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1650 - Schrei, wenn der Albtraum kommt

1650 - Schrei, wenn der Albtraum kommt

Titel: 1650 - Schrei, wenn der Albtraum kommt
Autoren: Jason Dark
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erzählen. Lass uns erst mal ins Haus gehen.«
    »Und wer ist der Mann neben dir?«
    »Er heißt John Sinclair. Ist nicht von hier, aber ein guter Bekannter. Reicht dir das?«
    Sie war leicht eingeschnappt und sagte: »Man wird doch mal fragen dürfen.«
    »Das hat dir auch keiner verboten.« Cameron deutete auf die Tür.
    »Schließ auf, bitte.«
    »Ja, ja.« Sie trat langsam näher und bedachte mich mit misstrauischen Blicken. Dabei hatte sie die Stirn in Falten gelegt und die Lippen fest zusammengepresst. Erst als sie die Tür aufgeschlossen, wir das Haus betreten und Licht gemacht hatten, konnte ich sie mir genauer ansehen.
    Vom Alter war sie schlecht zu schätzen. Die Lebensmitte hatte sie längst erreicht, aber sie wirkte wie eine Person, die auf der Straße leicht übersehen werden konnte. Der Begriff farblos passte perfekt. Fahles Haar, das so gut wie keine Farbe hatte und zu beiden Seiten des Gesichts glatt herabhing. In der Haut zeichneten die Falten fast so etwas wie ein Schnittmuster nach. Die dünnen blassen Lippen bildeten einen Strich, und sie atmete nur durch die Nase.
    Patrick Cameron hatte den Flur als Letzter betreten. Er schloss auch die Tür, während Irma Ferguson den Reißverschluss ihrer Regenjacke nach unten zog und dabei fragte: »Wo ist Eric?«
    Cameron blieb neben mir stehen. »Er ist nicht da.«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Wie - nicht da?«
    »Wie ich es dir sagte. Er ist weg, nicht in seinem Haus. Deutlicher kann ich nicht werden.«
    Irma Ferguson schnappte nach Luft. Sie hustete leicht und sagte: »Das verstehe ich nicht. Wir waren verabredet, auch wenn es etwas später geworden ist. Er hat mich noch nie sitzen lassen. Und es ist auch wichtig gewesen, dass ich zu ihm komme.«
    »Warum denn?«
    Sie bedachte Cameron mit einem scharfen Blick. »Das geht dich nichts an, Pat.«
    »Eigentlich hast du recht. Aber hier liegt der Fall anders. Ehrlich.«
    Die Frau überlegte. Es war zu sehen, dass sie sich vor der Antwort innerlich stärkte. Mit lauter Stimme fing sie an zu sprechen.
    »Du redest wie ein Polizist, Patrick. Aber der bist du nicht mehr. Nein, das ist vorbei. Du bist pensioniert und…«
    »Hör doch auf. Das weiß ich selbst.«
    Er unterbrach sie ebenfalls mit scharfer Stimme. »Aber es gibt nun mal Situationen im Leben, da fühlt man sich, als wäre man in seinen Beruf zurückgekehrt. Ich bin noch immer Polizist. Verstehst du das?« Er nickte. »Jetzt muss ich es einfach sein.«
    Sie legte eine Pause ein und dachte nach. »Hängt das etwa mit deinem Besuch hier zusammen?«
    »Ja.«
    »Und warum seid ihr hergekommen?«
    »Ich gebe dir die Antwort. Aber erst, nachdem ich deinen Grund für den Besuch erfahren habe. Du musst kein Blatt vor den Mund nehmen. Wir werden im Ort niemandem von diesem Treffen erzählen. Du kannst uns vertrauen. Es ist wichtig.«
    Sie überlegte, strich dabei über ihr dünnes Haar und nickte nach einer Weile. Dann drehte sie sich leicht zur Seite und senkte den Blick wie jemand, der sich schämt. Nur leise kamen ihr die Worte über die Lippen.
    »Ich habe ihm helfen wollen, deshalb bin ich hier. Eric steckte in großen Schwierigkeiten. Er wusste nicht mehr weiter. Da habe ich mich angeboten, etwas für ihn zu tun.«
    »Worum ging es?«, fragte ich.
    Sie schaute mich an und schien zu überlegen, ob sie mir eine Antwort geben sollte oder nicht. Schließlich entschloss sie sich dazu, und diesmal sprach sie noch leiser.
    »Er hatte Probleme. Nicht mit sich selbst, sondern mit seinen Träumen. Darüber wollten wir reden.«
    »Was waren das für Träume?«
    Sie lachte bitter auf. »Grausame Träume. Albträume. Solche, die man keinem Menschen gönnt. Er hat schwer darunter gelitten. Die Albträume haben bei ihm für eine schreckliche Angst gesorgt, die nicht auf die Nacht beschränkt blieb, sie war auch tagsüber noch vorhanden. Das hat ihn fertiggemacht.«
    Allmählich näherten wir uns der Wahrheit. Ich fragte weiter: »Hat er Ihnen denn genau gesagt, wovor er eine so große Angst gehabt hat?«
    »Ja, das hat er. Er glaubte daran, dass sich die Träume erfüllen würden.«
    »Und wissen Sie, was er geträumt hat? Oder von wem?«
    Sie hob die Schultern an und schwieg.
    Patrick Cameron mischte sich ein. »Bitte!«, drängte er, »du musst uns vertrauen. Es geht auch uns um Eric. Deshalb sind wir hier, aber er ist nicht da, und genau das ist das Problem.«
    Irma Ferguson schaute weiterhin weg. »Ich kann euch nicht helfen«, flüsterte sie.
    »Doch, das
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