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1662 - Der Engelfresser

1662 - Der Engelfresser

Titel: 1662 - Der Engelfresser
Autoren: Jason Dark
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die Andeutung dessen.
    Aber was war da zu sehen!
    Die blauen Augen, in denen eine Kälte lag, die Menschen wahnsinnig machen konnte. Sie war kaum zu beschreiben, denn dieser Ausdruck war einfach nur absolut böse. So urböse, dass ein Mensch automatisch Angst davor haben musste. Es war eine Kälte, die Menschen an den Rand des Wahnsinns trieb, und das traf auch auf mich zu. Das Böse hatte gewonnen. Ich war nicht in der Lage, es zu stoppen. Ich hätte versuchen können, auf die geballte Kraft der vier Erzengel zu vertrauen und mein Kreuz zu aktivieren, doch ich bekam den Mund nicht mehr auf.
    Der Sohn des Lichts verlor in diesen Momenten gegen den Sohn der Finsternis. Der Blick dieser gnadenlosen blauen Augen musste die Kraft aus meinem Körper gesaugt haben. Ich hatte Mühe, mich auf den Beinen zu halten. Sie wurden mir weggezogen. Aber ich wollte nicht fallen und versuchte, mich auf den Beinen zu halten, als ich zurückwich. Da war ich froh, gegen die Schrankwand zu stoßen, die mir Halt gab, der jedoch nicht lange anhielt, denn meine Knie wurden weich und ich sackte zusammen. Es war schlimm für mich. So demütigend. Wenn ich den Sohn der Finsternis ansehen wollte, musste ich den Kopf anheben, also zu ihm aufschauen, und das war schlimm. Er genoss seine Lage nicht. Ich war für ihn Luft geworden, denn seine eigentliche Aufgabe lag woanders. Ich wurde zu einem Zeugen, ohne eingreifen zu können. Gelassen schritt er auf denjenigen zu, der bei mir Hilfe gesucht hatte. Hätte es für ihn eine Chance zur Flucht gegeben, er hätte sie bestimmt genutzt. Aber die, gab es nicht.
    Matthias blieb dicht vor ihm stehen. Ob der Engel unter Todesangst litt, war für mich nicht festzustellen. Ich hörte von ihm nichts, ich sah keine zuckenden Bewegungen - nichts, was auf einen Fluchtversuch hingedeutet hätte.
    Dafür reagierte Matthias.
    Und ich erlebte in den folgenden Sekunden erneut seine furchtbare Zerstörungswut…
    ***
    Matthias vernichtete den Engel auf seine Weise!
    Es sah im ersten Moment nicht danach aus. Er streckte den rechten Arm aus und hob ihn an. Dann legte er die flache Hand auf den Kopf der Gestalt. Fast sah es so aus, als ob er ihn segnen wollte.
    Doch er tat etwas anderes. Er setzte die Kraft ein, die in seinem Innern steckte, und sie war stark genug, um auf den Engel überzugehen. Es sah gar nicht so schlimm aus, beinahe harmlos, aber das war kein Segnen, sondern der Beginn einer Mordtat. Ich hörte erneut schrille Geräusche im oberen Frequenzbereich. Sie malträtierten meine Ohren. Sie waren die Schreie meines Besuchers, und es schienen die letzten Laute in seiner Existenz zu sein.
    Matthias löste seine Hand vom Kopf des Opfers. Mit einer eleganten Bewegung trat er zur Seite, damit ich die volle Sicht erhielt. Ich wollte auch nicht den Kopf abwenden. Ich musste sehen, was der Sohn der Finsternis hinterlassen hatte.
    Noch immer stand der Engel in meiner Wohnung. Äußerlich gab es bei ihm keine Veränderung. Bis plötzlich etwas geschah, das für mich eigentlich nicht so überraschend war, denn jetzt fing die Gestalt an zu brennen. Es war kein normales Feuer. Aus seinem Körper hervor und um ihn herum schössen blaue Flammen in die Höhe, wobei ich an Wunderkerzen erinnert wurde, denn das Feuer brannte nicht normal. Es sprühte. Aber es war ebenso vernichtend wie die normalen Flammen, und der Flüchtling hatte keine Chance. Ein scharfer Geruch nach Elektrosmog breitete sich aus. Der nackte Körper wurde zu einem Nichts zerstört. Ich hatte damit gerechnet, dass er zu Asche zerfallen würde, die dann dem Boden entgegen rieselte. Das war nicht der Fall.
    Es gab keine Asche.
    Es gab nichts.
    Der Engel hatte keinen Körper gehabt. Er war nicht stofflich gewesen, deshalb konnte von ihm auch nichts zurückbleiben. Kein Staubkörnchen, nichts. Matthias hatte sich in die Rolle des Zuschauers begeben, und in ihr hatte er sich offensichtlich sehr wohl gefühlt. Eingreifen musste er nicht mehr. Und ich war Zeuge gewesen. Oder war es noch immer. Ich saß auf dem Fleck, ohne mich bewegen zu können. In meinem Kopf tuckerte es, und ich hatte das Gefühl, mich auf schwankendem Boden zu befinden.
    Der Sohn der Finsternis schaute mich an, und ich tat etwas, was ich tun musste. Ich schloss die Augen!
    Es war mir einfach nicht mehr möglich, diesem Blick standzuhalten. Bis ich vor mir das Kichern hörte und die Augen wieder öffnete.
    Matthias stand vor mir. Aber er hatte sich verändert. Ich durfte wieder in sein
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