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1796 - Rückkehr der Sydorrier

Titel: 1796 - Rückkehr der Sydorrier
Autoren: Unbekannt
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Verstand dahinter lag.
    „Das war ein Ruhetanz", erklärte Kamhele. „Sydorrier teilen ihre Schlafperioden in Tiefschlafphasen auf, in denen sie wie Menschen ruhig daliegen, fast wie starr und tot, und in Ruhetänze, die den weitaus größeren Teil der Schlafperiode in Anspruch nehmen. Ruhetänze können wir jederzeit und an jedem Ort tanzen, sie entspannen und stärken uns.
    Tiefschlafphasen brauchen wir nur selten und nicht viele, außer in Zeiten großer Anspannung."
    „Gibt es das bei Sydorriern?"
    „O ja, selbstverständlich. Als Calizo und seine Gefährten der Wahrheit über unser Volk allmählich näherrückten, drückte sich dies sogar in ihrem Verhalten aus."
    Mike nickte. „Ich habe inzwischen festgestellt, daß die anderen Sydorrier sich bei weitem nicht so emotionslos geben wie du. Deine Gefährten, die dich begleiten, verhalten sich aufgeschlossener."
    Kamhele zwinkerte langsam mit einem Auge.
    „Das liegt in meiner Natur", behauptete sie.
    „Nicht nur." Mike lächelte. „Du bist ... irgendwie ganz anders. Ich hoffe, ich beleidige dich nicht."
    „Du kannst mich nicht beleidigen. Ich weiß, daß du Bewunderung für mich empfindest, doch für derartige Empfindungen bin ich nicht empfänglich. Ich habe es mir zur Lebensaufgabe gemacht, mein Volk in eine bessere Zukunft zu führen. Kryomon ist dahingegangen, Calizo ist alt. Ich werde meinem Volk dienen und seine Interessen vertreten, wenn es an der Zeit ist. Daher habe ich seit Beginn meiner Ausbildung alle meine persönlichen Wünsche zurückgestellt und auch meine Gefühle unter Kontrolle."
    „Hattest du jemals das Verlangen, diese Bürde mit einem Lebenspartner zu teilen?"
    „Nein."
    Michael war fast ein wenig betroffen, wie ruhig und sicher sie dieses Nein gesprochen hatte.
    „Aber gibt es nicht auch bei eurem Volk körperliche Bedürfnisse, die im Lebenserhaltungstrieb verankert sind?"
    „Durchaus", antwortete Kamhele. „Zu bestimmten Gelegenheiten sind sie sogar sehr stark ausgeprägt. Es ist für Sydorrier fast wie eine Zeremonie, wunderbar und heilig. Doch ich bin fern davon, Michael. Ich habe keine körperlichen oder seelischen Bedürfnisse, mein Leben mit jemandem zu teilen. Mein Verlangen richtet sich ausschließlich auf meine Bestimmung, daneben gibt es nichts anderes."
    „Denkst du, du könntest in einen persönlichen Konflikt geraten, wenn sich diese Situation einmal ändert?" forschte der Unsterbliche weiter.
    Kamhele wiegte leicht den Kopf. „Das kann ich nicht wissen. Aber ich glaube nicht, denn ich bin zufrieden und ruhe in mir selbst."
    Michael hob leicht seine Brauen.
    „Du mußt doch sehr einsam sein, Kamhele?" fragte er weiter.
    Die Sydorrierin strich mit grazilen, langen Fingern sacht über ihren Kronenkamm, der aufzuleuchten schien.
    „Ich bin nicht einsam, Michael. Ich habe Gefährten und Freunde. Auch Jeschdean bedeutet mir viel. Aber sag selbst, wenn wir Entscheidungen treffen: Sind wir da nicht alle einsam, auf die eine oder andere Weise?"
    „Ja, natürlich ..."
    „Ich denke, du versuchst, dich ein wenig mit mir zu vergleichen. Bedingt durch deine Unsterblichkeit stehst du abseits der anderen, und du bemühst dich, mit Sterblichen keine zu enge Bindung einzugehen, um den Verlust nicht erleiden zu müssen. Als Sprecherin der Sydorrier bin auch ich von dem normalen Leben getrennt. Doch ich bedaure das nicht. Und du?"
    Michael sah versonnen zum Fenster hinaus und lächelte dann.
    „Nein. Manchmal, vielleicht. Doch solche sentimentalen Momente sind selten. Hätte ich heute die Wahl, ich würde mich wieder so entscheiden."
    „Solche sentimentalen Momente habe auch ich, in meinen Ruhetänzen, wenn ich Zeit habe, nachzudenken und mich nur mit mir zu beschäftigen", erwiderte Kamhele. „Das nennt man träumen, Michael. Eine der schönsten Eigenschaften vieler intelligenter Wesen, wie ich meine.
    Deshalb habe ich mich zu meinem Ruhetanz hierher zurückgezogen. Obwohl ich die Aussicht draußen gar nicht bewußt bemerkte während meines Tanzes, weiß ich doch, daß sie da ist, sobald ich die Augen öffne. Du siehst, ich bin keineswegs so emotionslos, wie es immer scheint.
    Sydorrier fühlen nur anders."
    Einige Zeit standen sie schweigend nebeneinander und schauten hinaus auf die Sterne.
     
    *
     
    Michael Rhodan nahm schließlich wieder den Gesprächsfaden auf.
    „Wir werden Iquama bald erreicht haben, Kamhele."
    „Ich bin schon sehr gespannt", gestand sie. „Was wird mich dort wohl erwarten?"
    „Nach den
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