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1539 - In der Eastside

Titel: 1539 - In der Eastside
Autoren: Unbekannt
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setzte sich vor das Terminal und begann zu arbeiten.
    Sie gab Symbole ein. Symbole, die wie seltsame, abstrakte Grafiken aussahen.
    Altkartanische Schriftzeichen.
    Sie wurden heutzutage kaum noch verwendet, weil sie sogar den Kartanin selbst zu kompliziert waren. Selbst Atlan, der ein photographisches Gedächtnis besaß, hätte sicher große Mühe gehabt, sich wenigstens einen kleinen Teil dieser Zeichen einzuprägen, noch dazu innerhalb der wenigen Sekunden, die Dao-Lin-H’ay brauchte, um die komplexen Symbole aufzubauen.
    Ronald Tekener versuchte es gar nicht erst.
    Dao-Lin-H’ay beherrschte diese alte Schrift offenbar perfekt. Tekener sah ihr fasziniert zu. „Mit dem, was ich jetzt tue, ist ein gewisses Risiko verbunden", sagte sie leise, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen. „Und ich bin mir noch nicht einmal sicher, daß es sich auch wirklich lohnen wird.
    Aber andererseits - es geht etwas vor. Es muß etwas Wichtiges sein. Ich spüre das. Sie hüten wieder einmal ein Geheimnis."
    Der Terraner mußte unwillkürlich lächeln. „Kartanin haben immer Geheimnisse", stellte er fest. „Das scheint ein Naturgesetz zu sein."
    Sie lachte leise auf - ein kurzes, heiseres, fauchendes Geräusch. „Ja, ich weiß", murmelte sie amüsiert. „Aber meine Geheimnisse sind nicht gegen euch gerichtet.
    Bei den Hohen Frauen von heute bin ich mir dessen nicht so sicher. Ich muß wissen, was der Kommandant des Raumschiffs zu berichten hat."
    „Was immer es ist", bemerkte der Terraner, „sie werden es nicht ausbreiten, wenn wir dabei sind.
    Es war nicht sehr klug von dir, Mei-Mei-H’ar vorzuwarnen."
    „Ganz im Gegenteil", behauptete Dao-Lin-H’ay ruhig. „Ich kenne meine Hohen Frauen und die Art, wie sie zu arbeiten pflegen. Alles Berechnung, mein Lieber. Wir werden erfahren, was sie vor uns verbergen wollen."
    „Und wie soll das funktionieren?"
    „Ganz einfach. Wie du selbst gerade gesagt hast: Sie werden sich hüten, ihre Geheimnisse vor uns breitzuwalzen. Das Dumme daran ist nur, daß sie im Moment selbst noch nicht wissen, welche Neuigkeiten der Kommandant dieses Raumschiffs mitbringt. Er hat nämlich darauf verzichtet, sich per Hyperfunk auch nur andeutungsweise über seine Erlebnisse in Sayaaron auszulassen. Also wird Mei-Mei-H’ar sich zurückziehen, ihn zu sich bestellen, ihm aufmerksam zuhören und ihm anschließend haarklein vorschreiben, was er in der Halles des Rates nicht sagen darf."
    „Das würde uns nur dann etwas nützen, wenn wir die Unterhaltung der beiden abhören könnten."
    „Sehr richtig."
    „Du willst mir doch nicht etwa erzählen, daß du die Möglichkeit hast, die Privatgespräche der Höchsten Frau zu belauschen!"
    „Nicht nur die der Höchsten Frau, sondern auch die aller anderen Kartanin, wenn ich Wert darauf lege. Du scheinst vergessen zu haben, daß ich einmal eine der Wissenden war. Wir hatten damals eine ganze Reihe von Tricks auf Lager."
    „Ich dachte, ihr habt das alles mit Hilfe eurer Psi-Kräfte erledigt."
    Psi-Kräfte - das war ein heikles Thema. Noch vor wenigen Wochen hätte Dao-Lin-H’ay das Gespräch an dieser Stelle abgebrochen und das Zimmer verlassen. Diese Phase war glücklicherweise vorbei, aber Tekener wußte noch immer nicht mehr und nicht weniger, als daß sie etwas von ihren Kräften übrigbehalten hatte. Wie stark diese Kräfte waren und was sie damit anstellen konnte, blieb auch weiterhin Dao-Lins Geheimnis - sie sprach nicht darüber.
    Ihr beharrliches Schweigen zu diesem nicht ganz uninteressanten Thema war für Tekener eine ständige Herausforderung. Manchmal hatte er sogar den Verdacht, daß sie das Ganze als eine Art Spiel auffaßte: Daß sie ihn absichtlich zappeln ließ und sich insgeheim über seine Versuche amüsierte, ihrem Geheimnis auf die Spur zu kommen. „Die Voica wußten sehr gut, daß man mit dem Paratau vorsichtig umgehen mußte", sagte sie. „Abgesehen davon lag es ihnen im Blut, sich stets nach allen Seiten hin abzusichern. Auch die Hohen Frauen haben damals Paratau benutzt - sie waren sogar ausgesprochen fähige Esper. Sie wußten, daß die Stimme von Ardustaar sie telepathisch überwachte. Sie hatten durchaus die Möglichkeit, sich bei gewissen Gelegenheiten davor zu schützen."
    „Ist das jemals passiert?"
    „Selbstverständlich. Alle Hohen Frauen haben es irgendwann einmal ausprobiert. Sie haben es stets erst dann aufgegeben, wenn sie merkten, daß es nichts nutzte. Dreimal darfst du raten, auf welche Weise die Voica den Hohen Frauen
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