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1838 - Der Begleiter

1838 - Der Begleiter

Titel: 1838 - Der Begleiter
Autoren: Jason Dark
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offenen Tür. Er wurde gefahren und nicht getragen. Er stand auf einem Elektrofahrzeug, dessen Fläche mit schwarzem Samt belegt war. Der Sarg war ebenfalls schwarz und das Holz glänzte, als wäre es eingeölt worden. Auf dem hinteren Teil des Wagens saß der Fahrer, der nach vorn und über den Sarg hinweg schauen konnte.
    Es gibt ja bei Beerdigungen immer gewisse Reihenfolgen oder Rituale. Da ist ungeschrieben festgelegt worden, wer direkt hinter dem Sarg hergeht, wer danach folgt und wer letztendlich die Schlussformation bildet.
    Hinter dem Sarg schritten die nahen Verwandten. Wer es genau waren, das wussten wir nicht. Es konnten Kinder, Brüder, Schwestern, Cousins oder Cousinen sein. Es gab auch eine trauernde Ehefrau, die direkt hinter dem Sarg ging.
    Glenda stieß mich an. »Siehst du die Frau da?«
    »Klar. Die hat sich so verhüllt.«
    »Ist auch besser so.«
    »Kennst du sie denn?«
    »Kennen ist zu viel gesagt. Ich weiß, wie sie aussieht, und da ist es besser, wenn sie sich verhüllt. Sie ist eine ganze Ecke jünger als er. Ich habe mich mal schlau gemacht. Dawson hat sie erst vor einem halben Jahr geheiratet.«
    »Klar, dass die Verwandten da sauer sind. Das wird einen Erbstreit geben, der sich bestimmt durch die Medien zieht.«
    »Glaube ich auch.«
    Hinter der jungen Witwe, die bewusst allein gelassen wurde, bewegten sich die anderen Verwandten. Sie trugen zwar dunkle Kleidung, aber ich glaubte nicht, dass sie wirklich trauerten. So beliebt war der Tote zu seinen Lebzeiten nicht gewesen.
    Ich suchte die Reihe der Trauergäste nach bekannten Gesichtern ab. Ich fand keinen, den ich kannte, zumindest persönlich.
    Man bewegte sich langsam, man sprach nur leise, und irgendwann konnten auch wir uns in den Trauerzug einreihen. Wir gehörten zu denen, die sich ziemlich am Ende befanden, wo auch diejenigen gingen, die keine Trauerkleidung trugen.
    Zwar waren wir nicht die letzten Trauergäste, aber viele gingen auch nicht mehr hinter uns. In dieser Position waren wir recht weit vom Sarg entfernt. Es wurde nicht mehr so viel Rücksicht genommen und lauter gesprochen.
    Das Thema war der Tote. Man redete über ihn. Es gab nicht viel Gutes über ihn zu sagen.
    »Ein netter Zeitgenosse«, sagte Glenda, die wir in die Mitte genommen hatten.
    »In der Tat.« Ich nickte.
    »Und dann bin ich mal gespannt, wozu er noch alles fähig ist«, sagte Glenda.
    »Was meinst du?«
    Sie schaute mich kurz von der Seite her an. »Was ich meine? Ich denke daran, dass er in der Lage ist, seinen Astralkörper erscheinen zu lassen, und wie der dann reagiert.«
    »Du kannst es dir aussuchen.«
    »Wieso?«
    »Versuche es mit einem Gegengewicht.«
    »Was meinst du damit?«
    Ich grinste. »Ist doch klar. Du kannst dich zu ihm hin beamen. Das wäre perfekt.«
    »Abwarten.«
    Begeistert hatte die Antwort nicht geklungen. Es wäre auch zu viel verlangt gewesen.
    Suko hatte sich aus unserem Gespräch herausgehalten. Er ging schweigend, aber er war auch sehr konzentriert und schaute immer zu den verschiedenen Stellen hin, die als Verstecke dienen konnten. Aber da war nichts zu sehen. Es gab keine Personen, die uns auf dem Weg zum Grab auflauerten.
    »Noch ist alles normal«, meldete Suko.
    »Sicher?«
    »Ja, John. Ich denke auch mehr daran, dass er sich woanders zeigen wird. Und zwar am Grab, wenn alle dort versammelt sind und sich auf den Sarg konzentrieren.«
    Glenda fragte: »Seid ihr denn so sicher, dass er sich als Zweitkörper zeigen wird?«
    Ich ging davon aus, Suko ebenfalls, und dann fragte Glenda nach dieser anderen Person.
    Die Antwort gab ich. »Tut mir leid, aber ich weiß nicht genau, wer sie ist. Sie kann ein Geist sein, aber auch ein Engel, der zur anderen Seite gehört. Jedenfalls stufe ich das Wesen, das wie ein Mensch aussieht, trotzdem als feinstofflich ein.«
    »Können wir es denn stoppen?«
    »Weiß ich nicht, Glenda. Aber gemeinsam schaffen wir es schon. Verlass dich darauf.«
    Wir hatten den größten Teil der Strecke hinter uns. Bisher waren wir wie unter einem schützenden Dach gegangen. Das änderte sich nun. Man konnte von einer Öffnung des Geländes sprechen oder von einer Lichtung, die extra für die Gräber angelegt worden war.
    Eines war frisch ausgehoben. Und es gab genügend Platz, damit wir uns verteilen konnten. Das hatten die Trauergäste auch getan. Die Verwandten standen dem Grab nah, am nächsten aber hatte sich die Frau aufgebaut. Sie kam uns auch jetzt sehr allein vor. Von ihrem Gesicht war nicht viel
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