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1696 - Blutbeute

1696 - Blutbeute

Titel: 1696 - Blutbeute
Autoren: Jason Dark
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besprochen hatten. Ihre Augen weiteten sich, und flüsternd drangen die Worte über ihre Lippen.
    »Sie haben von einer echten Vampirin gesprochen?«
    »So ist es«, sagte ich. »Und diese Justine Cavallo gehört dazu. Sie lebt leider hier in diesem Haus zusammen mit Jane Collins.«
    »Stimmt das?«
    Jane antwortete für mich. »Ja, das ist so. Es tut mir leid, dass ich Ihnen das sagen muss.«
    »Und wo ist sie jetzt?«
    »Unterwegs«, sagte Jane. »Zwar kann sie auch bei Tageslicht existieren, aber die Dunkelheit ist ihre Zeit. Oder die Nacht. Da ist sie oft unterwegs.«
    »Aber sie kehrt immer wieder zurück – oder?«
    »In der Regel schon«, gab Jane zu.
    »Und was ist in dieser Nacht hier? Glauben Sie, dass sie auch zurückkommt?«
    »Kann sein.«
    »Ich will sie aber nicht sehen.« Judy Simmons stemmte ihre Hände auf die Tischplatte. Sie machte den Eindruck, als wollte sie aufstehen und das Haus verlassen.
    »Keine Sorge«, beruhigte sie Jane. »Auch wenn Justine Cavallo Sie sieht, wird Ihnen nichts passieren. Sie wird sich nur über die neuen Verhältnisse wundern.«
    Judy Simmons hatte einen Entschluss gefasst. »Trotzdem«, flüsterte sie. »Ich will nicht mehr länger hier im Haus bleiben. Ich will auch kein Geschenk sein. Ich möchte weg. Das ist mir zu gefährlich. Ich will in meine Wohnung.«
    Das war verständlich. Es hätte zwar noch die Möglichkeit gegeben, auf Justine Cavallo zu warten, aber darauf konnte zumindest Judy Simmons verzichten.
    »Und wo wohnen Sie?«, fragte ich.
    »In Lisson Grove. Nicht weit vom Bahnhof Marylebone entfernt. In einem alten Haus, das früher der Bahngesellschaft gehörte. Vor einigen Jahren sind aus den alten Büros Wohnungen gemacht worden. In einer Seitenstraße der Rossmore Road.«
    »Gut.« Ich schaute sie an. »Es bleibt bei Ihrem Entschluss?«
    »Ja.«
    »Dann werde ich Sie hinbringen.«
    Für einen Moment huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. »Danke, das ist großzügig.«
    »Es wäre auch nicht schlecht, wenn John Sinclair zunächst bei Ihnen bleibt und so etwas wie ein Leibwächter für Sie ist«, sagte Jane.
    Judy überlegte. »Glauben Sie denn, dass sie es noch mal probieren wird?«
    »Damit ist zu rechnen«, sagte ich. »Sehen Sie, Sie sollten ein Geschenk für Justine Cavallo sein. Das ist jetzt nicht mehr möglich, wenn wir beide verschwinden. Es könnte durchaus sein, dass die andere Seite darauf nicht eben freundlich reagiert und erneut versuchen wird, Sie in ihre Gewalt zu bringen.«
    Judy Simmons musste meine Worte erst verdauen. »Das kann ich nicht glauben.«
    »Warum nicht?«
    »Es gibt genug andere Menschen. Warum soll ausgerechnet ich dieses schlimme Geschenk sein?«
    »Ich weiß nicht, ob es nur ein Zufall gewesen ist, Judy.«
    »Bitte, Mr Sinclair, Sie machen mir Angst.«
    »Das will ich nicht. Aber wir dürfen die Augen auch nicht vor den Tatsachen verschließen. Es kann durchaus sein, dass man Sie bewusst ausgesucht hat. Ich hoffe, dass wir die Gründe dafür herausfinden können.«
    Sie schluckte und senkte den Blick. Dann hob sie die Schultern und fragte: »Haben Sie denn eine andere Idee?«
    Die hatte ich wohl, verschwieg sie allerdings. »Nein, Judy, es ist schon besser so, wenn wir von hier verschwinden. Wir wollen es der anderen Seite nicht zu leicht machen.«
    Judy Simmons musste erst mal nachdenken. »Sie sagen damit indirekt, dass ich mich nach wie vor in Gefahr befinde?«
    »Ja. Möglicherweise auch unter Kontrolle. Wir müssen mit allem rechnen.«
    Judy hatte sich noch immer nicht entschieden. Sie warf Jane einen längeren Blick zu. Dann wollte sie von ihr wissen, was sie von dem Vorschlag hielt.
    »Ich denke, dass John Sinclair recht hat. Ich werde hier in diesem Haus bleiben und auf meine Mitbewohnerin warten. Wenn sie dann kommt, kann ich das Thema anschneiden, und Sie brauchen die Person erst gar nicht zu sehen.«
    Judy setzte noch mal nach. »Eine – eine – echte Vampirin?«
    »So ist es.«
    »Da haben Sie mich schon überzeugt. Ich will sie nicht sehen. Sorry, Jane, aber ich will eigentlich nur weg, obwohl ich Ihnen viel zu verdanken habe.«
    Die Detektivin winkte ab. »Das vergessen Sie mal. Was ich getan habe, war normal. Uns kommt es jetzt darauf an, der anderen Seite einen Strich durch die Rechnung zu machen. Und da sind Sie bei John Sinclair in guter Obhut.«
    »Wenn Sie das so sagen, glaube ich Ihnen das. Es ist auch nicht so einfach, finde ich.«
    »Genau.«
    Jetzt stand sie auf und lächelte mich etwas scheu
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