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1667 - Die Früchte des Wissens

Titel: 1667 - Die Früchte des Wissens
Autoren: Unbekannt
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sich, führte das Messer wie eine Sense und hatte mehrmals das Gefühl, zu treffen. Und in der nächsten Sekunde war alles vorbei. Der Schwärm verdunkelte für kurze Zeit die Sonne, so daß ein dunkler Schatten auf ihn fiel.
    Als er auf den Boden schaute, verendeten zwischen Felsblöcken und Geröll drei Zasavögel. Einer zuckte noch; zu diesem Vogel trat er hin und erlöste ihn mit einem raschen Stich. Die beiden anderen waren schon tot, als er sie untersuchte.
    Es gab kein Feuermaterial. Also rupfte Niisu die Zasas und schnitt rohes Fleisch heraus.
    Die ersten Brocken schlang er voller Gier hinunter, die anderen preßte er zusammen und verstaute sie in einem seiner Beutel. Bevor er wieder zu essen fand, mußte er lange gehen.
    Niisu legte wieder seine nasse Kleidung an.
    Die ersten Meter des Aufstiegs fielen ihm schwer; von der ungewohnten Bewegung schmerzte jeder Muskel. Doch schon bald gewöhnte er sich daran, so, wie er es gestern auch getan hatte. Nomaden waren anpassungsfähige Geschöpfe. Wohin immer sie in der Welt Canaxu wanderten, gab es stets eine Möglichkeit zu überleben.
    Kalter Wind fegte vom Land Boor her den Hang hoch. Niisu fror erbärmlich. Auf der anderen Seite sorgte der Wind dafür, daß seine Kleidung trocknete, und nach einer Weile sammelte sich Körperwärme unter dem Leder. Nun begann für ihn der eigentliche Tag. Irgendwo dort unten, am Fuß des Gebirges, hatte er die Spur seiner Leute verloren. Wohin immer er schaute, er sah nichts als Geröll und steile Passagen, die höchstens ein Klettertier überwunden hätte. Ein Nomade jedoch benötigte dazu spezielles Werkzeug, geflochtene Seile und Eisenhaken, die man in den Fels schlagen konnte. Beides besaß er nicht, ebensowenig der Stamm. Also blieb allein diese Route übrig.
    Niisu legte mehrere Kilometer zurück. Inzwischen waren auch flache Passagen dabei.
    Einigermaßen leicht war es möglich, voranzukommen -aber das galt genauso für den Stamm. .Die Route knickte an dieser Stelle ab. Mehr als zwei Kilometer weit folgte er einem schmalen Weg parallel zum Abhang. Und gegen Mittag fand er zum erstenmal genießbares Wasser; in einer Felsenmulde hatte sich ein kleiner Teich gesammelt. Der einzige Nachteil bestand darin, daß er nicht allein war. Niisu duckte sich vorsichtig hinter eine Geröllhalde und beobachtete, was geschah. Eine kleine Horde von hüfthohen Tieren hatte sich zum Schlafen an den Teich gelegt. Eines der Tiere hielt für die anderen Wache, aber sein Gehör war schlecht, sonst hätte es Niisu längst bemerkt. Daß der Wind vom Tal aus scharf nach oben wehte, war sein Glück. So wurde die Witterung des Nomaden an der Horde vorbeigeblasen.
    Hätte er nur schon die Frucht des Gebirges Rok gegessen, dann hätte er über diese Tiere Bescheid gewußt. So aber hing er völlig in der Luft. Die Reißzähne deuteten auf Räuber hin, und ihre Anzahl bewies, daß sie im Rudel jagten.
    Niisu hatte keine Chance gegen sie.
    Jedenfalls nicht auf normalem Weg. Statt dessen ging er hundert Meter weit zurück und suchte sich einen Aufstieg im Felsen. Er brauchte mehr als eine halbe Stunde, um auf etwa zwanzig Meter Höhe über dem Teich zu klettern. Wenn er Glück hatte, war die Horde längst verschwunden. Aber Wasserstellen wie diese waren auch im Gebirge selten. Das Rudel wartete auf Beute. Solche Tiere besaßen viel Geduld.
    In zwanzig Metern Höhe arbeitete sich Niisu voran. Bald hatte er den Teich erreicht. Er schaute von oben hinab auf die Tiere, die noch immer so leblos vor sich hin dösten wie vorher. Zunächst suchte Niisu einen festen Halt. Dann machte er sich daran, lautlos Geröll übereinanderzutürmen. Daß keines der Tiere aufsah oder ihn bemerkte, grenzte an ein Wunder. In diesem Stadium jedoch war das egal, weil sie ihn nicht erreichen konnten. Ihre Pfoten waren zum Klettern nicht gemacht.
    Eine weitere Stunde später hatte er seinen Haufen beisammen.
    Niisu nahm einen faustgroßen Stein - und warf ihn von oben in hohem Bogen in den Teich. Das Platschen des Wassers wirkte wie eine Detonation. Die Tiere sprangen auf, verwirrt, völlig ziellos, und liefen durcheinander. In diesem Augenblick löste Niisu seine Lawine aus. Er zog der Reihe nach die größeren, stützenden Steine weg und sprang zur Seite. Eine Tonne Gestein donnerte nieder. Eine zweite Tonne wurde auf dem Weg mitgerissen. Niisu hörte nichts mehr, weil ringsum ohrenbetäubender Lärm losbrach. Und als sich der Staub verzogen hatte, lag der Teich zwanzig Meter tiefer
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