Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1686 - Kugelfest und brandgefährlich

1686 - Kugelfest und brandgefährlich

Titel: 1686 - Kugelfest und brandgefährlich
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
und die Frau schrien beide auf. Die Frau knickte weg, der Mann spuckte plötzlich Blut, bevor er zusammenbrach.
    Ich schoss.
    Karina feuerte auch. Und Chandra lief mit eingezogenem Kopf und geduckt die kurze Strecke auf die Tür zu, die sie mit der freien Hand aufzog. Nur so weit, dass sie durch die Lücke schlüpfen konnte.
    Karina kniete. Ich lag auf dem Boden, aber ich sah, wie die Agentin noch mal schoss.
    Ihre Kugel traf.
    In derselben Sekunde hatte auch Chandra abgedrückt.
    Neben mir sah ich ein schreckliches Bild, das mich von der Kugelfesten ablenkte. Karina warf beide Arme in die Luft, verlor ihre Waffe und kippte zu Boden. Ein irrsinniger Schreck durchzuckte mich. Erst Wladimir und jetzt auch noch sie?
    Aus der Bar tauchten andere Gäste auf. Männer und Frauen schrien durcheinander. Ich hetzte auf die Tür zu und glaubte nicht, dass Chandra dahinter wartete, um mich in einen Kugelhagel laufen zu lassen.
    So war es auch.
    Aber ich sah ein dunkles Fahrzeug, dessen Hintertür genau in diesem Moment zugeschlagen wurde. Der Fahrer gab sofort Gas, und mir war klar, wer da in dieses Fluchtauto gestiegen war.
    Ich ging wieder zurück. Jemand brüllte nach der Polizei. An der Tür zur Bar drängten sich die entsetzten Gaffer. Zwei Gäste lagen am Boden. Der Mann bewegte sich nicht mehr. Aus einem Einschussloch in der Brust quoll Blut. Die Frau mit der Katzenmaske saß und lehnte dabei an der Wand. Eine Kugel hatte sie ins Bein getroffen. Aus ihrem Mund drangen wimmernde Laute.
    Und Karina Grischin?
    Obwohl Blut über ihr Gesicht rann, fielen mir mehrere Steine zugleich vom Herzen, als ich sie sah. Sie saß auf dem Boden, stöhnte leise und sprach von einem leichten Streifschuss.
    »Himmel, ich hatte schon Angst, dass du …«
    »Nein, nein, ich bin okay. Was ist mit Chandra?«
    Ich senkte den Blick. »Sie ist entkommen. Der Fahrer hat sie mit einem Wagen abgeholt. Sie muss ihn wohl zuvor bestellt haben.«
    Lautlose Flüche gibt es nicht. In diesem Fall machte Karina Grischin den Eindruck, dass dies doch der Fall war. Und sie fluchte auch noch, als bewaffnete Polizisten die Bar stürmten und erst mal alle Menschen im Vorraum festnahmen.
    ***
    Für Karina und mich war es kein Problem, freizukommen. Auch wenn es recht lange dauerte. Von einem Sieg konnten wir nicht sprechen, denn die kugelfeste Chandra war uns entkommen.
    Wir verließen die Polizeistation, als der Morgen graute. Karina hatte alle Fragen abgeblockt und dabei auch noch mit einem Menschen aus dem Innenministerium telefoniert, der ihr eine noch stärkere Rückendeckung gab.
    Im Osten ging die Sonne auf. Sie rötete den Himmel, aber sie hatte nicht die Klarheit, die ich aus meinem Land kannte. Die fernen Brände hatten einen Schleier vor den runden Ball gelegt.
    »Ab jetzt habe ich wohl ein Problem mehr«, sagte Karina mit leiser Stimme.
    »Nicht nur du!«
    Sie legte mir eine Hand auf die Schulter. »Glaubst du denn, dass sie dich bis nach London verfolgt?«
    »Wer kann das wissen? Ich hoffe nur, dass du mir Bescheid gibst, wenn sie wieder auftaucht.«
    »Ich werde daran denken.« Karina schüttelte den Kopf, an dem ein Pflaster klebte. »Ich habe ja schon vieles erlebt, aber diese Mordmaschine stellt alles in den Schatten. Und dabei ist sie noch kugelfest.« Sie wechselte das Thema. »Wann musst du wieder starten?«
    »Erst wenn ich einen Besuch hinter mich gebracht habe.«
    Sie verstand sofort. »Wladimir?«
    »Wen sonst?«
    Ihre Lippen zeigten ein leicht gequältes Lächeln. »Ich glaube, dass er sich freuen wird …«
    ***
    Es war für mich ein schlimmes Bild gewesen, Wladimir so steif im Bett liegen zu sehen. Er hatte sich natürlich alles angehört und war der Meinung, dass wir es später schaffen würden, diese Frau auszuschalten, die zu den Erben Rasputins gehörte.
    Für Karina stand fest, dass sie diese Gruppe jagen würde. Wladimir wollte auch dabei helfen.
    »Ich gebe nicht auf«, hatte er noch gesagt, »ich mache weiter, wie auch immer.«
    An diese Worte musste ich denken, als ich wieder im Flieger saß. Wir hatten ihm zugestimmt, aber die Tränen in Karina Grischins Augen waren nicht zu übersehen gewesen.
    »Bis zum nächsten Mal«, murmelte ich, als die Maschine abhob und in Richtung Westen abflog …
    ENDE
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher