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1473 - Sandrines Voodoo Lehre

1473 - Sandrines Voodoo Lehre

Titel: 1473 - Sandrines Voodoo Lehre
Autoren: Jason Dark
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umstanden ihn einige Männer. Sie tranken Wein und hörten dem Mann zu, der auf seiner Bank vor seinem Schaufenster hockte.
    »Ich sage euch, dass hier einiges nicht mit rechten Dingen zugeht. Was mit mir und auch den anderen passiert ist, das kann nicht normal sein. Das war ein Hammerschlag, der uns getroffen hat. Ich bin praktisch ein Invalide geworden. Ich kann nicht mehr vor meinen Maschinen stehen. Ich kann mich nicht mehr bewegen. Mein rechtes Bein ist steif wie ein Stück Holz, und die verdammten Quacksalber schauen mich nur an, bevor sie die Schultern heben und zeigen, wie ratlos sie sind. Und bei den anderen, die es erwischt hat, ist es nicht anders. Der alte Rodriguez hat sogar ein Auge verloren. Er spürte mitten in der Nacht einen irren Schmerz, und plötzlich konnte er nur noch mit dem rechten Auge sehen. Ich weiß nicht, was hier abläuft, aber normal ist das nicht.«
    Sandrine war stehen geblieben, um sich alles anzuhören. Jedes Wort saugte sie in sich auf, und es war für sie wie Balsam. Ihre Lippen zeigten ein Lächeln, und sie ging noch weiter auf die Gruppe der fünf Männer zu.
    Der Bäcker hockte vor ihnen. Zwischen seinen Beinen ragte ein Stock hoch, auf dessen Griff er sich stützte. Es gab genügend Lücken zwischen den Männern. So sah er, wer sich da näherte, und er quittierte es mit einem scharfen Lachen.
    »He, Sandrine…«
    Sie blieb stehen und freute sich, dass der Bäcker sie entdeckt hatte.
    »Ja, Monsieur?«
    »Komm mal her.«
    Sein Befehlston war ihr nicht entgangen, und dafür hasste sie den Mann mit dem hellen Haarkranz und dem roten Gesicht, dessen Färbung durch den überhöhten Blutdruck kam.
    Zwei Männer machten ihr Platz. Sandrine ging durch die Lücke und hielt vor dem Bäcker an.
    »Ja?«
    Er musste den Kopf in den Nacken legen, und es tat ihr ebenfalls gut, dass er zu ihr aufsehen musste. Wenn sie diesmal den Blick senkte, dann bestimmt nicht aus Scham.
    »Jetzt freust du dich, wie?«
    »Warum?«
    »Weil ich nicht mehr normal gehen kann. Wenn es einer mir gegönnt hat, dann du, Sandrine. Du und deine Mutter. Ihr seid für mich so etwas wie zwei verfluchte Hexen.«
    »Pardon, aber wieso sollten wir so etwas sein?«
    Der Mann stieß sein Kinn vor. »Kannst du erklären, wie mir das mit dem Bein passiert ist?«
    »Nein, das kann ich nicht. Aber manchmal sagt man, dass das Leben letztendlich gerecht ist. Kann es nicht sein, dass das bei Ihnen zutrifft, Monsieur?«
    Plötzlich funkelte Wut in seinen Augen. »Du machst dich wohl noch lustig über mich, wie?«
    »Ich habe nur meine Meinung gesagt.«
    »Du gönnst es mir!«
    Sie hob die Schultern.
    »Und du gönnst es auch den anderen, das sehe ich dir an. Ich glaube, dass man dich nur hassen kann, verflucht noch mal. Du bist so etwas wie ein Hassobjekt.«
    Sandrine lächelte. Aber nur so, dass der Bäcker es sah, die Männer nicht. Sie wünschte noch einen schönen Abend und ging davon.
    Dass er hinter ihr her fluchte, störte sie nicht. Sie hatte ihren Triumph erlebt. Er sollte froh sein, dass er noch am Leben war. Geändert hatte er sich nicht, und sie überlegte, ob sie sich noch weiter an ihm rächen sollte.
    Dann war er beruflich völlig am Ende, denn seine Frau fühlte sich als zu vornehm, um in einer Bäckerei zu stehen und Teigwaren zu verkaufen.
    Es stimmte. Einen Mann hatte sie halb blind werden lassen. Der hatte ihr nichts getan, sondern ihrer Mutter. Bei ihm hatte sich Pauline mal Geld geliehen und es mit wahren Wucherzinsen zurückzahlen müssen. Da war es ihnen sehr schlecht gegangen, und sie hatten sogar gehungert.
    Nein, sie hatte kein schlechtes Gewissen. Sie machte sich auch keine Vorwürfe. Sie hatte ihre Zeichen gesetzt, und diese waren noch längst nicht zu Ende.
    Sie schlenderte mit selbstbewussten Bewegungen über den Platz.
    Wer sie so sah und wer sie von früher her kannte, der hätte sie kaum wiedererkannt. Sie gab sich lässig, sie gab sich locker und so sicher.
    Sie genoss den leichten Wind, der über den Platz strich und auch ihr Gesicht ein wenig kühlte.
    Verschiedene Düfte und Gerüche schwängerten die Luft. Die Hitze des Tages warf ihren Ballast ab.
    Sandrines Ziel war eine kleine Mauer an der Südseite des Platzes.
    Von hier fiel der Blick in das Unterland hinein. Es war auch die Straße zu sehen, die sich von der Küste her in die Höhe wand.
    Hin und weder huschte ein Lichtschimmer über die Fahrbahn hinweg. Um diese Zeit fuhren nur wenige Autos entweder die Straße hinauf oder hinab. Wenn
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