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1510 - Der Hexenbrunnen

1510 - Der Hexenbrunnen

Titel: 1510 - Der Hexenbrunnen
Autoren: Jason Dark
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wir bereits kennen.«
    »Waren Sie schon mal da?«
    »Nein, aber eine Bekannte hat ihn erwähnt.« Ich wollte keine Einzelheiten verraten. »Deshalb ist uns der Name geläufig.«
    »Ah, so ist das.«
    Ich war froh, dass er nicht weiter nachfragte und davon sprach, dass dieser Mord wohl nicht aufgeklärt werden würde. Der fiel einfach zu sehr aus dem Rahmen.
    Ich ließ ihn in dem Glauben und fragte stattdessen: »Wie heißt der Tote denn?«
    »Kendali. Bruce Kendall.« Der Name sagte mir nichts. Auch Suko schüttelte den Kopf.
    »Und seine Frau heißt Erin. Sie hat ihn auch gefunden, und ich denke, dass sie noch immer unter Schock steht.«
    Das konnten wir uns denken. Ich fragte, ob wir uns den Toten anschauen konnten.
    »Natürlich. Wir müssen nur in den Keller fahren.«
    »Gut.«
    Das nüchterne Büro zu verlassen verursachte bei uns kein Heimweh.
    Aber die Gänge, durch die wir gingen, waren auch nicht eben einladend.
    Hinter einer Schwingtür aus Rauchglas erreichten wir einen Lift, mit dem wir in die Pathologie fahren konnten. Er stand nicht in unserer Etage, wir mussten warten.
    Mir schössen derweil einige Gedanken durch den Kopf. Hatte uns das Schicksal wieder auf eine Spur geführt? Gab es zwischen Justines Erlebnissen und dem Toten einen Zusammenhang?
    Ich wusste es noch nicht, aber ich nahm es fast an. Für uns war es jetzt auch wichtig, Einzelheiten zu erfahren.
    Der Lift ließ auf sich warten. Auf dem Gesicht des Kollegen Rice erschien ein säuerliches Grinsen. »Es ist immer so, wenn man auf etwas wartet. Da wird einem die Zeit lang.«
    »Egal.«
    Er schaute mich von der Seite her an. »Soll ich Ihnen etwas verraten, Mr Sinclair?«
    »Bitte.«
    »Ich habe mich über Sie beide kundig gemacht und muss sagen, Hut ab vor Ihnen.«
    »Warum?«
    »Mit welchen Dingen Sie sich beschäftigen. Das ist ja der reine Wahnsinn.«
    »Meinen Sie?«
    »Ja. Damit habe ich meine Probleme, da bin ich ehrlich. Das ist irgendwie nicht zu begreifen.«
    Ich winkte ab. »Man gewöhnt sich an alles, Mr Rice.«
    »Und sogar an den Fahrstuhl«, sagte Suko, »der jetzt kommt.«
    Er hatte nicht gelogen. Wir sahen den Lift hinter der Scheibe in der grauen Tür, die unser Kollege aufzog. So konnten wir die Kabine betreten, die sehr geräumig war und schon einem Lastenaufzug glich, der uns wenig später in die Tiefe brachte.
    Wir gelangten in den Keller und damit in eine Umgebung, die so gemütlich war wie ein leerer Kühlschrank. Hinzu kam, dass die vorherrschende Kühle unwillkürlich für ein Frösteln sorgte. Bei mir nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich.
    Kaltes Neonlicht, Flure, die gekachelt waren. Aber wir hörten Musik und gingen der Quelle nach. In einem Obduktionsraum mit den üblichen Tischen, auf denen die Leichen lagen, lauschten die beiden Ärzte den Klängen des Musikgenies Mozart. Dabei saßen sie auf einer Bank, aßen Sandwichs und tranken dazu Milch.
    Der Ältere der beiden Mediziner winkte Kevin Rice zu.
    »Ich habe schon auf Sie gewartet. Leider können wir Ihnen keine frische Leiche bieten.«
    »Die eine reicht uns.«
    »Sehr gut.« Der Arzt stand auf, und wir sahen, dass er kaum größer wurde. Er war eine Sitzgröße. Auf seinem Kopf verteilten sich wenige grauen Haare, und auch der Kinnbart sah grau aus.
    Sein Kollege wirkte dagegen wie ein Milchgesicht. Auch ihm reichten wir die Hand.
    »Dann wollen wir mal nach nebenan gehen.« Der Chef zupfte an seinem Kittel und ging vor. Er bewegte sich dabei wie ein Seemann auf schwankendem Schiffsboden.
    Durch eine Nebentür betraten wir die Kältekammer. Hier fanden wir die Schubfächer mit den Leichen. Der Arzt wusste genau, wohin er gehen musste.
    Er zog eine Lade auf. Sie rollte uns lautlos entgegen und stoppte in der Halterung.
    »So, dann schauen Sie mal.« Eine Plane wurde weggezogen, und vor uns lag der nackte Körper des Toten.
    Wir sahen einen Menschen, der vom Alter her in der Mitte des Lebens gestanden hatte. Mitte der vierzig konnte man schätzen.
    Ich bin kein Fachmann, aber die Haut des Toten sah schon anders aus.
    Sie war noch rötlich, nicht verbrannt, sondern verbrüht.
    Und bei genauerem Hinschauen entdeckten wir auf der Brust tatsächlich die drei Teufelsfratzen, die ein Dreieck bildeten, aber nicht miteinander verbunden waren.
    »Das ist er, meine Herren.«
    Suko und ich schauten uns den Körper sehr intensiv an. Die Augen des Mannes waren rot, und ich konnte mir schon vorstellen, dass er in den letzten Sekunden seines Lebens einiges
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