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1626 - Die Nymphe

1626 - Die Nymphe

Titel: 1626 - Die Nymphe
Autoren: Jason Dark
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hinschauen. Sie hatte ihren Kopf gedreht und die Hände vor ihr Gesicht geschlagen. Ein Schluchzen schüttelte ihren Körper.
    Ich musste hilflos zuschauen, wie die Trolle mit ihrem Opfer in die Tiefe sanken, wo das Wasser nicht mehr so klar war. Dort wehte an verschiedenen Stellen ein Dschungel aus Pflanzen, und vom Grund her stiegen Wolken hoch, die mir die Sicht auf das Geschehen nahmen.
    Ich wollte nicht daran denken, was noch passieren konnte. Ein Opfer hatten sich die Trolle geholt. Damit würden sie sich nicht zufrieden geben. Es saßen noch zwei weitere im Boot. Jetzt musste ich mich wirklich entscheiden, ob eine Flucht nicht besser war.
    Judy May hatte die Hände wieder sinken lassen. Als ich in ihr Gesicht schaute, hatte es einen fremden Ausdruck angenommen. Es war vor Angst verzerrt.
    »Gibt es sie noch?«, flüsterte sie.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Tot - nicht?«
    »Wir müssen davon ausgehen.«
    Judy schloss die Augen. Sie wollte auch nicht mehr sprechen und zunächst mit sich allein sein. Viel Zeit konnte ich ihr nicht lassen, da wir so schnell wie möglich weg mussten. Doch auch wenn wir jetzt flohen, ich nahm mir vor, noch mal zurückzukehren. Im Moment hatte es Priorität, Judy in Sicherheit zu bringen.
    Auch sie hatte sich damit beschäftigt und fragte mit leiser Stimme: »Was sollen wir denn jetzt tun? Willst du immer noch bleiben und dich unseren Feinden stellen?«
    »Nein, wir fahren. Auch wenn Melissa das als feige ansehen würde. Ich sehe im Moment keine Chance. Ich habe mir nur fest vorgenommen, wieder an diesen Ort zurückzukehren. Allerdings mit Unterstützung, das ist sicher.«
    Endlich konnte Judy wieder lächeln, und ihr Gesicht zeigte einen entspannten Ausdruck. Ihre und meine Freude dauerte jedoch nur wenige Augenblicke, denn plötzlich geschah etwas, was wir bisher noch nicht erlebt hatten.
    Unser Boot fing an zu schaukeln.
    »Tust du das?«, flüsterte Judy.
    Ich schüttelte den Kopf. Mehr sagte ich nicht, denn ich ahnte, was das Schaukeln zu bedeuten hatte.
    Noch brannte die Lampe. Während sich das Boot immer stärker bewegte, leuchtete ich an einer Seite die Wasseroberfläche ab und sah meine schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
    Die Trolle gaben sich nicht mit einem Opfer zufrieden. Sie wollten mehr, und sie wollten uns, denn sie waren es, die das Boot zum Schaukeln brachten. Krallen hatten es gegriffen. Einige schnellten aus dem Wasser und umfassten den Wulst. Ich sah weitere Trolle, die aus der Tiefe stiegen.
    Judy schlug nach einem Kopf, als ein Troll aus dem Wasser schoss und nach ihr greifen wollte. Sie traf sein Gesicht, und er tauchte wieder weg.
    An meiner Seite versuchten gleich zwei, das Boot zu entern. Es wurde auf die linke Seite gedrückt und ich hörte Judy schreien, die gegen mich rutschte.
    »Tu doch was!«
    Ich schoss. Gleich zweimal, und beide Köpfe wurden von den Kugeln erwischt. Die Hände ließen das Boot los, die Trolle sackten ab und verschwanden in Richtung Grund.
    Für wenige Sekunden hatten wir Ruhe. Der erste Angriff war vorbei. Nur konnten wir uns nicht darauf verlassen, dass kein zweiter erfolgen würde.
    »Der Motor, John!«
    Ich war schon ans Heck gerutscht und hatte die Kordel umfasst. Der erste Zug brachte nichts. Ausgerechnet in dieser Lage! Ich wollte es erneut versuchen, als unser Schlauchboot aus der Tiefe her einen Schlag erhielt, der uns nach vorn rutschen ließ, was nicht alles war, denn eine ungeheure Kraft stemmte es am Heck in die Höhe, sodass wir uns nicht mehr halten konnten und gegen den Wulst am Bug prallten. Zum Glück war er hoch genug, dass er uns aufhielt und wir nicht über ihn hinweg ins Wasser kippten.
    Die Trolle gaben nicht auf. Sie wollten das Boot umkippen, und das würden sie schaffen, wenn sie so weitermachten.
    Es gab nichts, woran wir uns hätten festklammern können. Unsere Hände rutschen jedes Mal ab. Alles war nur glatt und irgendwie seifig.
    Wir rutschten hin und her, dabei kippte das Boot mal nach rechts, dann wieder nach links, und schon schwappte Wasser über.
    Es war nicht so leicht, ein Schlauchboot umzukippen, aber die Trolle würden es schaffen.
    Judy May klammerte sich an mir fest. Sie schrie nicht mehr, aber ihre Frage glich schon einem Schrei.
    »Willst du, dass wir gemeinsam sterben?«
    »Noch leben wir.«
    Judy lachte schrill. »Ja, und dann werden wir gefressen.«
    Ich gab ihr keine Antwort. Dafür konzentrierte ich mich auf das Boot, das erneut angehoben wurde. Aber die Trolle hatten Probleme
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