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1441 - Der Seelenfluss

1441 - Der Seelenfluss

Titel: 1441 - Der Seelenfluss
Autoren: Jason Dark
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sein.
    Dann fiel der rechte Arm zuckend nach unten. Die Finger, die den Wurfstern hielten, öffneten sich. Das tödliche Ding fiel klirrend zu Boden. Aber der Kerl wollte nicht aufgeben. Er versuchte es mit der linken Hand. Doch dann war Shao da.
    Ich gönnte ihr den Schlag. Ihre Handkante säbelte den Killer praktisch um.
    Sie blieb noch in seiner Nähe stehen, schaute auf ihn nieder und nickte, als wollte sie ihre eigene Aktion noch mal bestätigen.
    »Das war gut«, sagte ich.
    Shao winkte ab. »Hör auf, John. Wenn du nicht geschossen hättest, ich weiß nicht, ob ich dem Wurfstern hätte ausweichen können. Danke.« Sie strich ihr Haar zurück.
    Ich kümmerte mich um die beiden Killer. Ob es bei diesen beiden blieb, wusste ich nicht. Jedenfalls würden wir nicht auf irgendwelche andere warten, sondern sofort zur Tat schreiten. Das bedeutete, dass ich die beiden so mit einer Handschelle verband, dass sie nicht weg konnten. Der eine Ring umspannte ein Fuß-, der andere ein Handgelenk.
    Jetzt ging es mir besser. Aber ich sah auch, dass Shao etwas abbekommen hatte. Sie stand sehr gerade und rieb ihren Nacken.
    »Was war?«
    Sie schüttelte sich. »Fast ein Volltreffer. Ich konnte noch soeben ausweichen.«
    »Man darf sie eben nicht unterschätzen, auch wenn sie aussehen, als hätten sie gerade die Pubertät hinter sich.«
    »Du sagst es.«
    Die beiden lagen im Schatten der Hausmauer. Zeit, um die Kugelwunde zu verbinden, hatten wir nicht. Es war wichtig, in das Haus einzudringen, um endlich einem gewissen Han-Check gegenüberzustehen, denn er war derjenige, der am großen Rad drehte.
    Aber wir überstürzten trotzdem nichts. Der Schuss hatte die Stille zerrissen. Es war durchaus möglich, dass wir eine Reaktion erlebten.
    Deshalb gönnten wir uns eine kurze Wartezeit.
    Da tat sich nichts.
    Die Stille war zurückgekehrt, und sie blieb auch weiterhin bestehen, sodass wir beide ausatmen konnten.
    Shao sagte mit leiser Stimme: »Mir macht Sorgen, dass wir noch nichts von Suko gehört haben. Zumindest muss er den Schuss vernommen haben. Ich kenne doch seine Ohren.«
    »Dann folgerst du daraus, dass etwas nicht stimmt.«
    »Ja.«
    Wir brauchten nichts mehr zu sagen. Ab jetzt war es noch wichtiger, in das Haus einzudringen. Aber auch jetzt überstürzten wir nichts. An der Hausecke blieben wir stehen, um einen Blick zum Eingangsbereich hinüber zu werfen.
    Verändert hatte sich dort nichts. Es gab das schwache Licht der Außenleuchte, das kaum den Boden erreichte, und das war auch alles. Niemand bewegte sich innerhalb des Scheins.
    Für uns war die Luft rein. Mit schnellen Schritten überwanden wir die kurze Distanz, und gingen wenig später die Stufen der Treppe von der Seite her hinauf.
    Shao bewegte sich direkt auf das Ziel zu. Ich ging schräg, denn nur so konnte ich noch einen Blick in den Garten werfen, der im Mondlicht fast verwunschen wirkte.
    Das Leben steckt immer wieder voller Überraschungen. So war es auch hier. Wir hörten jenseits der Tür aus dem Innern des Hauses ein Geräusch, und nicht mal eine Sekunde später wurde die Tür geöffnet.
    Auf leisen Sohlen huschten wir in den toten Winkel. Wahrscheinlich erlebten wir jetzt eine Reaktion auf den Schuss. Wir waren zunächst enttäuscht, dass wir wieder einen dieser dunkel gekleideten Killer sahen, der zuerst den Kopf und dann auch seinen Oberkörper nach vorn streckte, um zu schauen, ob die Luft rein war.
    Für ihn war sie nicht rein.
    Bevor er überhaupt begriff, was hier eigentlich ablief, hatte ich schon meine Beretta gezogen und schlug zu.
    Der Schlag traf den Killer wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Er verlor den Halt und fiel auf den Bauch. Wie ein Fußabtreter blieb er liegen.
    »Das war’s doch«, sagte Shao, die die Tür festhielt, damit ich den Körper des Bewusstlosen zur Seite schleifen konnte. Wir huschten ins Haus.
    Nichts Chinesisches. Eine kühle Einrichtung herrschte vor. Die wurde von Punktleuchten in der Decke erhellt.
    Es gab genügend Licht für uns, und wir sahen auch, dass kein zweiter Angreifer auf uns wartete.
    »Fehlt nur der Chef«, flüsterte Shao.
    »Den kriegen wir auch noch.«
    Ich sollte Recht behalten. Es waren kaum mehr als drei, vier Herzschläge vergangen, als wir eine Männerstimme hörten. Ich verstand nicht, was gerufen wurde.
    Shao legte zuerst einen Finger senkrecht auf ihre Lippen. Danach raunte sie: »Der sucht nach seinem Aufpasser.«
    »Sehr schön.«
    Erneut vernahmen wir den Ruf. Diesmal klang er schon näher,
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