allen anderen Planeten, regte sich schmarotzerisches Leben. Es war aus seinen Löchern gekrochen, wo es ausgeharrt hatte, bis seine Chance kam, bis die mächtige LFT zu Fall gebracht worden war und sich nicht mehr rührte.
    Die Aasfresser nagten an diesem großen Leichnam der terranischen Zivilisation, höhlten ihn kontinuierlich aus, absorbierten ihn Biß für Biß, unermüdlich und unersättlich.
    Es gab verschiedene Arten von Leichenfledderern. Die Stärksten holten sich die besten Happen, die Kleinen und Schwachen warteten geduldig darauf, was für sie abfiel.
    Aber es blieb genug für sie übrig, sie waren genügsamer und sammelten die Krümel ein, die die Stärkeren achtlos liegen ließen oder die zu suchen sie sich nicht erst die Mühe machten.
    Norman Erengast wurde in diesem Augenblick ganz seltsam zumute. Für einen Moment dachte er: Habe ich die Menschen letztlich vielleicht doch geliebt?
    Nein, nein, das war zu weit hergeholt. Aber er mußte sich zumindest eingestehen, daß er um sie trauerte und es ihm um sie leid tat.
    Auf einmal fielen ihm Dinge ein, die er früher verdrängt hatte. Dinge, die eigentlich für die Menschen sprachen, Kleinigkeiten bloß, aber in ihrer Gesamtheit doch schwerwiegend und für, die Menschen sprechend.
    Er hatte auf Terra einen Bruder zurückgelassen. Alexander und er waren zwei absolut ungleiche Brüder gewesen. Normau hatte Alexander geradezu dafür verachtet, daß er in die Politik gegangen war. Politik war für ihn nur ein Synonym für Korruption. Und so war er von seinem Bruder in Streit und Feindschaft geschieden.
    Nun aber war ihm auf einmal sehr daran gelegen, mit Alex ein paar Worte wechseln zu können. Gerne hätte er einiges, was in Zorn und Ignoranz gesagt worden war, ins reine gebracht ...
     
    *
     
    „Nun seht euch mal diesen Jammerlappen an", stichelte der Roboter Oswald, den der Menschenverächter Normau Erengast nach seinem eigenen Wesen programmiert hatte. „Ich fürchte, ich muß ihm mal wieder eine Lektion in ..."
    Normau desaktivierte seinen Roboter kurzerhand; er war nun froh, daß er sich diese Möglichkeit offengelassen hatte.
    An den Posbi gewandt, bat Normau: „Würdest du Oswald für mich umprogrammieren? Ich wäre dir für diesen Gefallen überaus dankbar. Ich kann seine Sticheleien nicht mehr ertragen."
    „Willst du das wirklich?" fragte Elebor zweifelnd.
    „Nein, das will er nicht!" mischte sich der Matten-Willy Samba ein. „Er braucht Oswald als Widerpart.
    Und er braucht ihn so, wie er ist. Würdest du aus Oswald einen weisen, einsichtigen Philosophen machen, würde dich Normau bald schon dafür verfluchen und verlangen, daß du die Haßschaltung reorganisierst.
    Oswald ist der Spiegel, in dem sich Normau selbst sieht. Das paßt ihm nur im Moment nicht. Aber diese sentimentale Phase geht wieder vorüber, und dann wird Normau wieder der alte sein. Ich kenne solche Typen.
    Man findet sie in jedem Volk."
    „Ich will ja nicht unhöflich sein, aber könnten Sie sich dieses pseudophilosophische Geplapper für später aufheben", mischte sich da Yamo Dornrat mit seiner mächtigen Stimme ein. „Ich habe in der Zwischenzeit einige Untersuchungen vorgenommen. Wie nicht anders zu erwarten, ist das Solsystem in die Hände der Plünderer gefallen. Hier ist die Plunderei jedoch straff durchorganisiert. Die Galactic Guardians haben alle Planeten besetzt und auf Terra ihr Hauptquartier eingerichtet. Es wird nicht leicht sein, den Sperriegel zu durchbrechen und unbemerkt nach Terra zu gelangen. Die einzige Chance dafür wäre, heimlich einzufliegen, abseits der Ballungszentren zu landen und sich dann zu einer Metropole durchzuschlagen."
    Die fette Leiche Terra lohnt den Aufwand der Galactic Guardians, dachte Normau verbittert.
    Laut sagte er: „Ich will nach Terrania. Etwas anderes kommt für mich nicht in Frage. Notfalls arrangiere ich mich sogar mit den Galactic Guardians."
    „Es gäbe da eine Möglichkeit", sagte Yamo Dornrat. „Die könnte Sie aber teuer zu stehen kommen.
    Soviel ich herausgehört habe, vergeben die Galactic Guardians sogar Lizenzen fürs Plündern. Das hat jedoch
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