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1734 - Hexenhand

1734 - Hexenhand

Titel: 1734 - Hexenhand
Autoren: Jason Dark
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und sie umtanzten.
    Sie wartete darauf, bewusstlos zu werden, doch das trat nicht ein. Und die Schmerzen, die hatte sie sich eingebildet – oder etwa nicht? In diesen Sekunden war sie völlig durcheinander, was ihre Feinde zum Glück nicht mitbekamen.
    »Ihr müsst mehr Holz nachwerfen, ihr Idioten!«, hörte sie den Anführer schreien. »Ich will sie brennen sehen, verflucht noch mal! Sie soll lodern!«
    Und die Männer gehorchten. Sie packten das frische Reisig und schleuderten es in die Glut, die jetzt zu einer kleinen Feuersbrunst wurde, die den Körper voll umfasste.
    »Jetzt wird die Hexe brennen!«, brüllte der Anführer und freute sich ebenso auf das grausame Schauspiel wie seine Verbündeten.
    Sie brannte, aber es geschah etwas Seltsames, das die Männer nah am Feuer nicht begriffen. Sie hatten sich so nah hingestellt, weil sie alles mitbekommen wollten.
    Und auch Sandrine hatte die Veränderung bemerkt. Es gab um sie herum nicht mehr nur die Glut, jetzt hatten auch die Flammen so etwas wie einen Mantel aus Feuer um sie gelegt.
    Ich verbrenne!, dachte sie. Ich verbrenne...
    Der Gedanke war ihr kaum gekommen, als sie eine Stimme hörte. Sie war plötzlich da, und sie schien aus dem Brausen der Flammen zu kommen.
    »Du hast mich gerufen. Du hast gesagt, dass du mir dienen willst. Jetzt und auch in der Zukunft.«
    Ja, das habe ich!
    Sie wollte den Satz schreien, aber da drang nichts mehr aus ihrem Mund. Sie spürte nur, dass sie in ihren Gedanken eine Antwort gab, und die schien ihrem Helfer zu gefallen, denn er war mit ihr zufrieden. Darauf deutete auch seine Antwort hin.
    »Willst du es noch immer?«
    Ja! Es war ein gedanklicher Schrei, und sie hoffte, erhört zu werden.
    »Gut, ich verlasse mich auf dich!«
    Die Stimme verstummte wieder, und Sandrine blieb weiterhin in der Glut liegen. Sie wartete darauf, dass sie verging, dass ihr das Feuer die Haut zerfraß, aber das geschah nicht. Sie stand plötzlich unter einem Schutz. Um sie herum flackerte das Feuer, und sie traute sich sogar, die Augen zu öffnen.
    Zuerst glaubte sie an eine Täuschung. Dann sah sie genauer hin und stellte fest, dass sie sich nicht geirrt hatte, denn die Farbe der Flammen hatte sich tatsächlich verändert.
    Sie zeigten nicht mehr ihr rotgelb und auch nicht die schwarzen Schatten dazwischen, sie schimmerten in einem schwachen Grün.
    Sandrine begriff es nicht. Aber sie nahm es gern hin, denn diese Flammen taten ihr nichts, sie schützten sie sogar, und Sandrine spürte, dass keine Kraft mehr aus ihr herausfloss. Sie fühlte sich plötzlich innerhalb des Feuers wohl und wollte nicht mehr auf dem Bauch liegen bleiben.
    Deshalb drückte sie sich in die Höhe. Sie wunderte sich darüber, dass sie es schaffte und dass alles mit einer nahezu spielerischen Leichtigkeit ablief.
    Dann stand sie.
    Sie richtete sich auf. Dabei streckte sie den Körper und war von den Schmerzen befreit, es gab sie nicht mehr. Weder im Kopf noch an anderen Stellen.
    Es war fantastisch. Sie spürte, dass sie lebte, dass sie sich bewegen konnte wie immer, und sofort entstand in ihrem Kopf ein toller Plan.
    Erst mal musste sie lachen. Es musste einfach raus, sonst wäre sie daran erstickt. Sie schüttelte den Kopf, hielt die Augen weit offen und schaute nach vorn.
    Die Flammen hatten einen regelrechten Umhang gebildet, der ihr bis zum Gesicht reichte. Aber er war nicht so dicht, als dass er ihr Sehen zu stark behindert hätte. Und so erkannte sie das, was sich hinter dem Vorhang abspielte.
    Da standen sie!
    Ihre fünf Folterer, die Spaß an ihrem Tod haben wollten und nun einsehen mussten, dass dies nicht der Fall war und sie auf Sand gebaut hatten.
    Kein verbrannter Leib war zu sehen, kein geschwärztes Skelett, sondern ein Körper, der völlig normal aussah. Bei dem sich auch nicht mehr die Wunden zeigten, als wäre die Haut durch das Feuer gereinigt worden. Durch ein grünes Feuer, in das jetzt auch die Männer starrten und dabei völlig von der Rolle waren. Sie begriffen nichts, und aus ihren offenen Mündern drang ein schweres Ächzen.
    Und sie sahen das Gesicht. Ein normales Gesicht mit einem Mund, der zu einem breiten Grinsen verzogen war.
    Die Hexenjäger konnten nicht mehr sprechen. Sie waren völlig perplex, auch ihr Anführer, der tatsächlich die Frechheit hatte und ein Kreuzzeichen schlug, das ihn schützen sollte.
    Es schützte ihn nicht. Er hörte stattdessen Sandrines kaltes Lachen.
    »Das gibt es nicht!«, krächzte er und streckte den Arm aus.
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