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1540 - Das Drachenriff

1540 - Das Drachenriff

Titel: 1540 - Das Drachenriff
Autoren: Jason Dark
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Finger waren dabei leicht gespreizt, und einen Moment später kam es zu einer ersten Berührung.
    Die Frau atmete auf. Ihre große Befürchtung war nicht eingetreten. Sie spürte an der Spiegelfläche einen Widerstand, auch wenn er anders war, als sie es sich vorgestellt hatte.
    Er war hart - und er war zugleich auch weich. Genau das irritierte sie für einen Moment, aber sie zog ihre Hand nicht zurück und drückte etwas stärker dagegen.
    Da passierte es.
    Plötzlich weichte die Fläche auf. Der Spiegel hatte seine Härte verloren.
    Die Oberfläche konnte zwar nicht mit einem Pudding verglichen werden, doch ihre normale Härte hatte sie verloren. Ihr kam es wie ein Wunder vor, dass sich die Fläche möglicherweise kneten ließ.
    Purdy drückte weiter.
    Wieder geschah etwas.
    Sie schrie leise auf, als sie den plötzlichen Sog spürte und in die große Fläche hineingezogen wurde.
    Eine Sekunde später war sie aus dem Zimmer verschwunden…
    ***
    Tanner gehörte nicht zu den geduldigsten Menschen, das wusste jeder, der mit ihm zu tun hatte. Und so war es auch in diesem Fall. Er hatte Purdy Prentiss gehen lassen und sich mit seinen Leuten unterhalten. Der Arzt hatte sich mit der Leiche beschäftigt. Vor etwa drei Stunden war Franco Sylvester ins Reich der Toten geholt worden. Aber durch wen?
    Um dieses Thema drehten sich die Unterhaltungen der Männer. Wobei eines feststand. Es waren keine Spuren eines Eindringlings entdeckt worden, abgesehen von denen der Zugehfrau, die den Toten entdeckt hatte.
    Der Doc sprach davon, dass die Waffe blutig gewesen sein musste, nur waren keine weiteren Blutspuren entdeckt worden. Auch keine Fußabdrücke. Von Finger ab drücken gar nicht zu reden. Der Mörder hatte seinen blutigen Job wirklich perfekt erledigt, das mussten selbst die Fachleute zugeben.
    Sie gingen davon aus, dass es jemand gewesen sein musste, der den Toten gut gekannt hatte. Er war in die Wohnung eingelassen worden, und da war es dann zu einem Kampf gekommen.
    »Ja«, stimmte auch der Chiefinspektor zu. »Wobei mich nur eines stört. Warum liegt dieser Tote direkt vor dem Spiegel? Er hat dicht davor gestanden, wurde getötet, ist nach hinten gekippt und war tot. Diese Haltung lässt darauf schließen, dass sein Mörder aus dem Spiegel getreten ist, um ihn umzubringen.«
    »Oh, das ist wohl nicht möglich.«
    »Meinen Sie, Doc?«, knurrte Tanner.
    »Ja.«
    Tanner drehte den Kopf und fragte den Chef der Spurensicherung, der an seinen dünnen Handschuhen herumfummelte. »Was denken Sie denn darüber?«
    »Ich weiß es nicht. Theoretisch könnte es natürlich sein, aber in der Praxis…« Er ließ alles Weitere offen.
    Tanner verzog den Mund und zeigte sein Bullbeißergesicht. »Das ist wieder mal ein Fall, der mich daran denken lässt, in Pension zu gehen. Aber er spornt mich auch an.«
    »Was ist denn mit der Staatsanwältin?«, wurde er gefragt.
    »Die ist noch am Tatort.«
    »Ziemlich lange, wie?«
    Tanner stutzte. »Ja, da haben Sie recht. Wahrscheinlich ist der Tote interessant für sie.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte der Arzt. »Wie dem auch sei. Mein Job ist vorläufig erledigt. Ich werde mich später noch mit dem Tote beschäftigen.«
    »Ja, Doc, ist gut.« Es gefiel Tanner auch nicht, dass Purdy Prentiss so lange wegblieb. Die Zeit, die man benötigte, um einen Tatort in Augenschein zu nehmen, war längst verstrichen. Außerdem gehörte sie nicht eben zu den Neulingen im Geschäft. Es war schon seltsam.
    Der Chiefinspektor brummelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart, was sich mehr wie ein Knurren anhörte, machte dann kehrt und ging auf das Mordzimmer zu, dessen Tür offen stand, sodass er es problemlos betreten konnte.
    Die Leiche lag noch immer an derselben Stelle, das sah er auf den ersten Blick. Ihm folgte ein zweiter, und der ließ ihn schon nachdenklich werden, denn von der Staatsanwältin sah er nicht die geringste Spur. Sie war nicht da.
    Tanner stieß scharf die Luft aus. Er stand in der Mitte des Zimmers und schüttelte den Kopf. Eine zweite Tür, durch die Purdy Prentiss das Zimmer hätte verlassen können, gab es nicht. Wäre sie normal hinausgegangen, hätte sie Tanner treffen müssen. Die Fenster waren geschlossen. Außerdem hätte es für sie keinen Grund gegeben, aus dem Fenster zu springen. Er ging davon aus, dass hier etwas nicht stimmte.
    Er zog den grauen Filz auf seinem Kopf in die Stirn. Bei ihm ein Zeichen, dass er ein Problem hatte, und mit diesem Problem behaftet, wandte er
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