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1791 - Im Dorf der Verdammten

1791 - Im Dorf der Verdammten

Titel: 1791 - Im Dorf der Verdammten
Autoren: Jason Dark
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Größe her schlecht zu schätzen. Ich ging davon aus, dass er mittelgroß war. Das Haar war angegraut. Es wuchs so lang, dass er es im Nacken zu einem Zopf hatte binden können.
    In seinem Gesicht bewegte sich kein Muskel, als er auf uns nieder schaute. Er schien Bill und mich einschätzen zu wollen, aber das war ja nicht negativ.
    Um den Glatzkopf kümmerte er sich nicht, dabei war Kevin Proud es, der ihn ansprach, weil er sich nicht mehr zurückhalten konnte.
    »Verdammt, Tony Black, wo kommst du her?«
    Der Wirt schwieg.
    »Und wo ist die seltsame Frau, die dich abgeholt hat? Was hast du mit ihr gemacht?«
    Er sagte wieder nichts.
    »Und was hast du jetzt vor?«
    Das bekamen wir zu sehen, denn Tony Black bewegte sich auf dem Pferderücken. Dort rutschte er nach links, dann noch ein Stück weiter, bevor er an der Flanke des Tiers entlang nach unten glitt und den Boden erreichte.
    Bill und ich hatten bisher nichts getan. Es war für uns wichtig gewesen, einfach nur zuzuschauen, um uns ein Bild zu machen. Aber dieser Wirt tat nichts, um das Bild zu vervollständigen. Was er unternahm, lief alles im normalen Rahmen ab.
    Kevin Proud musste ihn einfach ansprechen. »Bist du wieder hier, um deine Kneipe zu übernehmen?«
    Black sagte wieder nichts. Neben seinem Pferd blieb er stehen und schaute sich um, was wohl passieren könnte. Aber es tat sich nichts, auch wir griffen nicht ein, denn wir wollten hier nichts zerstören.
    Das kam Tony Black entgegen. Ohne sich um etwas zu kümmern, setzte er sich in Bewegung und nahm den direkten Kurs auf seinen Pub. Den Eingang hatte er schnell erreicht. Er drehte sich nicht ein einziges Mal um, als er sein Lokal betrat.
    Kevin Proud schüttelte den Kopf. Er musste etwas loswerden.
    »Das verstehe ich einfach nicht. So ist er eigentlich nicht. Nein, er ist anders. Er redet viel. Er mischt sich in alles ein, hat zu allem eine Meinung, und jetzt sagt er nichts.«
    »Er wird schon noch reden«, meinte Bill und setzte bereits einen Schritt vor, um ebenfalls in die Gaststätte zu gehen, was er auch noch vor uns schaffte.
    Tony Black stand an seinem Platz hinter der Theke, tat aber nichts, was uns hätte weiterbringen können. Er schenkte auch nichts ein, sondern schaute einzig und allein nach vorn. Um sein Pferd kümmerte er sich auch nicht.
    Was war mit ihm geschehen?
    Das war die große Frage. Und hier eine Antwort zu finden war nicht einfach. Ich ging davon aus, dass etwas geschehen sein musste. Er hatte etwas erlebt, das bei ihm eine Veränderung bewirkt hatte. Nur hätte ich gern gewusst, was es gewesen war.
    Ich sah Bill an, der mir zunickte. Kevin Proud murmelte etwas vor sich hin und schüttelte den Kopf. Und ich ging davon aus, dass er mir auch nichts sagen würde, wenn ich ihm eine Frage stellte.
    Aber ich hatte meine Möglichkeiten – oder eine bestimmte –, etwas in Bewegung zu setzen.
    Aus diesem Grund stellte ich auch keine Frage, sondern handelte so, wie Bill Conolly es kannte, für den Wirt aber neu war. Ich war gespannt, wie er auf den Anblick des Kreuzes reagierte. Angeblich kam er aus einem Hexendorf, und dort liebte man bekanntlich keine Kreuze.
    Er schaute sofort hin, als ich meinen rechten Arm bewegte und die Kette in die Höhe zog. Ich spürte bereits, wie das Kreuz an meiner Brust nach oben glitt und sich dem Halsausschnitt näherte.
    Der Wirt registrierte es, handelte aber nicht. Er wollte warten, was noch passierte.
    Und es passierte etwas.
    Das Kreuz lag plötzlich frei, und genau davon konnte der Mann seinen Blick nicht wenden.
    Er sah es, er zuckte zusammen, dann riss er den Mund auf und fing an zu schreien, als hätte ihm mein Talisman eine wahnsinnige Furcht eingejagt …
    ***
    Es war auch für Bill Conolly und Kevin Proud ungewöhnlich, einen Mann so schnell verändert zu erleben. Denn er war nicht mehr der Gleiche. Seine Souveränität war verschwunden, jetzt konnte man ihn nur noch als ein Bündel Angst bezeichnen. In seinen Augen flackerte es. Er war unsicher. Er saugte den Atem regelrecht ein, als wollte er ihn trinken.
    »Und jetzt?«, fragte Bill leise.
    »Das ist erst der Anfang.«
    »Dann viel Spaß.«
    Ich hatte den Wirt nicht aus den Augen gelassen. Ob er Schmerzen verspürte, war ihm nicht anzusehen. Er stand nur leicht nach vorn gebeugt auf dem Fleck und glotzte auf mein Kreuz, das für ihn ein Hassobjekt sein musste.
    »He, was haben Sie?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Liegt es am Kreuz?«
    »Weg«, keuchte er, »nimm es weg! Ich kann es
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