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1696 - In den Ruinen des Mars

Titel: 1696 - In den Ruinen des Mars
Autoren: Unbekannt
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mir leid, Danning, aber ich bin nicht bereit, auch nur die geringste Rücksicht auf dieses Pflanzenscheusal zu nehmen. Ich werde mir zwei Freiwillige schnappen..."
    „Genügt einer?" fragte Tyler zurück und hob den Kopf. Bordon starrte ihn an und nickte. „Wie du willst. Für alle Fälle nehmen wir ein paar Waffen mit. Strahler, Reservemagazine, Thermogranaten."
    Kyll Bordon richtete sich auf und hob die Stimme, so daß ihn jeder hören konnte. „Außerdem werden wir versuchen, jedes einzelne Schott, das wir erreichen, von Hand zu schließen und abzuriegeln. Viel helfen wird's wahrscheinlich nicht, seit dieses Viehzeug imstande ist, Eisen zu absorbieren, aber es kann euch vielleicht wertvolle Sekunden geben."
    „Viel Glück, Kommandant", wünschte einer der Verletzten. Einige winkten Kyll Bordon zu.
    Tyler Danning bekam Zuspruch nur von seiner Frau. Er wußte, daß die Besatzung ihn für die Zerstörungen und vor allem für den Verlust von Menschenleben persönlich verantwortlich machte. Das Biotop war sein Geschöpf, sein Schoßtier gewissermaßen, und wenn es sich so negativ entwickelte, dann war er allein dafür verantwortlich. „Gehen wir!
     
    8.
     
    Kyll Bordon, der sich an Bord natürlich besser auskannte als der Xeno-Biologe, schritt voran.
    Er hatte zwei Strahler eingesteckt, in der rechten Hand trug er einen Handscheinwerfer. Seine Hosentaschen waren ausgebeult von einem halben Dutzend Thermitladungen, der wirksamsten Waffe gegen das Sheravyl-Monster. Tyler Danning folgte. Hinter ihm rief jemand: „Macht das Zeug kalt, Jungs!" Dann verklangen die Stimmen. Es war schwer, die einzelnen Räume zu passieren. Auch wenn die innere Aktivität des Biotops zum größten Teil erloschen war, so hatte es bei seinen außerordentlichen Wucherungen und Entwicklungssprüngen sehr erstaunliche Entwicklungen hervorgebracht, die einander in einem schier undurchdringlichen Gewirr begegneten. Es gab Moose und Flechten in allen erdenklichen Formen und Farben. Pilze und Farne, kleine Büsche. Sträucher, Blütenpflanzen, Schwämme und Lianen. Eine Vielzahl dieser Formen war zumindest in den Grundstrukturen erkennbar, andere wiederum so phantastisch, daß Tyler Dannings Phantasie nicht ausreichte, diese Lebensformen einer Gruppe oder Klasse zuzuordnen. Irgendwo in dem Gestrüpp entdeckte er einen Pilz mit weißem Hut und dunkelblauen Lamellen. Auf dem Hut hatte sich ein farbiges Muster gebildet, die Imitation eines Schmetterlings, der auf Terra eigentlich gar nicht zu Hause war. Lianen hingen von den Decken herab, Luftwurzeln und Ranken quollen aus technischen Geräten hervor, die vom Quelldruck der sich entwickelnden Pflanzen zum Bersten gebracht worden waren. Manchmal gluckste es, wenn Tyler Danning auftrat, an anderen Stellen zerbrachen knirschend Strukturen, die an Holz erinnerten, aber sicher keines war. „Puh", machte Kyll Bordon. „Was für ein Urwald!"
    „In der Tat", schloß sich Danning traurig an. All dies würde in wenigen Stunden zerstört sein, zerfallen und verfaulen. Es war eine Tragödie, aber das schien nur er erkennen zu können. Für andere Menschen, die dazu neigten, die Welt um sich herum ausschließlich unter dem Gesichtspunkt des eigenen Nutzens zu sehen, sah die Sache gewiß anders aus. Für sie handelte es sich um Unkraut oder Gestrüpp, das entfernt und verbrannt werden mußte, wenn es störte. Und wenn dabei einige Pflanzengattungen für immer ausgelöscht wurden - nicht schade darum, wenn es weder gut aussieht oder schmeckt und sich auch nicht als Viehfutter verwenden läßt. Die beiden Männer kamen nur sehr langsam voran, sie mußten sich Meter für Meter, Schritt für Schritt, mühsam erarbeiten. Bei der Hitze, die im Inneren der WEGA herrschte, und der syntronbedingten Luftfeuchtigkeit war dieser Marsch eine einzige schweißtreibende Strapaze. Tyler Danning hatte sich in den letzten Jahren ziemlich fit gehalten, aber jetzt brannten seine Lungen, seine Füße schmerzten und brannten, und sein rechter Wadenmuskel verfiel immer wieder in eigentümliche Zuckungen. „Wie weit ist es noch?" fragte er keuchend. Kyll Bordon schob langsam mit der Hand einen filigranen weißen Vorhang beiseite, der einen Durchgang verhüllte. Es war ein zartes Gespinst, dessen Fäden im Licht der Deckenlampen glitzerten. „Noch sehr weit", antwortete Bordon. Er blieb stehen. Manchmal ergab es sich, daß ein einzelner Raum zu einem Versuchslabor besonderer Art geworden war. Dies geschah immer dann, wenn bei der
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