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1481 - Wenn alte Leichen lächeln ...

1481 - Wenn alte Leichen lächeln ...

Titel: 1481 - Wenn alte Leichen lächeln ...
Autoren: Jason Dark
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»Hier können Sie sich kundig machen.« Mit einem Kreuz markierte er die Grabstelle. »Dort müssen Sie hin.« Seine Hand wanderte weite nach unten. »Und hier stehen wir im Moment.«
    »Aha.«
    Wir schauten uns die Strecke an. Weit war es wirklich nicht. Das Ziel war auch recht leicht zu finden, denn wir konnten fast die ganze Strecke auf den Hauptwegen bleiben.
    »Kapiert?« fragte der Mann.
    »Ja, ich denke schon.«
    Suko nickte ebenfalls, und so verabschiedeten wir uns und bedankten uns für die Auskünfte.
    »Gern geschehen. Man hilft der Polizei immer wieder gern.«
    »Das hört man gern.«
    Wir hatten uns ausgerechnet, dass wir ungefähr zehn Minuten würden laufen müssen. Die Zeit kam ungefähr hin, da wir recht zügig gingen. Zwei Frauengruppen hatten wir dabei gesehen und nahmen den intensiven Geruch nach feuchter Erde und auch Pflanzen auf. Der bedeckte Himmel passte zu der Umgebung, und wir konnten wieder einmal erkennen, welchen Kitsch manche Menschen auf die Gräber stellten.
    Unser Ziel lag nicht in einem der neuen Grabfelder. Die Frau hatte schon einige Zeit unter der Erde gelegen, und die Umgebung des Grabes sah entsprechend aus.
    Hoch gewachsene Büsche und kleine Hecken umfriedeten die Ruhestätten. Es lag auch nur wenig Laub am Boden. Die Wege wirkten auch dann gepflegt, wenn sie nicht mit hellen Kieselsteinen bedeckt waren.
    Suko entdeckte das Grab zuerst. Das heißt, ihm fiel der besondere Hinweis auf. Wir hatten soeben eine kleine Oase mit Komposthaufen und Wasserbecken verlassen, als wir die beiden Besucher sahen, die vor einem Grab standen.
    »Das muss es sein, John.«
    »Und es hat Besuch bekommen.«
    Suko lachte. »Wie war das noch? Hat der Gärtner nicht von jungen Menschen gesprochen?«
    »Genau.«
    »Und das sind sie.«
    Wir gingen langsamer und bemühten uns, leise zu sein. Die beiden Besucher drehten uns ihre Rücken zu. Sie waren nur auf das Grab konzentriert, auf das sie mit gesenkten Köpfen schauten. Beide trugen dunkle Mäntel, die eigentlich zu warm für diese Jahreszeit waren. Die Kleidungsstücke reichten ihnen bis zu den Waden.
    Sie drehten sich plötzlich um, weil sie etwas gehört hatten.
    Eine junge Frau und ein ebenso junger Mann schauten uns an. Beide waren vom Alter her um die zwanzig. Unter den Mänteln trugen sie normale dünne T-Shirts ohne irgendwelche Aufdrucke.
    Die junge Frau hatte ein schmales Gesicht. Es sah sehr blass aus.
    Die Haarfarbe konnte sich nicht entscheiden, ob sie nun blond oder rot sein wollte.
    Der junge Mann hatte eine Struwwelfrisur. Viele seiner Haare standen ab wie spitze Messer. Blonde Strähnen durchzogen die braune Haarfarbe.
    »Guten Tag«, sagte ich.
    Sie nickten nur.
    Ich überlegte, ob sie ein schlechtes Gewissen hatten. Vielleicht waren sie auch nur überrascht von unserem Erscheinen und sagten erst mal kein Wort. Aber sie hatten das Grab besucht und sogar einige Gaben mitgebracht, die auf der noch lockeren Erde lagen. Einen Grabstein oder ein Kreuz sahen wir nicht.
    Dafür lagen die Gaben auf dem Grab. Kleine Briefumschläge, die schräg im Boden steckten, auch zwei Fotos, eine Kette mit hellen Perlen und ein leerer Schlüsselanhänger, den ein kleiner Totenkopf zierte.
    »Nette Geschenke«, sagte ich.
    »Na und? Ist das verboten?« fragte der junge Mann.
    »Nein.«
    »Dann brauchen Sie sich auch nicht darum zu kümmern.«
    »Im Prinzip haben Sie recht. Nur wundere ich mich darüber, dass ausgerechnet dieses Grab hier so mit Geschenken der ungewöhnlichen Art verwöhnt wird. Das ist bei den anderen Gräbern nicht der Fall.«
    »Es ist unsere Sache.«
    Die Antwort hatte sich nicht gerade kooperativ angehört. Aber davon ließ ich mich nicht beirren.
    »Sicher, das ist eure Sache. Ich wollte nur fragen, ob ihr wisst, wer hier begraben liegt.«
    »Das wissen wir.«
    »Sehr schön.«
    »Es ist Gale Hanson«, flüsterte die junge Frau.
    »Hör auf. Das brauchen die beiden nicht zu wissen. Es ist allein unsere Sache.«
    Die Sprecherin schrak zusammen, als sie so angefahren wurde, und ich nahm mir den Knaben vor.
    »Es ist auch unsere Sache«, erklärte ich. »Wir sind bewusst hier auf den Friedhof gekommen. Uns interessiert dieses Grab hier, das leer ist, abgesehen von euren Geschenken, und ich bin mir inzwischen sicher, dass dort unten keine Gale Hanson mehr liegt.«
    »Nein?«
    »So ist es.«
    »Sie erzählen Mist, Mister.«
    »Überhaupt nicht. Schaut euch das Grab mal genauer an. Da sieht die Oberfläche nicht mehr so glatt aus wie bei
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