Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1484 - Der Teufel von Venedig

1484 - Der Teufel von Venedig

Titel: 1484 - Der Teufel von Venedig
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
dafür lauter.
    An Flucht dachte er nicht. Plötzlich interessierte es ihn, was die Gestalt vorhatte. Wie es aussah, wollte sie den Kanal verlassen.
    Es gab dort drüben keinen Gehsims. Das Wasser klatschte direkt gegen die Mauern, aber wer genau hinschaute, dem fielen Klettergriffe aus Eisen auf. Sie reichten nicht besonders hoch, aber sie endeten unter einer kleinen Tür, durch die ein Mensch nur gebückt gehen konnte.
    Eine Welle, die quer lief und sich irgendwie verirrt zu haben schien, trieb den Körper gegen die Wand. Sie musste ihn eigentlich in der Gegenbewegung wieder zurückholen, was jedoch nicht eintrat, denn aus dem Wasser ragte plötzlich ein bleicher Arm mit einer ebenfalls bleichen Hand. Deren Finger umklammerten eine der Sprossen.
    Keine Welle zog den Körper mehr zurück. Die angebliche Leiche klammerte sich fest und tat nichts dagegen, dass ihr Unterkörper weiterhin vom Wasser umspült wurde.
    Roberto stand starr wie ein Wachtposten am Buckingham Palace.
    Was er sah, war eigentlich unmöglich und entsprach trotzdem den Tatsachen. Da war eine Ertrunkene damit beschäftigt, sich wieder aus dem nassen Element zu ziehen. So etwas hatte er noch nie in seinem Leben gesehen und hätte es nicht für möglich gehalten.
    Hier wurden die Gesetze der Natur auf den Kopf gestellt, denn die Gestalt dachte nicht daran, in dieser Haltung zu bleiben. Sie winkelte ihren Arm an und zog sich weiter aus dem Wasser, nahm wenig später auch die zweite Hand zu Hilfe und erklomm nach und nach die Sprossen.
    Sie kletterte der Tür entgegen, und Roberto war sicher, dass sie bald im Palazzo verschwinden würde.
    Die letzte Sprosse endete direkt unterhalb der Türschwelle. Jetzt war Roberto gespannt, was passieren würde. Seine Beklemmung war nicht mehr vorhanden. Sie hatte einer gewissen Erregung und Neugierde Platz gemacht.
    Die seltsame Tote blieb stehen. Mit den Füßen hatte sie nun ebenfalls Halt gefunden. Sie schien darauf zu warten, dass man ihr die Tür von innen her öffnete.
    Das passierte noch nicht. Dafür schlug sie mit der Faust gegen das alte Metall.
    Und genau das hatte sie tun müssen!
    Im Palazzo war das Signal gehört worden, und man reagierte dort sofort. Plötzlich wurde der Zugang von innen aufgezogen. Eine viereckige Öffnung entstand, in die Roberto gern hineingeschaut hätte. Doch das war nicht möglich, denn die Wasserleiche zog sich in diesem Moment in die Höhe und verdeckte ihm die Sicht.
    Wenig später kroch die tropf nasse Gestalt durch die Öffnung in das Innere des Palazzos, gab den Weg dann wieder frei, sodass jemand die Tür schließen konnte.
    Das war es gewesen!
    Ein Traum? Ein Spuk? Oder die Wahrheit?
    Roberto hätte gern alles verdrängt, aber das konnte er nicht. Diese tropfnasse Leiche hatte es tatsächlich geschafft, die Sprossen hoch zu klettern und im Inneren des Palazzos zu verschwinden.
    Die Zeit verstrich, und Roberto merkte, dass er sich langsam aus seiner Starre löste. Er konnte wieder normal atmen, er konnte sich bewegen, aber das kalte Gefühl im Nacken wollte einfach nicht verschwinden. Er hatte etwas gesehen, das es nicht geben konnte und nicht geben durfte und trotzdem existent war.
    Eine Leiche, die lebte!
    War das ein Zombie? War das eine Gestalt, die er bisher nur aus Horrorfilmen kannte?
    Nach dem, was er alles gesehen hatte, musste er davon ausgehen.
    Es gab keine andere Erklärung und ihm kam auch keine ferngelenkte Puppe in den Sinn. Außerdem war er nicht der einzige Zeuge gewesen, der diese Unperson gesehen hatte.
    Er kaute auf seiner Unterlippe. Und immer wieder schoss ihm durch den Kopf, dass er etwas unternehmen musste. Das konnte nicht so weitergehen. Er war ein wichtiger Zeuge und wollte das Gesehene bestimmt nicht für sich behalten.
    Immer wieder schloss er die Augen. Fieberhaft dachte er darüber nach, was er unternehmen sollte. Wenn er jetzt zur Polizei lief, würde man ihn auslachen. Die Bullen würden nicht mal den Palazzo betreten.
    Also nichts tun?
    Nein, das wollte er nicht. Dafür war er nicht der Mensch. Er würde zur Polizei gehen und Meldung machen. Sollte man ihn doch für verrückt halten. Daran störte er sich nicht, denn er hatte nichts Unrechtes getan…
    ***
    Gleich landen wir im Wasser!
    Diese Gedanken gingen bestimmt einigen der Passagiere durch den Kopf, als sich der Flieger immer mehr senkte, weil er in den Landeanflug überging. Wer aus dem Fenster schaute, sah erst mal nur Wasser. Ich saugte dieses Bild auf, während Suko sich eines
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher