Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1624 - Die Atlantis-Hexe

1624 - Die Atlantis-Hexe

Titel: 1624 - Die Atlantis-Hexe
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gegenüber saß der Verteidiger neben dem Angeklagten. Der Mann blätterte in seinen Unterlagen, als könnte er dort noch etwas Neues finden. Er hieß Nixon und war bekannt dafür, dass er sich gern spektakuläre Fälle an Land zog.
    Zuschauer gab es auch. Die waren handverlesen. Unter ihnen befanden sich auch die Angehörigen der Opfer. Menschen, die wie große Puppen auf ihren Plätzen saßen. Bei einer Mutter war das Gesicht durch das viele Weinen gerötet.
    Shaft schaute nach vorn und hatte nur ein Ziel. Das war die Staatsanwältin. Obwohl beide eine gewisse Entfernung trennte, verspürte Purdy einen unangenehmen Schauder. Sie hatte das Gefühl, als wäre das Gesicht des Frauenmörders dicht an sie herangerückt, und gerade jetzt dachte sie wieder an Diondra. Als gäbe es zwischen dieser Person und dem Mörder eine Verbindung.
    Nein, nur das nicht! Sich nur nicht ablenken lassen, sich auf die eigenen Kräfte konzentrieren.
    Und doch wollte ihr die Person aus Atlantis nicht aus dem Kopf. Sie konnte daran nichts ändern. Sie musste stets daran denken. Es würde sie bestimmt bei ihrer Arbeit beeinträchtigen.
    Purdy Prentiss hatte ihr Plädoyer sorgfältig vorbereitet und sich die entsprechenden Notizen gemacht. Es waren nur Stichworte, die sie aufgeschrieben hatte. Die beiden Zettel hatte sie aus dem Aktenkoffer genommen und vor sich hingelegt. Da der Richter noch immer nicht erschienen war, nahm sie sich die Zeit, die Notizen noch mal durchzugehen. Es war nicht viel und normalerweise kein Problem.
    Und doch wurde es für sie zu einer Tortur. Sie schaffte es einfach nicht, sich so darauf zu konzentrieren, wie sie es gern getan hätte. Stets lenkte sie etwas ab, und das war nicht nur der böse Blick des Killers, sie spürte die Störung auch in ihrem Kopf und ging davon aus, dass es mit der Vergangenheit und damit auch mit der Macht dieser Diondra zusammenhing.
    Ein Glas Wasser stand bereit.
    Sie trank.
    Im Mund wurde es besser. Leider nicht im Kopf. Da war noch immer eine Ablenkung vorhanden, die sie sich nicht erklären konnte und die auch nicht normal war.
    Konzentration! Daran dachte sie. Ich muss mich konzentrieren, sonst bin ich verloren. Es geht einfach nicht, das hier ist mein Job und nichts anderes.
    Klar, man beobachtete sie. Nicht nur der Killer. Auch die Besucher warfen ihr die entsprechenden Blicke zu. Zwar nicht gewollt, aber sie kannte das Spiel.
    Die Menschen konnten bei diesen Sitzungen nicht einfach nur auf einen Fleck starren. Sie mussten ihre Blicke schweifen lassen. Da wurde sie zwangsläufig beobachtet.
    Sicherlich waren auch die Schweißperlen auf ihrer Stirn zu sehen. Das wiederum war ein Grund für sie, noch nervöser zu werden.
    Reiß dich zusammen!, befahl sie sich. Du musst dies einfach durchstehen. Keine Schwäche zeigen.
    Es war leichter gedacht als getan. Noch etwas war seltsam. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit sie den Gerichtssaal betreten hatte. Das Zeitgefühl hatte sie leider verloren, und das sah sie als schlimm an. Es war für sie zu einer zusätzlichen Belastung geworden. In den folgenden Sekunden vermied sie den Blickkontakt mit dem Angeklagten.
    Endlich erschien der Richter.
    Mason Kilrain war ein erfahrener Mann, der seinen Beruf schon zwanzig Jahre lang ausübte. Und er war bekannt dafür, dass er so gut wie nie lachte. Das tat er auch jetzt nicht, als er den Raum betrat und zuschaute, wie sich die Anwesenden von ihren Plätzen erhoben. Da machte auch der Angeklagte mit, der sich lässig gab und in dessen Gesicht nach wie vor die Arroganz klebte.
    Auch Purdy Prentiss war aufgestanden. Sie fühlte sich noch immer unnormal. Ihre Beine zitterten. Nur mühsam bewahrte sie Haltung und war froh, als sie sich wieder setzen konnte. Lange würde das nicht der Fall sein, denn nach den erläuternden Einführungen des Richters würde sie ihr Plädoyer beginnen müssen.
    Mason Kilrain sprach erst die Zuschauer an. Er vergatterte sie praktisch.
    Keine Störungen, keine Zwischenrufe. Sollte man sich nicht daran halten, würde er den Saal räumen lassen.
    Danach wandte er sich an den Angeklagten. Es würde eine längere Rede werden, da kannte sich Purdy aus. In dieser Zeit hoffte sie, sich wieder erholen zu können, dass sie zu ihrer Konzentration zurückfand.
    Nur nicht versagen, nur nicht…
    »He, ich bin noch da!«
    Die Worte erreichten sie. Zugleich spürte sie wieder den Anfangsschmerz in ihrem Kopf. Sie riss den Mund auf, ohne etwas zu sagen. Zum Glück wurde dies
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher