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1812 - Der wandelnde Tod

1812 - Der wandelnde Tod

Titel: 1812 - Der wandelnde Tod
Autoren: Jason Dark
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will den Weg zu beiden finden.«
    »Ach, du willst sterben?«
    »Nein, aber ein kleiner Blick in das Jenseits kann nicht schaden. Und mit dem Tod an meiner Seite kann mir nicht viel passieren, das ist es, was ich meine.«
    »Das ist Wahnsinn.«
    »Ich weiß.«
    Ein scharfer Lacher war zu hören. Den hatte der wandelnde Tod ausgestoßen.
    »Wie war das mit den Geistern?«, fragte ich. »Wie komme ich zu ihnen?«
    »Mit mir.«
    »Aha. Von hier aus?«
    »Klar, du musst dich nur trauen.«
    Da hatte die Gestalt recht. Es war nicht einfach für mich. Ich hatte das Gefühl, jetzt über meinen eigenen Schatten springen zu müssen, und das war nicht leicht.
    Außerdem gab es da noch jemanden, für die ich die Verantwortung trug. Ich musste sie zurücklassen, denn mitnehmen konnte ich sie auf keinen Fall. Aber ich dachte jetzt weniger über sie nach, sondern mehr über das, was vor mir lag.
    »Wo kommen wir hin?«, fragte ich. »Was hast du vor?«
    »Du bist neugierig.«
    »Auch, aber ich will nicht die Katze im Sack kaufen. Ich will wissen, wo wir landen.«
    »Bei den Verstorbenen.«
    »Ach …« Ich ließ das Wort ausklingen und hoffte, dass die Gestalt mehr preisgab.
    »Ja, ich kann es dir erklären.«
    »Bitte.«
    Das bleiche Gesicht des wandelnden Tods verzog sich leicht in die Breite. »Die Verstorbenen haben zwei Möglichkeiten. Man kann sagen, dass sie wählen können zwischen zwei Ebenen oder auch zwei Türen, sinnbildlich gesprochen. Gehen sie durch die linke Tür oder in die Ebene hinein, dann kehren sie wieder um, finden einen neuen Mutterschoß und werden wiedergeboren. Nehmen sie aber die andere Tür, dann hat sich für sie das Jenseits geöffnet, dann sind sie Seelen und den Gesetzen des Jenseits unterworfen. Diese Bewohner werden auch Geister genannt.«
    »Und das ist alles?«
    »Nein, es gibt noch eine dritte Gruppe. Diese Mitglieder wollen nicht wiedergeboren werden und sich auch nicht in das ewige Licht begeben. Sie verharren in einem Zwischenreich und werden Gespenster genannt. So sieht es aus.«
    Das war wirklich ein Hammer. Ich hatte in meinem Leben ja schon einiges herausgefunden, aber diese Definition war mir neu. Aber war sie auch richtig?
    Das musste ich herausfinden, und ich dachte daran, was ich vorhatte. Ich wollte das Geheimnis des wandelnden Tods kennenlernen.
    »Du hast mich noch neugieriger gemacht.«
    »Sehr schön.«
    »Dann sollten wir es versuchen.«
    »In die andere Welt gehen?«
    »Ja.«
    Ein Schrei ließ mich herumfahren. Maria Lecco hatte ihn ausgestoßen. Sie war entsetzt. Mit beiden Händen wedelte sie. »Bitte, das willst du nicht wirklich!«
    Ich konnte sie sogar verstehen. Sie hatte Angst um mich. Verständlich. Aber ich musste sie auch aus dem Spiel haben. Ich hatte mich einmal entschieden und dabei wollte ich auch bleiben. Kneifen konnte ich nicht.
    Maria Lecco hatte sich wieder beruhigt.
    »Aber wenn du das tust, dann gehst du in den Tod. Denk doch an meinen Bruder.«
    »Keine Sorge, das tue ich. Ich bin gewarnt, ich werde meinen Kopf schon aus der Schlinge ziehen, wenn es nötig ist.«
    Maria wollte noch ein Gegenargument bringen. Sie bewegte den Mund. Sie suchte nach Worten, aber sie fand keine mehr und schüttelte den Kopf.
    Ich ging zu ihr. »Solange ich an deiner Seite bin, hast du Ruhe. Da bist du sicher. Denk daran.«
    »Ja, schon, aber ich – es wird mir einfach schwerfallen.« Sie stöhnte auf, weil sie nichts mehr sagen konnte. Mich traf nur ihr ängstlicher Blick.
    Ich drehte den Kopf und schaute zum Tod hin. Diese Gestalt als Tod zu bezeichnen war auch etwas, das ich kaum nachvollziehen konnte. Er war der Tod. Er nannte sich so, aber er sah aus wie ein Mensch. Wie konnte er da der Tod sein?
    War er derjenige, der den Weg ins Jenseits fand? War er der Mensch, der sich gut mit dem Tod gestellt hatte? Er war kein Zerrbild. Er war kein Skelett. Er war der Tod, wie er selbst gesagt hatte. Aber der Tod in einer bestimmten Gestalt.
    Sie sah zwar nicht aus wie jeder andere Mensch, sondern vergleichbar mit einer Figur der Halloween-Szene, die Kindern einen Schrecken einjagen sollte.
    So wie er jetzt aussah, jagte er mir keinen Schrecken ein. Aber ich kannte auch die andere Seite. Er war ein Gestaltwandler, das durfte ich nicht vergessen.
    Ich ging auf ihn zu und nickte. »Wenn du willst, können wir jetzt den Weg gehen.«
    »Ja, ich warte schon.«
    »Und wie soll es laufen?«
    Er lachte leise und streckte mir einen Arm entgegen. Dabei spreizte er die Hand und winkte
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