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1502 - Am Abgrund zur Hölle

1502 - Am Abgrund zur Hölle

Titel: 1502 - Am Abgrund zur Hölle
Autoren: Jason Dark
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wie eine Heilige, die von einem hellen Schein umflort wurde.
    Ein wunderschönes Bild, von dem ich mich allerdings nicht täuschen ließ. Diese Person war gefährlich. Banshees kündigen durch ihre Schreie den Tod an, und wir hatten sie sehr deutlich gehört.
    Es gab keine Kommunikation zwischen uns. Sie blieb ebenso stumm wie ich, aber sie hielt den Blick ihrer Augen auf mich gerichtet, die aussahen wie dunkle Knöpfe in einem doch recht hellen Gesicht. Sogar das Rot der Lippen fiel mir auf, ebenso die langen lockigen Haare, die durch einen Mittelscheitel getrennt waren und zu beiden Seiten als Flut herabhingen.
    Als ich den Schein fast erreicht hatte, stoppte ich. Zum Greifen nahe standen wir voreinander.
    Ich sprach sie an.
    »Hallo Imelda…«
    Sie sagte nichts.
    »Verstehst du mich?«
    Ja, sie hatte mich verstanden, denn sie stellte mir eine Frage.
    »Hast du mich nicht gehört?«
    »Doch, das habe ich.«
    »Das war der Ruf der Banshee.«
    Erneut hatte ich ihre Antwort vernommen. Ihre Stimme hatte sich anders angehört als die eines normalen Menschen. Nach jedem Wort war ein kleiner Hall entstanden. Zuerst hatte ich gedacht, mich verhört zu haben, aber dann war es doch keine Täuschung gewesen, und ich dachte darüber nach, wie so etwas möglich war.
    Die Höhle war nicht so tief und hoch, als dass es ein solches Echo hätte geben können. So kam ich zu dem Schluss, dass die Banshee zwar da war, aber auf eine besondere Art und Weise. Ich sah sie dicht vor mir, und es trennten uns trotzdem Welten. Der helle Schein konnte sie in einer anderen Sphäre halten.
    »Mich stört der Ruf nicht«, erklärte ich ihr und achtete besonders auf meine Stimme, ob sie ebenfalls einen Nachhall produzierte.
    Das trat nicht ein. Sie blieb normal. Demnach hatte ihr Echo nichts mit der realen Umgebung zu tun.
    »Muss ich dir sagen, was mit dem geschieht, der den Schrei vernimmt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nicht nötig. Ich kenne die Macht der Banshees. Wenn ihr Schrei erklingt, ist der Tod unterwegs, um sich ein Opfer zu holen.«
    »Ja, das stimmt, Unbekannter. Das ist wahr. Aber es gibt auch Ausnahmen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, und eine steht vor dir. Ich bin erschienen, um nicht nur einen Menschen zu holen, ich werde die Anführerin derjenigen sein, die erwacht sind und sich in ihrer Ruhe gestört fühlten. Sie haben einiges zugelassen, aber was zu viel ist, das ist zu viel. Diesmal schlagen wir zurück. Das Land gehört uns. Wir haben nicht eingegriffen, als die Menschen sich die Schätze aus dem Boden holten. Die brauchten sie, um leben zu können, doch was jetzt geschieht, das darf nicht sein. Wir wollen keine radikale Veränderung haben, denn ich und meine Freunde sind die Hüter dieser kleinen Welt.«
    »Ach, seid ihr das? Wer sind denn deine Freunde?«
    »Sie warten.«
    »Auf dem Friedhof?«
    Die Banshee schien überrascht zu sein, denn sie gab zunächst keine Antwort. »Du weißt viel, Fremder, das höre ich. Dann bist du nicht ohne Grund hierher gekommen?«
    »So ist es.«
    »Aber du wirst uns nicht stoppen können.«
    Ich hob die Schultern. Eine Antwort, die auf Gewalt hindeutete, wollte ich nicht geben, deshalb sagte ich: »Man sollte die Dinge vielleicht richtigstellen und mit den Mens chen…«
    Mitten in meinen Satz hallte mir die Antwort entgegen. »Nein, das haben wir versucht. Ich habe die Menschen gewarnt. Sie haben des Öfteren meinen Schrei gehört. Ich gab ihn zur Warnung ab. Fast jeder kennt hier den Schrei der Banshee, und es hätte sich längst herumsprechen müssen, was er bedeutet. Aber was haben sie getan? Nichts. Sie haben weitergemacht. Es sind noch mehr Menschen mit Maschinen gekommen, um unser Land für sich einzunehmen. Jetzt ist Schluss, jetzt schlagen wir zurück. Die Totenruhe darf nicht weiter gestört werden.«
    Ich merkte, dass wir uns langsam dem Ziel näherten, und fragte deshalb: »Hier gibt es Tote? Wer wurde hier begraben? Sind es deine Freunde?«
    »Ja.«
    »Und sie liegen hier?«
    »Es sind die alten Druiden, die hier vor langer, langer Zeit gelebt haben. Ihre Grabstätten lassen wir nicht entweihen. Die Maschinen fressen sich immer tiefer in unsere Welt hinein, und es wird nicht mehr viel Zeit vergehen, dann sind sie am Ziel. Ich habe mir euren Freund geholt, um ihm meine Macht zu beweisen, und ihn wieder nach Letterston zurückgeschickt. Er sollte die Menschen warnen und sie darauf vorbereiten, dass bald etwas passiert. Sie sollen sich verstecken, wenn die Hölle
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