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1510 - Der Hexenbrunnen

1510 - Der Hexenbrunnen

Titel: 1510 - Der Hexenbrunnen
Autoren: Jason Dark
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beiden in diesem Fall nicht. Es war etwas passiert, das auch sie etwas angehen musste. Diese Körperflüssigkeit in den Adern der rothaarigen Lucy war alles andere als normal. Darum sollte man sich eigentlich intensiver kümmern.
    Deshalb nahm sie sich vor, Sinclair Bescheid zu geben, und es kam ihr auch entgegen, dass er und Suko noch eine Nacht auf dieser Insel bleiben würden.
    Welche Möglichkeiten boten sich ihr?
    Lange nachzudenken brauchte sie nicht. Erst mal wollte sie den Wald verlassen. Dass sie zu Fuß gehen musste, war nicht zu ändern. Sie entschloss sich, in die Richtung zu laufen, in die sie gefahren war, und nicht wieder zurück zu gehen, denn auf dem Weg hierher hatte sie kaum Lichter gesehen. Also weiter!
    Justine bewegte sich am rechten Rand der Straße. Sie hatte zudem die Hoffnung, dass ein einsamer Autofahrer irgendwann kommen und sie mitnehmen würde.
    Diese Hoffnung erfüllte sich leider nicht. Sie war und blieb allein. Sie bewegte sich durch die Dunkelheit, die noch von den Ästen der Bäume verstärkt wurde, die über ihrem Kopf fast zusammenwuchsen und so etwas wie ein natürliches Dach bildeten.
    Die Strecke kam ihr so verdammt weit vor. Sie sah kein Ende. Sie ließ noch einige Kurven hinter sich, und wäre sie ein normaler Mensch gewesen, dann hätte sie aufgeatmet. Das war einer Blutsaugerin nicht möglich. Dafür zeigte sie ein Nicken.
    Das Ende des Waldes lag vor ihr.
    Sie betrat die Straßenmitte und genoss den freien Blick, der durch nichts mehr eingeschränkt wurde. Auch hier war die Dunkelheit wie ein Tuch über die Landschaft gefallen, aber dieses Tuch hatte an verschiedenen Stellen Löcher bekommen. So sah sie rechts von sich die hellen Flecken. Vereinzelte Lichter, die zwar weit auseinander standen, aber trotzdem zusammengehörten, und sie war sich sicher, dass es sich um eine Ansiedlung handelte.
    Es war in der Dunkelheit schwer zu schätzen, wie weit der Ort noch entfernt war. Ihn zu erreichen war für die Vampirin kein Problem. In ihr steckten Kräfte, die denen eines normalen Menschen weit überlegen waren.
    Auch die Frauen hatte sie nicht vergessen. Und sie war davon überzeugt, dass sie noch mal auf sie treffen würde. Dann unter anderen Voraussetzungen, und bereits jetzt nahm sich die Cavallo vor, dass es dann nach ihren Regeln ging…
    Die Dunkelheit und die Blutsaugerin bildeten ein perfektes Paar. Justine war keinen Schritt von der vorgegebenen Richtung abgewichen und war querfeldein gegangen. Sie hatte Hindernisse wie Zäune überklettern müssen, war auch durch Gräben gegangen, in denen brackiges Wasser schwappte oder sich Morast gebildet hatte, und sah die Lichter kaum näher kommen, die sie nicht aus den Augen gelassen hatte.
    Als sie die ersten Felder erreichte, entdeckte sie auch den schmalen helleren Streifen auf dem Untergrund und wusste sofort, dass es eine Straße war, über die sie zum Ziel gelangen würde.
    Die Straße war nur ein Weg, an dessen Rand sie verharrte. Justine war auch jetzt vorsichtig. So schaute sie nach links und rechts, aber sie blieb die einzige Person in dieser finsteren Welt, und als sie auf die Uhr schaute, da stellte sie fest, dass die dritte Morgenstunde bereits angebrochen war.
    Und noch etwas bereitete ihr Probleme. Sie hatte sich darauf eingestellt, eine Spur von Lucy und ihren Verbündeten zu finden, doch da hatte sie leider passen müssen. Die Frauen blieben innerhalb der Dunkelheit verborgen oder hatten sich längst in der vor ihr liegenden Ortschaft verteilt.
    Nach etwa zweihundert Metern sah sie einen Schatten am linken Wegrand, der in die Höhe ragte. Es war ein Ortseingangsschild. Justine musste sich schon anstrengen, um den Namen zu lesen, denn in dieser Gegend hatten die Orte noch die alten keltischen Namen. Dieser jedoch war nicht so schlimm.
    »Gaerven«, buchstabierte sie. Danach hob sie die Schultern, denn gehört hatte sie ihn zuvor nicht. »Na ja, mal schauen, wo ich hier gelandet bin.«
    Es war ein Kaff, das erkannte sie selbst in der Finsternis. Aber es war nicht völlig in Dunkelheit getaucht, denn einige Lichter brannten schon.
    Sie verteilten sich über den Ort, aber zwei lagen recht dicht beisammen, und darauf konzentrierte sich die Blutsaugerin.
    Das Licht war so hell, dass sie sogar etwas erkennen konnte, und sie sah, dass ein Kirchturm angeleuchtet wurde. Er ragte nicht eben hoch und gehörte wahrscheinlich zu einer kleinen Kirche, denn eine größere brauchte man in einem derartigen Kaff nicht.
    Kirchen
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