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1838 - Der Begleiter

1838 - Der Begleiter

Titel: 1838 - Der Begleiter
Autoren: Jason Dark
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blieb, ebenso wie ich. So schnell würde ich mich nicht zurückziehen. Ich hatte die Worte des Mannes nicht vergessen. Er hatte von einem Begleiter gesprochen, und den wollte ich mir gern näher anschauen.
    Er war nicht da.
    Dafür spürte ich im Nacken einen Luftzug, drehte mich um und sah, dass die Tür geöffnet wurde. Der Arzt betrat den Raum. Er schloss die Tür, und ich sah sein fragendes Gesicht.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Was heißt das?«
    »Dass Sir Peter nicht mehr lebt.«
    Der Doktor schluckte. Dann war er mit wenigen Schritten neben mir am Bett und testete, ob ich recht hatte.
    Er hob recht schnell den Kopf. Dabei nickte er nicht. »Ja, Sie haben recht. Er lebt nicht mehr.«
    »Das sagte ich doch.«
    Der Mann im weißen Kittel schüttelte den Kopf. »Er hatte keine Chance mehr, das wusste ich.«
    »Sicher.«
    »Und? Sind Sie jetzt enttäuscht?«
    »Nein, das bestimmt nicht. Ich habe es gewusst. Er hat mir gesagt, weshalb ich hier bin. Er ist tot, und das war auch wichtig für mich, wenn ich ehrlich bin.«
    »Und warum?«
    »Weil mit dem Tod noch nicht alles vorbei ist.«
    Der Arzt sagte nichts. Er schaute mich an und schüttelte den Kopf. Dann saugte er die Luft durch die Nasenlöcher ein. Meine Antwort hatte ihn schon überrascht.
    »Was – ähm – haben Sie damit gemeint?« Er lächelte. »Soll ich das im religiösen Sinne verstehen?«
    »Nein, auf keinen Fall. Hier geht es um etwas anderes.«
    »Und um was?«
    Er hatte zwar aggressiv gefragt, aber darum kümmerte ich mich nicht. »Tut mir leid, aber das möchte ich für mich behalten. Es ist nicht so leicht nachvollziehbar.«
    »Aha. Und wie sieht es im Einzelnen aus?«
    »Das kann ich Ihnen sagen. Ich werde noch für eine bestimmte Zeit hier im Zimmer bei dem Toten bleiben. Ich kann Ihnen auch nicht sagen, wie lange das dauern wird. Ich bleibe jedenfalls noch hier, weil ich über einiges nachdenken möchte.«
    Der Arzt hatte alles gehört. Er gab mir keine konkrete Antwort, nickte aber vor sich hin. »Okay, Sir Peter wollte etwas von Ihnen, den Gefallen haben wir ihm getan. Ich weiß nicht, was Sie vorhaben, doch ich werde mich Ihnen nicht in den Weg stellen.«
    »Dafür bedanke ich mich.«
    Dr. Morton schaute mich noch etwas skeptisch an, dann nickte er und drehte sich um. Er wollte auf die Tür zugehen und das Zimmer verlassen. Bevor er das tat, sprach er mich noch mal an.
    »Diese Kälte ist nicht normal – oder?«
    »Das kann sein.«
    »Dann spüren Sie den Tod?«
    »Auch.« Ich lächelte. »Allerdings auf eine besondere Art und Weise, über die ich jetzt nicht weiter sprechen möchte.«
    »Wie Sie meinen. Sie sind erwachsen, und es ist Ihre Sache, wenn Sie sich in Gefahr begeben.«
    »Ja, das ist es.«
    Der Arzt verschwand. Ich atmete erst mal durch. Jetzt war ich wieder mit dem Toten allein – und mit der Kälte. Ich spürte sie noch immer. Sie war vorhanden. Als normal wollte ich das nicht ansehen. Der Tote strahlte sie auch nicht ab, das war etwas anderes. Ich musste nachdenken, ich wollte es auch, und ich kam zu einem Ergebnis. Ob es stimmte, konnte ich nicht sagen, aber es war schon da, und ich bekam es auch nicht mehr aus meinem Kopf.
    Etwas oder jemand war unterwegs. Und ich hatte nicht vergessen, dass der Mann von einem Begleiter gesprochen hatte, als er noch am Leben gewesen war.
    Der Begleiter!
    Das war es. Einer, der ihn ins Jenseits brachte oder wo immer auch hin.
    Der musste noch kommen.
    Und ich wollte auf ihn warten. Für mich war das Ehrensache. Ich glaubte nicht an eine Lüge, damit trieb man keine Scherze, und es gab auch für mich noch einen Beweis.
    Es war die Kälte!
    Die ließ sich nicht vertreiben. Es war auch keine normale Kälte, sondern eine aus einer anderen Welt. Das konnte durchaus das Jenseits sein. Ich musste also warten, ob der Begleiter erschien.
    Sir Peter Dawson hatte von einem Engel gesprochen. Es war durchaus möglich, dass er damit richtig lag. Aber noch ließ sich keine fremde Gestalt blicken.
    Dass es Engel gab, das wusste ich. Ich kannte mich da auch aus, denn die Engel konnte ich in zwei Gruppen einteilen. Zum einen in gute, zum anderen in böse. Welcher Engel den Mann abholen würde, war mir nicht bekannt.
    Ich musste warten. Es gefiel mir nicht, aber was sollte ich machen? Ich dachte daran, wer mich hierher gebracht hatte, und mit dieser Person wollte ich sprechen.
    Sir James rief ich über mein Handy an.
    »Ja, John, was gibt’s?«
    »Sir Peter ist tot.«
    Es herrschte eine Schweigesekunde.
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