Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1648 - Geister der Vergangenheit

1648 - Geister der Vergangenheit

Titel: 1648 - Geister der Vergangenheit
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nein, diese Stimme war alles andere als eine Einbildung gewesen. Er hatte sie genau gehört.
    Noch einmal musste er sich konzentrieren und schloss dabei die Augen. Er wünschte sich die Stimme zurück, aber das geschah nicht. Sie blieb weg.
    Dass sein Gesicht feucht war, lag nicht am heißen Wasser. Sein Innerstes war aufgewühlt. Er konnte nicht sagen, wie er sich fühlte, doch eines stand für ihn fest: Er fühlte sich in seinem eigenen Haus nicht mehr sicher.
    Und er dachte an seine Frau Martine, die von all dem nichts gehört hatte und schlief.
    Wenn er sich bedroht fühlte, dann würde diese Bedrohung auch für sie zutreffen. Der Gedanke daran ließ sein Herz schneller schlagen.
    Er beeilte sich jetzt, das Schlafzimmer zu erreichen. Die Tür zog er behutsam auf. In der Dunkelheit war kaum etwas zu erkennen. Es verging schon eine Weile, bis er den Umriss seiner Frau auf der linken Betthälfte sah.
    Das leise Schnarchen beruhigte ihn. Es war ihr also nichts passiert, und nur das zählte.
    Er schob sich leise in das Zimmer hinein, ohne die Tür hinter sich zu schließen.
    Ebenso leise legte er sich in sein Bett, aber wusste auch, dass er kaum Schlaf finden würde.
    Zudem hatte Martine bemerkt, dass sie nicht mehr allein im Bett lag. Sie drehte sich auf die Seite und tastete mit der Hand nach seinem Körper. Er strich seidenweich über ihre Finger und hörte ihre gemurmelte Frage. »Alles klar?«
    Ein schmerzliches Lächeln umzuckte Marcs Lippen. »Ja, Cherie, es ist alles klar.«
    Noch immer halb im Schlaf murmelte sie die nächste Frage. »War es schlimm?«
    Beinahe hätte er aufgelacht. Die Wahrheit konnte er ihr unmöglich sagen, und so rutschte ihm die Lüge glatt über die Lippen.
    »Nein, es war nicht schlimm. Es ist alles in Ordnung: Du musst dir keine Sorgen machen.«
    »Mache ich mir aber.«
    »Schlaf jetzt.« Er beugte sich zu ihr hinüber und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen, was Martine gefiel, denn ein beruhigter Laut drang über ihre Lippen.
    Er war zufrieden, dass seine Frau weiterschlief. Am Morgen wollte er mit ihr über den gemeinsamen Urlaub sprechen. Erst mal musste die Nacht vorbei sein.
    Dass er nicht einschlafen würde, war ihm klar. Und das bewahrheitete sich auch jetzt.
    Er lag auf dem Rücken und sein Blick war gegen die Decke gerichtet. Er hörte nichts, und doch war sein Kopf voller Gedanken und Szenen.
    Wieder sah er sich in diesem furchtbaren Keller, wieder hörte er die Schreie, wieder spritzte das Blut - und er hörte erneut die Stimme in seinen Ohren.
    »Wir sind da…«
    Sofort stoppten seine Gedanken. In einem Reflex wollte der Oberkörper in die Höhe schnellen. Im letzten Augenblick hielt er sich zurück und richtete sich nur langsam auf.
    In der Sitzhaltung blieb er. Sein Blick war nach vorn gerichtet, gegen das Fußende des Betts. Er glaubte sogar, von dort die Stimme vernommen zu haben. So sehr er auch schaute, es war nichts zu sehen. Keine Bewegung in der Dunkelheit.
    Seltsamerweise beruhigte ihn das nicht. Marc fühlte sich bedroht, und er hatte längst seine sonst übliche Sicherheit verloren. Hier ging etwas vor, das er nicht fassen konnte.
    Schlagartig veränderte sich der Ausdruck in seinem Gesicht. Er riss die Augen so weit wie möglich auf. Was er da sah oder auch nur wahrnahm, das konnte es nicht geben.
    Jemand stand auf seinem Bett!
    Es war kein normaler Mensch oder Einbrecher, der sich in das Haus geschlichen hatte.
    Es war etwas völlig anderes. Er sah einen hellen Umriss, nein, sogar zwei oder drei.
    Sie standen am Fußende und starrten in seine Richtung, wobei er plötzlich ihre Stimmen hörte.
    Ein Wispern nur, ein Flüstern, aber mit einem bösen Klang unterlegt. »Die Geister vergessen nichts. Wir holen dich. Wir sind das Erbe unserer Körper, merke es dir…«
    Der ehemalige Söldner, der zurück in ein normales Familienleben gefunden hatte, war immer davon überzeugt gewesen, dass ihn nichts so leicht erschüttern konnte.
    Das war jetzt anders.
    Er wollte es nicht, und doch löste sich der leise und trotzdem schrille Schrei von seinen Lippen…
    Das war der Augenblick, in dem Martine Erwachte. Sie hatte nicht fest geschlafen, und jetzt hatte sie dieses leise Geräusch geweckt. Mit einem Ruck richtete auch sie sich auf, und sie schaute sofort zu ihrem Mann hin.
    Wegen der Dunkelheit sah sie nicht viel, nur dass er im Bett saß. Sie streckte den Arm aus, und ihre Hand fand schnell den Lichtknopf an der Nachttischleuchte, den sie leicht nach unten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher