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1592 - Der Tiermensch

1592 - Der Tiermensch

Titel: 1592 - Der Tiermensch
Autoren: Jason Dark
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richtig«, gab sie zu. »Ich dachte daran, nach ihr zu rufen. Vielleicht bekommen wir eine Antwort. Es könnte ja auch so sein, dass sie auf uns wartet.«
    Ich nickte. »Das wäre eine Möglichkeit. Noch will ich sie nicht…«
    Etwas riss mir die nächsten Worte von den Lippen, denn ich hörte etwas, das mir den Atem raubte. Auch Maxine sagte nichts. Sie stand neben mir und hielt den Mund offen.
    Sekunden verstrichen. Wir hatten uns nach links gewandt, denn von dort waren die Geräusche gekommen.
    »Das ist aber nicht Carlotta, oder?«
    »Glaube ich auch nicht.«
    Wir schwiegen, weil wir herausfinden wollten, welche Geräusche das waren. Schreie waren es nicht. Die hörten sich anders an. Mehr ein Keuchen und Stöhnen, als stünde ein Mensch unter starkem Druck, der zudem von Schmerzen begleitet wurde.
    Wir sahen immer noch nichts, wir hörten nur die Geräusche, die uns sehr beunruhigten.
    Wir schauten uns an.
    »Weißt du Bescheid, John?«
    »Ich denke schon.«
    »Das kann nicht Carlotta sein.« Maxine sprach schnell weiter. »Kannst du dir diesen Noah Lynch vorstellen, dass er sich so verhält? So schreit und vielleicht auch tobt?«
    »Nur wenn er sich verwandelt.«
    »Es ist keine Nacht und…«
    Ich winkte ab. »Er ist kein direkter Werwolf. Er ist der Tiermensch und möglicherweise erst auf dem Weg, zu einem Werwolf zu werden.«
    Maxines Gesicht zeigte Erschrecken. »Und Carlotta?«, hauchte sie.
    Es brachte uns nichts, wenn wir noch länger hier herumstanden und diskutierten. Wir mussten los und so schnell wie möglich dorthin gelangen, wo diese Geräusche aufklangen.
    Die Richtung stand fest. Es gab genügend Lücken, durch die wir huschen konnten, und wir hörten auch, dass die Geräusche lauter wurden.
    Dann sahen wir es!
    Nein, wir sahen eigentlich nicht viel. Nur eine Stelle am Waldboden, in der das Laub in die Luft flog. Es gab aber keinen Wind, der dafür sorgte, sondern Hände, Arme und Beine eines Wesens, das sich im Laub wälzte, dabei Stöhnoder Schreilaute ausstieß und mit sich selbst zu kämpfen schien.
    Maxine blieb stehen. Sie hielt sich an einem tief hängenden Ast fest.
    »John, das ist er. Das muss Noah Lynch sein.«
    »Ich denke auch.«
    »Und jetzt?«
    Ich gab keine Antwort und setzte mich wieder in Bewegung. Mit langen Schritten stürmte ich vor.
    Ich sah schon bald, dass wir mit unserer Vermutung richtig gelegen hatten. Es war Noah Lynch, der sich so wild benahm. Aber es war nicht mehr der Mann, den Maxine Wells kannte. Er war dabei, seine Zweitgestalt anzunehmen, und diese Szene raubte uns beide den Atem.
    Wir waren in einer Entfernung von etwa fünf Metern vor ihm stehen geblieben und sahen, was da vor uns am Boden ablief.
    Noah Lynch litt. Er war bereits zu einer Kreatur geworden. Auf seinem Kopf wuchs kein normales Haar mehr. Es hatte sich in ein dichtes Fell verwandelt, das sich wellenartig bewegte, wenn er den Kopf schüttelte.
    In seinem Gesicht war nur noch auf der linken Hälfte die normale Haut sichtbar. Die rechte Seite war unter einem bräunlich roten Fell verschwunden.
    Seine Hände waren zu Krallen geworden, die mit dunklen Nägeln bestückt waren, die leicht etwas aufreißen konnten.
    »Mein Gott«, flüsterte Maxine neben mir. »So also sieht es aus, wenn man von einer Werwölfin gebissen wird. Oder das ist die Folge davon.«
    Sie war ziemlich durcheinander.
    Ich war es nicht. Ich war auf eine solche Situation eingestellt gewesen.
    Verwandlungen dieser Art erlebte ich nicht zum ersten Mal, aber ich ging auch davon aus, dass es sich nicht um einen normalen Werwolf handelte. Der oder das hier war etwas anderes. Man konnte durchaus von einer Mischung aus Mensch und Tier sprechen.
    Eben der Tiermensch!
    Er hatte seine Mutation hinter sich. Jetzt hockte er wie leblos im Laub.
    Seine Augen sahen wir nicht, weil er den Blick von uns weg gerichtet hatte. Aber das würde sich schnell ändern, das war mir klar. Einer wie er konnte das Fremde oder Feindliche wittern.
    Wir wollten ihm die Initiative überlassen und verhielten uns auch weiterhin ruhig. Irgendwann musste er etwas unternehmen.
    Es begann mit einem Heullaut, danach wirbelte er nach rechts, bekam uns zu Gesicht und starrte uns an.
    Meine Hand lag auf dem Griff der Beretta. Ich zog sie noch nicht. Ich wollte nichts provozieren. Dafür betrachtete ich das Gesicht, das fast zugewachsen war.
    Carlotta hatte davon gesprochen, was sie in dem Gesicht noch an menschlichen Zügen gesehen hatte. Diese gab es nicht mehr. Die
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