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163 - Der Zauberhelm

163 - Der Zauberhelm

Titel: 163 - Der Zauberhelm
Autoren: A.F.Morland
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Das Kernstück der Exponate, das kostbarste Stück im ganzen Museum, wie auf der Tafel, die sich darunter befand, behauptet wurde.
    »Das wertloseste Stück im ganzen Haus«, brummte Fenmore Caulfield mit heruntergezogenen Mundwinkeln. »Dieser Helm besteht nicht einmal aus massivem Gold, sondern ist lediglich vergoldet. Trotzdem stehen die Besucher mit offenem Mund darum herum und begaffen ihn von allen Seiten.«
    Auch der junge Mann ging einmal um die Kopie herum.
    Der Helm saß auf einem schwarzen Samtkopf ohne Gesicht. Nichts sollte ablenken. Ungeheuer schwer sah er aus, und er hatte Ähnlichkeit mit diesen alten britischen Perücken; allerdings paßten die hochragenden schlanken Flügel nicht dazu, die man bei flüchtigem Hinsehen für Teufelshörner halten konnte.
    Und in der Mitte befand sich ein Auge, das, in Gold gefaßt, beim echten Helm ein geschliffener Smaragd war, während dieses hier nur aus billigem Glas bestand.
    Wenn man diesen Helm aufsetzte, passierte überhaupt nichts, aber wenn man sich den echten über den Kopf stülpte, sollten Wunder wahr werden.
    Fenmore Caulfield glaubte das. Warum hatte sein Vater sonst den echten Helm so gut und sicher aufbewahrt? Bestimmt nicht aus reiner Sentimentalität.
    Der junge Mann verließ den Ausstellungsraum und gelangte über eine Treppe, die anderen nicht zugänglich war, in den Keller. Ein kalter Fieberschauer durchlief ihn, als er vor der geschlossenen Panzertür stand.
    Sein ganzes Leben würde sich heute ändern. Wenn er durch diese Tür ging, würde eine wichtige Entscheidung fallen; nichts würde dann mehr so sicher sein wie bisher.
    Was machte Vater immer wieder im Keller? Diese Frage hatte sich Fenmore Caulfield so lange gestellt, bis er sich eine Antwort darauf verschaffte.
    Mit einem Fernglas war er seinem alten Herrn nachgeschlichen und hatte zugesehen, wie er die Zahlenkombination an der Tür des Tresorraums einstellte.
    So etwas weckt natürlich die Neugier eines jungen Menschen. Heute wußte. Fenmore, warum sein Vater die dicke Tür hinter sich immer absperrte.
    Weil niemand den Zyklopenhelm, in dem sich unheimliche Kräfte befanden, zu Gesicht bekommen sollte; weil dieser Helm ein Beweisstück war, mit dem man Wendell Caulfield überführen konnte.
    Fenmore hatte sich die Zahlenkombination gut eingeprägt. Er legte zwei Finger auf das Zahlenrad, schloß die Augen und rief sich die Kombination in Erinnerung: 1 links - 8 links - 1 rechts - 2 links - 3 rechts - 9 rechts.
    Er lachte in sich hinein. So etwas und Telefonnummern merkte er sich sehr leicht. Er hatte ein großartiges Zahlengedächtnis, und das würde er in Zukunft auch gut gebrauchen können - wenn er erst einmal mehr Geld als die Bank von England besaß. Sobald die Kombination richtig eingestellt war, ließ sich die dicke Panzerstahltür mit einem Finger öffnen. Ein Kontakt kam zustande, und im Tresorraum flammte Licht auf.
    Links stand ein futuristisch anmutendes »Rednerpult«. Die graue Granitwand dahinter war mit einem großen Kreuz versehen, dessen Zentrum ein Kreis bildete, in dem sich ein buntes Glasfenster befand, das stilisierte Blüten und Blätter zeigte. Es war sehr farbenprächtig, die Sonne schien dahinter zu scheinen, doch in Wirklichkeit waren es nur Lampen, die das bemalte Glas anstrahlten.
    Man konnte fast annehmen, in einer Kathedrale zu sein, und mit ein bißchen Phantasie konnte man das »Rednerpult« auch für einen Altar halten.
    Gier glänzte in Fenmore Caulfields Augen, als er sich dem Zauberhelm näherte. Er dachte schon an den Reichtum, der über ihn hereinbrechen würde.
    Ein dünner Schweißfilm legte sich auf seine Stirn, und seine Hände wurden feucht. Aufgeregt blieb er vor dem geheimnisvollen Helm stehen, unter dem ein mitternachtsblaues Seidengewand faltig drapiert war.
    Ich werde es anziehen, um feierlich gekleidet zu sein, wenn ich den Helm aufsetze, dachte Fenmore Caulfield. Und ich werde mich hinter diesen Altar stellen.
    Das Ganze soll einen feierlichen Rahmen bekommen.
    Fenmore griff nach dem großen Gewand, das Metallmanschetten besaß. Woher sein Vater das hatte, wußte er nicht.
    »Wie der Priester irgendeiner geheimen, verbotenen Sekte werde ich aussehen«, murmelte Fenmore, während er in das leise raschelnde, weiche Gewand schlüpfte.
    Ob sich darin auch geheime Zauberkräfte befanden? Es kam ihm beinahe so vor; auf jeden Fall fühlte er sich eigenartig feierlich.
    Kaum trug er das Gewand, da straffte sich seine Haltung, und er redete sich
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