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1654 - Das Versagen der Ennox

Titel: 1654 - Das Versagen der Ennox
Autoren: Unbekannt
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Durchmesser gemeinsam mit Gucky leben! Da mußte sich doch eine Begegnung arrangieren lassen, zumal Weya sie nach besten Kräften unterstützen würde.
    Shauny Target hatte sich in ihren Träumen tausendmal ausgemalt, was sie sagen oder tun würde, wenn sie erst einmal Gucky von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand. Sie wußte, daß all diese Überlegungen nichts nützten, denn wahrscheinlich würde sie vor Aufregung ganz anders reagieren, als sie wollte oder als sie es sich gedacht hatte.
    Die ersten sieben Tage nach dem Verlassen der BASIS verliefen noch eintöniger als der lange Flug von der Milchstraße bis dicht vor die Große Leere. Der Raum im Kreuzer war beschränkter.
    Und außer Weya Prentzell kannte Shauny hier niemanden näher. Die Kommandantin der KRANICH hatte wenig Zeit für die Freundin, denn sie war fast ständig im Dienst. Und in den Ruhepausen wollte Shauny sie nicht stören.
    So versah sie regelmäßig und ohne besondere Vorkommnisse ihre Schichten in der Funk- und Ortungszentrale - jeweils gemeinsam mit einem oder zwei anderen Besatzungsmitgliedern.
    Ein vernünftiger Kontakt kam dabei nicht zustande. Im Gegenteil. Der lange Flug hatte bei so manchem das Bedürfnis geweckt, allein mit sich zu sein, sich einem Buch oder einer Datenaufzeichnung zu widmen und darin aufzugehen. Da rein technisch gesehen auch nichts passierte, folgte Shauny dem Beispiel.
    Sie besaß eine kleine tragbare Datei, in der sie alle „Stücke" (wie sie es nannte) sortierte und umsortierte, die sie über Gucky besaß. Die Bildaufzeichnungen liebte sie ganz besonders.
    Aber auch die alten Berichte über Guckys Aufnahme ins Mutantenkorps der Dritten Macht und die ersten Abenteuer in der Milchstraße hatten es ihr angetan. Sie konnte die Berichte immer und immer wieder lesen, obwohl sie sie längst alle in- und auswendig kannte.
    Manchmal dachte sie, daß sie über Guckys früheres Leben bei den Terranern vielleicht mehr wußte als er selbst. Insbesondere die Zeit bis zu dem Tag, an dem der Ilt einen Zellaktivator erhalten hatte, interessierte die junge Terranerin.
    Sie hatte sich gerade in eine Frühepisode aus dem Leben des Mausbibers vertieft, als ein Signalton eine Durchsage ankündigte. Überrascht blickte sie auf. „Shauny Target wird gebeten", hörte sie, „sich sofort bei der Kommandantin in der Kommandozentrale zu melden."
    „Hast du etwas ausgefressen?" spottete der Mann, der neben ihr an den Geräten saß und sich schon seit Tagen damit beschäftigte, ein Bild zu malen. „Du wirst es erfahren, wenn ich zurück bin", entgegnete die kontaktscheue Terranerin abweisend und schaltete ihre Datei ab. Sorgfältig verstaute sie das Gerät in ihrer Kombination.
    Der Weg zur Zentrale war nicht weit. Weya Prentzell war allein in ihrer Einsatzkabine an der Peripherie des Kommandostands. Sie begrüßte Shauny freundlich.
    Zwei völlig unterschiedliche Frauen standen sich gegenüber. Die Kommandantin war groß und schwer. Mit ihren 1,90 Metern brachte sie gut hundert Kilogramm auf die Waage. Weya Prentzell galt als resolut und herrisch.
    Bei ihrer 81 köpfigen Besatzung war sie nicht sonderlich beliebt, aber man respektierte sie.
    Warum die 75jährige Frau stets so barsch und unnahbar auftrat, wußte niemand. Shauny hatte es nie gewagt, sie darauf anzusprechen. Dafür war sie zu schüchtern.
    Die Kommandantin der KRANICH trug die Haare noch kürzer als Reginald Bull und zudem dunkelblau gefärbt. Da sie auf ihre bleiche Gesichtshaut besonderen Wert legte, wirkte sie schon äußerlich hart und unnahbar.
    Shauny Target wußte, daß sich hinter dieser rauhen Schale ein weicher Kern verbarg. Da Weya Prentzell fast nie etwas über ihre Vergangenheit oder Herkunft erzählte, hatte die junge Terranerin schon früh aufgehört, darüber zu spekulieren, was der Grund für die Maske der Freundin war.
    Beiläufig hatte die Ältere nur einmal erwähnt, daß sie auf einem Kolonialplaneten namens Efrem geboren worden war.
    Die beiden waren sich zufällig kurz nach dem Start der BASIS begegnet. Sie hatten sich in einem wenig besuchten Bordrestaurant an den gleichen Tisch gesetzt. Die erfahrene Weya hatte ein Gespräch begonnen, und die scheue Shauny war dann allmählich aufgetaut.
    Die Kommunikationsspezialistin hatte damals nicht gewußt, daß sie mit einer Kreuzerkommandantin sprach. Sonst hätte sie wahrscheinlich kein Wort über die Lippen gebracht.
    Auch jetzt schwieg die zierliche Frau. Ihre Nase, auf der ein paar einsame
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