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1621 - Die Verdammten

1621 - Die Verdammten

Titel: 1621 - Die Verdammten
Autoren: Jason Dark
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er leicht den Kopf.
    »Wo bist du, Unbekannter? Zeig dich!« Er breitete die Arme aus. »Ich bin gekommen, um mit dir zu reden. Ich will wissen, wo ich dich finden kann. Oder bist du einfach nur zu feige?«
    Bei den letzten Worten war seine Stimme immer lauter geworden. Auf eine gewisse Weise fühlte sich der Geistliche sogar erleichtert, denn jetzt musste die andere Seite etwas unternehmen.
    Und sie tat es auch.
    Da es um ihn herum wieder still ge worden war, hörte er ein Geräusch.
    Es war für ihn nicht einzuordnen, er wusste auch nicht, aus welcher Richtung es an seine Ohren gedrungen war. Er wusste nur, dass er sich nicht getäuscht hatte.
    McCallum hatte vorgehabt, bis zum Altar zu gehen. Dahinter erhob sich noch der Hochaltar. Den aber wollte er in Ruhe lassen. Er fand den Platz, an dem er stand, gut, und er hoffte, dass es auch der andere es so sah.
    Es tat sich nichts, aber er stellte fest, dass jemand vorhanden war, denn er schickte seine Botschaft. Und das geschah auf eine Art, mit der McCallum nicht gerechnet hatte.
    Es war der Geruch…
    Zuerst glaubte er an eine Täuschung. Was da seine Riechnerven traf, konnte es nicht geben. Nicht hier, sondern an anderen Orten, wo Tote lagen, die man nicht begraben hatte und die bereits in Verwesung übergegangen waren.
    So war es auch hier. Der widerlich süßliche Geruch einer Verwesung erreichte ihn. Er war noch recht schwach, aber er störte ihn, denn McCallum wusste, dass dieser Gestank nicht aus dem Nichts entstand.
    Da musste es einen Grund geben, und der befand sich mitten in der Kirche. Dieser Geruch war ihm völlig fremd. Er passte nicht in dieses Umfeld. Auf einem Friedhof wäre er besser aufgehoben gewesen.
    Aber hier…?
    Eine schreckliche Vorstellung entstand in seinem Kopf. Es konnte sein, dass irgendjemand, der die Kirche hasste, Leichen in sie hineingelegt hatte und nicht im Traum daran dachte, sie wieder abzuholen.
    Die Vorstellung war so grauenhaft, dass er sie aus seinem Kopf verbannen wollte.
    Er schaffte es nicht. Der Geruch sorgte dafür. Er war so widerlich und fremd. Und Father McCallum wusste nicht, aus welcher Richtung er ihn erreichte. Er schien überall zu sein, und das machte ihn so fertig.
    Bleiben oder wegrennen?
    Für einen kurzen Moment fürchtete er um sein Leben, doch dann warf er alle Bedenken über Bord. Nein, er wollte nicht feige sein und den Grund für diesen Verwesungsgestank erfahren.
    Kurz nach diesem Gedanken erlebte er die Veränderung. Zwar blieb der Gestank, aber die Stille nicht mehr, denn jetzt hörte er die schlurfenden Geräusche auf dem Steinboden, als würde sich jemand mühsam weiter schleppen.
    Von links, ja, von links war das Geräusch gekommen!
    Father McCallum drehte den Kopf. In der Dunkelheit war zunächst nichts zu sehen, aber bei genauerem Hinschauen weiteten sich seine Augen.
    Da sah er die Gestalt. Sie bestand aus einem Umriss, aber dieser Umriss bewegte sich genau in seine Richtung.
    Zu hören war nicht viel. Nur dieses Schlurfen blieb, und McCallum spürte, dass sich die Haut in seinem Nacken straffte. Er wusste, dass es keine freundliche Begegnung sein würde, die er mit dieser Gestalt haben würde, die er noch immer nicht richtig sah und doch die Gefahr spürte, die von ihr ausging.
    Sie war kein Freund, kein Verbündeter, und sie stank, als würde sich der Körper bereits in einem fortgeschrittenen Stadium der Verwesung befinden. Aber das konnte nicht sein. Das war zu weit hergeholt. Das widersprach aller Logik.
    Und doch war sie da.
    Und sie kam näher.
    Es gab kein Licht, das die Gestalt hätte anleuchten können. Im Innern der Kirche herrschte eine graue Finsternis, in der kein Umriss deutlich hervortreten konnte.
    Dennoch sah McCallum die Umrisse der Gestalt, die auf ihn zuschlurfte und dabei ihren Körper zur Seite gedreht hatte und gebückt hielt. Auch wenn es völlig verrückt war, an so etwas zu denken, doch er wurde den Gedanken nicht los, dass es sich bei dieser Gestalt um jemanden handelte, der schon tot und nun zurückgekommen war. In einer derartigen Umgebung musste man einfach zu diesem Schluss kommen.
    Zudem wenn man ganz allein war und keine Hilfe zu erwarten hatte.
    Jetzt blieb der andere stehen.
    Ein Totengespenst. Nicht mehr und nicht weniger. Sein Ziel hatte er erreicht, und McCallum, der sich fühlte wie in Eis eingeschlossen, war gespannt darauf, wie es weitergehen würde.
    Viel Hoffnung, was ihn selbst betraf, hatte er nicht…
    ***
    Es gibt Tage oder Abende, die man nie
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