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1848 - Zerrspiegel

Titel: 1848 - Zerrspiegel
Autoren: Unbekannt
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merkwürdig das klingt. Wir haben mit den Tolkandern inzwischen einige Erfahrungen gesammelt und werden diese anwenden. Nur so haben wir überhaupt eine Chance, an den Philosophen heranzukommen."
    „Hoffen wir das Beste", seufzte Atlan.
    Er richtete den Blick auf die kreisende Spirale aus Menschenleibern. An diesen Anblick mochte er sich nicht gewöhnen, er jagte ihm immer wieder von neuem Schauer den Rücken hinunter.
    Das Kreisen hörte auch während der Nacht nicht auf; entweder brauchten die Beeinflußten keinen Schlaf, oder sie nickten immer wieder während des Gehens ein, ohne daß ihr Bewegungsablauf stoppte. So gesehen war es ein Wunder, daß Anita und George nicht sofort zusammengebrochen waren, als sie aus dem Inneren Kreis entlassen worden waren. Sie hatten jegliches Zeitgefühl verloren, also war es schwer zu sagen, wie lange sich die Menschen im Inneren Kreis aufhielten.
    Es war fast beängstigend, auch in der Nacht das unaufhörliche, von schwachem Licht und leisem Summen begleitete Rotieren zu beobachten. Die Konturen verwischten sich in der Dunkelheit, so daß man den Eindruck eines gigantischen Wurms ohne Kopf und Ende bekommen konnte, der sich um sich selbst wand.
    Als der Arkonide am anderen Morgen erwachte, war die kreisende Spirale verschwunden.
     
    *
     
    „Der Philosoph hat seinen Standort schon wieder gewechselt", meldete Mila, die als erste aufgestanden war. „Ich habe ihn bereits aufgespürt. Er hat sich zwanzig Kilometer weiter um den Berg herum bewegt."
    „Scheint fast so, als ob das Kilimandscharo-Massiv eine wichtige Rolle spielt", sinnierte Atlan. „Der Philosoph sieht möglicherweise in dem Berg einen besonderen Bezugspunkt."
    „Vielleicht gefällt er ihm", meinte Mila leichthin.
    „Du meinst, er hat keine besondere Bedeutung?"
    Mila hob die Schultern. „Nicht der Berg an sich, aber vielleicht dieser Standort. Wir wissen nicht, wofür sich dieses fremde Wesen interessiert und ob es die Umgebung ebenso wahrnimmt wie wir."
    Sie brachen das Lager ab und flogen mit der Jet zu dem neuen Standort des Philosophen. Die Situation dort war unverändert, nur das Landschaftspanorama hatte sich ein wenig verändert.
    In Begleitung der zehn Modulas machten sich die drei Aktivatorträger auf den Weg ins Flimmerzentrum. Die Roboter schirmten sie dabei gegen die unaufhörlich kreisenden Menschen ab.
    Es war merkwürdig, in die Menschenmasse einzutauchen, durch sie hindurchzugehen. Die Versuchung, sich der wirbelnden Bewegung anzuschließen, war sehr hoch, trotz der Abschirmung durch die Roboter, die einen gewissen Abstand garantierten.
    Diesem gewaltigen Ansturm an Euphorie, an völlig hingegebener Begeisterung, wäre kein empfindungsfähiges Intelligenzwesen auf Dauer gewachsen gewesen. Die Unsterblichen spürten es deutlich, wie es sie selbst aufputschte, obwohl sie für die Sendungen und „Lehren" des Philosophen selbst weiterhin absolut unempfänglich warennicht nur immun, sondern taub.
    „Sie wirken alle so ... unendlich glücklich!" meldete sich Nadja, die am weitesten vorn war.
    „Wir müssen uns ganz langsam und vorsichtig zum Zentrum vorarbeiten, damit der Philosoph nicht auf uns aufmerksam wird", mahnte Atlan per Funk. „Bleib in unserer Nähe, Nadja. Diese Massenhysterie ist ansteckend; selbst mir macht sie zu schaffen."
    Die Beeinflußten beachteten sie überhaupt nicht. Es schien sie auch nicht zu stören, von den Robotern umgeleitet zu werden.
    Nach einigen Kilometern konnten sie das wirbelnde Flimmerzentrum deutlich erkennen; die hörigen Menschen machten - bewußt oder unbewußt -einen Bogen darum herum und hielten einen ehrfürchtigen Abstand. Das Zentrum hatte rund hundert Meter Durchmesser, scharf abgegrenzt zudem Bannkreis.
    Atlan wies die Modulas an, vor dem Zentrum zu warten. Er hoffte, daß durch den Philosophen keine aggressive Abwehr erfolgte, sobald sie das flimmernde Zentrum betraten. Dann hatte er die Grenze bereits überschritten.
    Der Arkonide maßte schnell einsehen, daß er nicht mehr weiterkonnte. Die flimmernden, verwirrenden Muster und Strukturen machten es ihm unmöglich, eine klare Sicht zu bekommen oder sich zu orientieren. Nach den ersten Schritten kehrte er um.
    „Ich kann euch nicht weiterbegleiten", gab er den Zwillingen über Funk bekannt.
    „Warte nur", kam es von Mila zurück. „Wir werden versuchen, ihn zu erfassen."
    „Seid ihr sicher da drin?"
    „Keine Sorge. Das Flimmern ist rein optisch. Es beeinträchtigt uns weder körperlich noch
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